Zum Tod des "Fahrenheit 451"-Autors Ray Bradbury

Los Angeles. Vielleicht ist die von Ray Bradbury in seinem legendären Roman "Fahrenheit 451" geschaffene Figur des Guy Montag der wichtigste fiktive Anwalt, den die Literatur nach 1945 je hatte

Los Angeles. Vielleicht ist die von Ray Bradbury in seinem legendären Roman "Fahrenheit 451" geschaffene Figur des Guy Montag der wichtigste fiktive Anwalt, den die Literatur nach 1945 je hatte. Als Feuerwehrmann ist er in "Fahrenheit 451", erschienen 20 Jahre nach der Bücherverbrennung der Nazis, ein Rädchen in einer großen diktatorischen Vernichtungsmaschinerie: Seine Feuerwehreinheit soll im Zeichen der verordneten Unmündigkeit Buchbesitzer fangen und töten und ihre Bestände anzünden. Montag, in François Truffaut unvergesslicher Verfilmung von Oskar Werner verkörpert, widersetzt sich, weil er in jener mittels Fernsehen und Vergnügungsparks dauerbetäubten Gesellschaft den Wert von Büchern zu erkennen beginnt. Am Ende lebt er mit anderen Outcasts in den Wäldern vor der Stadt und bewahrt das Erbe der Menschheit: "Wir erinnern uns, damit werden wir uns auf Dauer durchsetzen." An der Gültigkeit dieses Satzes hat sich nichts geändert.Der 1922 in Waukegan (Illinois) geborene und nun mit 91 Jahren gestorbene Bradbury erklärte später einmal, die Idee zu seinem binnen neun Tagen heruntergehackten Science-Fiction-Meisterwerk sei ihm gekommen, nachdem er ein Paar beobachtete, das schweigend durch einen Park lief, weil die Frau währenddessen per Kopfhörer eine Seifenoper hörte. Es begründete seinen Ruhm und gehört neben "1984" und "Schöne neue Welt" zu den Ikonen des phantastischen Romans. Viele seiner Sci-Fi-Werke - im Ganzen hinterlässt er 50 Bücher, darunter seine "Mars Chronicles" - erschienen zunächst als Fortsetzungen in Zeitungen; daneben schrieb er zahllose Drehbücher für den schon damals boomenden Zukunftsfilme-Markt. In vielen der zivilisationskritischen Bradbury-Texte ging es darum, uns zur Umkehr zu bewegen, wenn wir denn nicht zur Hölle fahren wollen. cis

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