Zukunft der Postbank offen

Frankfurt/Bonn · Seit Monaten sucht Deutschlands größtes Geldhaus nach einer neuen Strategie. Herauskommen könnte einer der größten Einschnitte in der 145-jährigen Geschichte der Deutschen Bank. Fest steht: Das Geldhaus muss weiter sparen. Vor allem die Postbank-Beschäftigten zittern.

. Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Bank suchen eine Antwort, wie der Konzern trotz immer strengerer Auflagen der Behörden und Mini-Zinsen dauerhaft wieder mehr verdienen kann. Auf dem Tisch liegen radikale Vorschläge - etwa die komplette Abspaltung des Privatkundengeschäfts. Dabei wird die Hängepartie bei der Postbank auch zur Belastung für den Tarifkonflikt bei der Bonner Deutsche-Bank-Tochter. Schon im Februar kritisierte Verdi, die Arbeitgeberseite nehme die Ängste der Postbank-Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze "offensichtlich nicht ernst". Mitte März erklärte Verdi die Verhandlungen über eine Verlängerung des Kündigungsschutzes und mehr Geld für 9500 Postbank-Beschäftigte für gescheitert. Nun droht bei der Postbank erstmals in der Firmengeschichte ein Arbeitskampf. Die Urabstimmung läuft bis 18. April. Innerhalb der Deutschen Bank kämpfen Anhänger des Privatkundengeschäfts mit Investmentbankern um die Verteilung der Gewichte im Konzern.

Drei Varianten für den künftigen Kurs hat der Vorstand dem Aufsichtsrat vorgelegt. Bei der ersten bietet die Deutsche Bank weiter als Universalbank alle Geschäfte vom Sparkonto für Privatanleger bis zum komplexen Derivat an. Die Postbank bleibt im Konzern, um Doppelstrukturen abzubauen. Variante zwei läuft auf ein rascheres Schrumpfen hinaus: Die Postbank würde verkauft oder große Anteile der Bonner Tochter würden an die Börse gebracht.

Klarster Schritt wäre die Aufspaltung der Bank und der Rückzug aus dem Privatkundengeschäft. Dieses könnte in einer neuen Gesellschaft mit den Marken Postbank und Deutsche Bank an die Börse gebracht werden und sich frisches Geld besorgen. Übrig blieben bei der Deutschen Bank Investmentbanking, Zahlungsverkehrsgeschäft und Vermögensverwaltung. Diese Variante soll von mehreren Seiten favorisiert werden - auch von Arbeitnehmervertretern. Das Filialsterben wird weitergehen.

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