ZF meldet Kurzarbeit bis Juni anBosch schließt Stellenabbau nicht aus

Saarbrücken. Die weltweit zurückgehende Nachfrage nach Neuwagen macht auch vor dem Saarbrücker Getriebe-Produzenten ZF nicht halt. Von Februar bis Juni wird kurz gearbeitet, sagte gestern der Vorsitzende der Geschäftsführung, Gerhard Wagner. Davon betroffen sind 5300 der 5500 Mitarbeiter

Saarbrücken. Die weltweit zurückgehende Nachfrage nach Neuwagen macht auch vor dem Saarbrücker Getriebe-Produzenten ZF nicht halt. Von Februar bis Juni wird kurz gearbeitet, sagte gestern der Vorsitzende der Geschäftsführung, Gerhard Wagner. Davon betroffen sind 5300 der 5500 Mitarbeiter. Während der Dauer der Kurzarbeit verringert sich die Wochenarbeitszeit bis April von 35 Stunden auf 26, danach bis Ende Juni voraussichtlich auf 28 Stunden. Während der Kurzarbeit wird die Frühschicht normal gefahren, Mittags- und Nachschichten auf sechs Stunden verkürzt. Außerdem arbeitet ZF in dieser Zeit freitags generell nicht. Auch in der Fastnachtswoche ruht die Produktion. Von Kurzarbeit ausgenommen sind rund 200 Beschäftigte, die die Serienproduktion des neuen Acht-Gang-Automat-Getriebes von ZF in Saarbrücken vorbereiten. Sie startet im April. Zu den Abnehmern der Weltneuheit gehören zahlreiche bekannte Kunden: von Audi über Aston Martin, und BMW bis hin zu Hyundai, Jaguar, Landrover, Porsche, Maserati und Rolls Royce. Die Kunden haben bereits zugesagt, die in Saarbrücken bestellten neuen Acht-Gang-Getriebe auch abzunehmen. ZF hatte zuvor alle Besteller persönlich angesprochen. Wegen der neuen Getriebe-Produktion hoffen Geschäftsführung und der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Schuler, dass die Kurzarbeit am Standort Saarbrücken bereits im Juli beendet werden kann. Vor allem gelte es, die Zahl der Beschäftigten zu halten.Einen generellen Aufwärtstrend in der Autoindustrie erwartet ZF-Geschäftsführer Wagner im zweiten Halbjahr 2009. Insgesamt nimmt ZF in Saarbrücken in diesem Jahr rund 140 Millionen Euro für Investitionen in die Hand. Auch alle Auszubildenden sollen übernommen werden. Zur Kurzarbeit habe es zuletzt keine Alternative gegeben. Nach "sehr gutem Absatz und Umsatz bis Mitte 2008 brach die Nachfrage von Oktober bis Dezember dramatisch ein", erläuterte Wagner. Ein Vergleich: Kamen 2007 noch 1,5 Millionen Getriebe aus der Saarbrücker Produktion, waren es Ende 2008 nur noch 980 000. Dieses Ergebnis lag fast zehn Prozent unterhalb der Vorgaben. Für 2009 müsse noch einmal mit einem Rückgang von 20 Prozent gerechnet werden. Hier kann das neue Acht-Gang-Getriebe nicht von Anfang an die Wende zum Positiven bringen. Denn "für 2009 sind zunächst 30 000 dieser Getriebe vorgesehen. Erst 2010 wird es hier steil nach oben gehen." Sorge bereitet Wagner etwas anderes: dass womöglich nicht alle ZF-Zulieferer die Autokrise überstehen. "Wenn uns einer wegbricht, können wir das Getriebe nicht produzieren." Deshalb wird hinter den Kulissen gerechnet, inwieweit ZF einem Zulieferer in Finanznot vorübergehend helfen könnte. Stuttgart. Der Autozulieferer Bosch bekommt die Krise in der Autoindustrie deutlich zu spüren und schließt auch den Abbau von Arbeitsplätzen nicht mehr aus. Für 2009 werde eines der schwierigsten Jahre seit langem erwartet. "Wie das nachfolgende Geschäftsjahr 2010 wird, können wir aus heutiger Sicht noch nicht beantworten", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Franz Fehrenbach. Bosch wolle "ohne drastische Einschnitte beim Personal auskommen. Ziel sei, die Stammbelegschaft zu halten. ddpMeinung

Hoffnung trotz Kurzarbeit

Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia Für den Getriebe-Hersteller ZF in Saarbrücken stellen sich die Folgen der weltweiten Automobil-Krise etwas anders dar als für die meisten Unternehmen, die jetzt von Kurzarbeit getroffen werden. Zwar müssen auch die ZF- Beschäftigten wegen Kurzarbeit vorübergehend finanzielle Einbußen hinnehmen. Das bringt Verdruss, denn das ursprünglich eingeplante Geld fehlt jetzt für Anschaffungen oder im täglichen Bedarf. Doch die ZF-Beschäftigten haben auch eine Trumpfkarte in der Hand: In ihrem Werk läuft im April mit der Serienproduktion der Acht-Gang-Automat-Getriebe eine Weltneuheit an. Jetzt schon stehen weltweit renommierte Autohersteller "auf der Matte", die die Getriebe bestellt haben. Es besteht also Hoffnung, dass ZF die Folgen der Autokrise besser bewältigen kann als andere. Und die Beschäftigten ihre Arbeit auch auf längere Sicht behalten.

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