Zum Geburtstag neue Ideen

Landsdorf · Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern feiern ihr 25. Jubiläum – und seit Jahren viele Erfolge. Ähnlich wie das benachbarte Schleswig-Holstein Musik Festival. Ein Blick auf die aktuellen Ausgaben beider Festspiele.

 Edles Ambiente in Schleswig-Holstein. Foto: Dorfmüller+Kröger

Edles Ambiente in Schleswig-Holstein. Foto: Dorfmüller+Kröger

Foto: Dorfmüller+Kröger

Die Augen von Markus Fein leuchten. Der Intendant der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern (FMV) sprüht vor Ideen. Auf 25 Jahre blickt Deutschlands drittgrößtes Klassikfestival in diesem Sommer zurück; doch statt das Jubiläum retrospektiv zu feiern, schauen der 44-Jährige und sein Team nach vorn und entwerfen in der Abgeschiedenheit des Gutshauses Landsdorf in einem "Pavillon der Jahrhunderte" für ein Wochenende ein Zukunftspanorama der Klassik. Ein kleines "Festival im Festival" mit Essays, Gesprächsrunden und Musik zwischen Folk und zukunftshungrigen Klängen. Es ist nur eine von diversen Themen-Inseln, die die FMV bis Mitte September in ihren 124 Veranstaltungen an fast 80 Spielstätten bieten. "Wir wollen unerhörte Orte bespielen und Geschichten erzählen", umreißt Fein seine Idee des Festivals von morgen. So wie in Prora, jenem gigantischen, doch nie vollendeten "Kraft durch Freude"-Urlaubsparadies der Nazis auf Rügen, wo sich eine Architektendiskussion zur Geschichte und Zukunft des Ortes mit einer musikalischen Wanderung zu Kagels "Zehn Märschen um den Sieg zu verfehlen" verbindet und in einem Klavierabend mit Igor Levit und Dessaus "Guernica" mündet. Oder in Waren, wo der Schlagzeuger Alexej Gerassimez die weltgrößte Schiffspropeller-Fabrik mit seinen Schlegeln für seine "Screw Symphony" erkundet. Was das Publikum toben lässt. Den Erfolg belegen auch die Zahlen: Zur Halbzeit waren 95 Prozent aller Tickets verkauft, der Rekord 2014 mit 73 000 Besuchern wird wohl erneut übertroffen werden.

Erfolgsmeldungen, wie sie ähnlich aus dem Bundesland nebenan kommen: 145 000 Karten waren hier auf halber Strecke für die 178 Konzerte des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) abgesetzt, auch hier könnte der Spitzenwert 2014 von 153 000 Besuchern bald Vergangenheit sein. Was Intendant Christian Kuhnt zum einen der gerade in den kleinen Gemeinden "ungebrochenen Euphoriewelle" zuschreibt, Festspielort zu werden und sich für das SHMF zu engagieren: "30 Jahre lang war etwa die Insel Fehmarn nicht berücksichtigt worden - nun empfängt man uns auf dem dortigen Hof Johannisberg mit der gleichen freudigen Aufgeregtheit und dem gleichen Feuer wie andernorts zu Gründungszeiten des Festivals."

Zum anderen indes setzt das SHMF seit 2014 verstärkt auf eigene dramaturgische Ideen der Musiker, "die bei uns alle Freiheiten haben". So ist der diesjährige Porträtkünstler Martin Grubinger 15 Mal zu erleben und zieht die Menschen selbst zu sperrigen Projekten wie "The Big Six" mit sechs zeitgenössischen Schlagzeugwerken. Da darf dann auch mal eine Idee wie sein Konzert der vermeintlich leichteren Muse mit Thomas Hampson daneben gehen: Arrangements von Sting und Sinatra waren des großen Baritons Sache nicht, und auch Grubinger machte keine glücklich-lässig swingende Figur. Sei's drum - das Risiko sind solche Festival-Freiheiten allemal wert.

Das Schleswig-Holstein Musik Festival läuft bis 30.8., Infos und Karten: Tel. (04 31) 23 70 70.

Die Festspiele MV laufen bis 19.9., Informationen und Karten: Tel. (03 85) 591 85 85.

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