Zischen und Brodeln mit dem Orchestre National de Lorraine

Saarbrücken. Wie rutscht man am besten ins neue Jahr? Locker und fröhlich. Das wissen auch das Metzer Orchestre National de Lorraine und sein Chef Jacques Mercier, die am Freitag anreisten, um in der Congresshalle mit einem ganz eigenen Neujahrskonzert zu verblüffen. Sie ließen die (musikalischen) Korken knallen - das Publikum stand Kopf

Saarbrücken. Wie rutscht man am besten ins neue Jahr? Locker und fröhlich. Das wissen auch das Metzer Orchestre National de Lorraine und sein Chef Jacques Mercier, die am Freitag anreisten, um in der Congresshalle mit einem ganz eigenen Neujahrskonzert zu verblüffen. Sie ließen die (musikalischen) Korken knallen - das Publikum stand Kopf.Unterhaltungsmusik vom Feinsten aus der Zeit zwischen Wiener Kongress und zweitem französischen Kaiserreich - unter einem besonderen Aspekt, wie Mercier in seiner originellen Conférence betonte. "Wien ist die Sehnsucht der Pariser." Treffender kann man die verzweigten musikalischen Beziehungen zwischen hüben und drüben nicht charakterisieren. Hier die rührige Wiener Familie Strauß, da der gefeierte Kölner Wahl-Pariser Jacques Offenbach. Kein Wunder, dass es überall zischte und brodelte. Die Märsche, Quadrillen, Polkas oder Walzer der beiden "Strauße" (Vater wie Sohn) waren in Paris äußerst beliebt. Ihre Süffigkeit und Eleganz zündete auch an der Seine. Offenbach war da kein direkter Konkurrent. Er saß in Paris fest im Sattel, seine Operetten wurden ständig gespielt. Er soll Johann Strauß (Sohn) den Rat gegeben haben, für die Bühne zu komponieren.

"Leichte Muse": Das klingt so harmlos und unverfänglich. Doch so "leicht" ist das alles gar nicht. Akkurates Musizieren (Blech, Schlagzeug) versteht sich von selbst. Doch das I-Tüpfelchen ist und bleibt die rhythmische Stringenz. Ein fortwährendes Branden und Kräuseln muss den Spielfluss beleben. Mercier holte mit feinem agogischem Gespür tänzerische Reserven aus seinen Schützlingen heraus. Symphonische Relikte in Offenbachschen Balletteinlagen gaben Zeit zum Durchatmen. Nur Strauß' "Kaiserwalzer" wollte nicht recht gelingen, weil er zu schnell und ebenmäßig abschnurrte. pes

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