Wo kein Affe und kein Zucker ist

Saarbrücken. Was gute Liebeskomödien auszeichnet, da kennt Helena sich aus. "Wenn ein Paar will, aber nicht wollen will" und am besten noch aus ganz verschiedenen Welten komme, das mache den Reiz aus, erklärt die Protagonistin in David Greigs Komödie "Eine Sommernacht" dem Mann, mit dem sie gerade im Bett gelandet ist

Saarbrücken. Was gute Liebeskomödien auszeichnet, da kennt Helena sich aus. "Wenn ein Paar will, aber nicht wollen will" und am besten noch aus ganz verschiedenen Welten komme, das mache den Reiz aus, erklärt die Protagonistin in David Greigs Komödie "Eine Sommernacht" dem Mann, mit dem sie gerade im Bett gelandet ist. Und weil das Stück des schottischen Dramatikers mit Songs von Gordon McIntyre genau nach diesem Prinzip funktioniert, hätte es eigentlich ein wunderbarer, komischer Abend werden müssen am Freitag in der Sparte 4.Es ist Mittsommernacht, wie schon bei Shakespeare eine Nacht der Gefühlsverwirrungen. Weil wir in Edinburgh sind, lässt Autor Greig es natürlich regnen. Helena, die Scheidungsanwältin, die berufsbedingt nicht mehr an Liebe glaubt, wurde gerade in einer Weinbar von ihrem verheirateten Geliebten versetzt. Und weil da gerade Bob herumsitzt und einem gemeinsamen Besäufnis nicht abgeneigt ist, endet die Nacht bei ihr daheim mit Sex.

Der klappt zwar nur mit Mühen und äußerster Konzentration, hat aber doch diffuse Bindungswünsche und -ängste freigesetzt. Als sie sich am nächsten Tag wiederbegegnen - sie muss wieder mal Brautjungfer für eine ihr Schwestern spielen, er 15 000 Pfund für seinen Gangsterboss zur Bank bringen - beschließen sie, ihr Leben zu ändern und hauen die ganze Kohle auf einem wilden Trip auf den Kopf.

Komisch wird das Stück dadurch, dass die beiden Protagonisten immer wieder aus der Rolle fallen dürfen. Teilweise erzählen sie das Geschehen, statt es zu spielen, kommentieren ihr Handeln ironisch sarkastisch und legen ihre Gedanken offen. Nicht immer sind Greigs Einfälle neu, etwa wenn er Bob mit seinem besten Stück Zwiesprache halten lässt, wie schon Doris Dörrie in "Er und ich". Das aber wäre nicht weiter schlimm, hätte Regisseur David Benjamin Brückel nur seine Schauspieler angetrieben, dem Affen Zucker zu geben. So wie es Merlin Sandmeyer, der Einmannkapelle, bei seinen kurzen Schauspieleinlagen gelingt. Ansonsten aber sieht man durchweg zwei Schauspieler, Natalie Hanslik und Gast Mathias Bleier, beim vergeblichen Bemühen, uns eine überspannte Anwältin und einen Kleinkriminellen mit Künstlerseele weiszumachen.

Als Kontrast hätte Jeremias Böttchers reduziertes Bühnenbild aus weißen Planen und Piktogrammen funktioniert, auch die brav geklampften und gesungenen Folk-Songs von McIntyre. So aber unterstreichen sie nur den braven, biederen Charakter einer Inszenierung, bei der sich das Publikum unter seinen Möglichkeiten vergnügte.

Nächste Vorstellungen am 12., 14., 18., 26. und 28. Januar.

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