Zugang für alle - mit allen Sinnen

Völklingen. Die Belange behinderter Menschen sind verbindlich. Das gilt laut einer UN-Konvention seit März 2009. Das barrierefreie Museum ist daher keine Kür, sondern Pflicht. Dennoch: Es muss organisiert und vor allem finanziert sein

Völklingen. Die Belange behinderter Menschen sind verbindlich. Das gilt laut einer UN-Konvention seit März 2009. Das barrierefreie Museum ist daher keine Kür, sondern Pflicht. Dennoch: Es muss organisiert und vor allem finanziert sein. Aus diesem Grund trafen sich an zwei Tagen auf Einladung des Saarländischen Museumsverbandes und der Tourismuszentrale Saar rund 20 Mitarbeiter saarländischer Museen im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. "Barrierefreiheit ist für zehn Prozent der Besucher notwendig, für 30 bis 40 Prozent hilfreich und für 100 Prozent komfortabel", fasst der wissenschaftliche Mitarbeiter des Saarlouiser Stadtmuseums, der Historiker Benedikt Loew, die Botschaft des ersten Tages zusammen. Doch Barrierefreiheit ist mehr als der Nachweis eines Fahrstuhls, sondern bedeutet Zugang mit allen Sinnen, erinnerte Sabine Geith vom Saarländischen Museumsverband. Auch für die Nicht-Behinderten, weiß Marianne Hilke, im Archäologiepark Xanten zuständig für Museumspädagogik und Vermittlung. Demgemäß finden sich auf dem 70 Hektar großen Areal des Freilichtmuseums eine Tast- und Riechgalerie. Es gibt Audio-Führungen und spezielle Angebote für Sehbehinderte und Gehörlose. Das kostet Zeit - und natürlich Geld, bestätigt sie. 100-prozentige Barrierefreiheit sei nicht zu erreichen, erklärt Ursula Wallbrecher vom Landesmuseum Mainz. Ihr seit 2004 umfangreich umgebautes Haus hat in Sachen Barrierefreiheit vorbildlich gearbeitet, wie ihre Präsentation unterstrich. Das reicht von der verstellbaren Schrift auf dem Touch-Screen-Monitor über zu für Rollstuhlfahrer unterfahrbaren Vitrinen bis hin zu Tast-, Riech- und Hörstationen für Sehbehinderte und den Minicomputern mit Führungen in Gebärdensprache für Gehörlose. Dabei dürfe man sich nicht mit einem "Das ist nicht möglich" zufrieden geben, erklärt die Öffentlichkeitsarbeiterin und Kunsthistorikerin, die als Rollstuhlfahrerin das Thema wie keine andere kennt. Es gilt, empfiehlt sie, "unkonventionelle Lösungen zu suchen" und stets Betroffene hinzuziehen. Wie das aussehen kann, zeigt Künstlerin und Textildesignerin Anette Böhme und das von ihr entwickelte Angebot für die Arbeit mit geistig behinderten Kindern und Erwachsenen im Europäischen Kulturpark Reinheim. Gemeinsam mit dem Keltenmädchen Gwenda, einer Handpuppe, erkundet sie liebevoll und einfallsreich das Leben der Kelten. Barrierefreiheit oder nicht, ist dabei nicht nur eine Geldfrage: "Stärkste Barriere ist die Barriere in uns, mit behinderten Kindern zu arbeiten", stellt sie fest. sg

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