Wo Hilfe kein leeres Wort ist

Saarbrücken. Der Beruf des Bergmanns ist bis in die heutige Zeit hart, entbehrungsreich und gefährlich. Jeder muss für den anderen einstehen, Kameradschaft wird zum Lebensretter. Schon früh verpflichteten sich die Bergleute dazu, sich gegenseitig in der Not zu helfen. Sie gründeten so genannte Bruderschaften. Die erste Bruderschaft, die urkundlich dokumentiert ist, stammt aus dem Jahr 1260

Saarbrücken. Der Beruf des Bergmanns ist bis in die heutige Zeit hart, entbehrungsreich und gefährlich. Jeder muss für den anderen einstehen, Kameradschaft wird zum Lebensretter. Schon früh verpflichteten sich die Bergleute dazu, sich gegenseitig in der Not zu helfen. Sie gründeten so genannte Bruderschaften. Die erste Bruderschaft, die urkundlich dokumentiert ist, stammt aus dem Jahr 1260. Sie wurde am Rammelsberg bei Goslar im Hartz gegründet. Die Urkunde stellte der Hildesheimer Bischof aus.Dieses Datum markiert den Beginn der Knappschafts-Bewegung, die in diesem Jahr ihren 750-jähriges Bestehen feiert. Der Goslaer Zusammenschluss der Knappen - wie sich die Bergleute selbst nannten - gilt als die erste Sozialversicherung überhaupt. Die Bruderschaft hatte außerdem schon 1290 damit begonnen, ein Hospital für erkrankte und verletzte Bergleute zu errichten. Auch die Versorgung der Hinterbliebenen war von Anfang an fester Bestandteil der knappschaftlichen Sozialfürsorge. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde in der sächsischen Bergbaustadt Freiberg der Grundstein für ein wegweisendes Sozialwesen gelegt. Die Altarbruderschaft der Freiberger Knappen sammelte und verwaltete Geld nicht nur für soziale und religiöse Zwecke - den "Kerzenheller". Sie machte offenbar auch schon auf Missstände im Bergbau-Betrieb aufmerksam. In dieser Zeit wurde auch der Begriff Knappschaft als ein Zusammenschluss von Knappen (Bergleuten) geprägt. Die Freiberger Knappschaft erreichte bereits im späten 15. Jahrhundert, dass im sächsischen Erzbergbau eine Art Lohnfortzahlung eingeführt wurde, wenn Bergleute aufgrund von Krankheiten oder Unfällen unter Tage arbeitsunfähig wurden. Die Knappschaftsbewegung im saarländischen Bergbau tritt mit Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken (1745 bis 1794) aus dem Dunkel der Geschichte. Er erließ 1769 eine Verordnung, die zum Ziel hatte, dass für die Bergleute eine Selbsthilfe-Einrichtung gegründet wurde. Der Fürst ordnete die Gründung einer Bruderbüchse an, der sich alle Bergleute anschließen mussten. Für ihren Büchsenbeitrag erhielten sie freie Arztbehandlung und Arznei. In Ausnahmefällen wurden sie auch bei besonderer Armut unterstützt. 1779 wurde die Bruderbüchse in die "Knappschaftskasse bey den Nassau-Saarbrückischen und anderen Steinkohlenbergwerken" umgetauft. Die sozialen Aufgaben umfassten neben der Versorgung bei Krankheit jetzt auch eine Unterstützung bei Invalidität. Die Witwen und Waisen erhielten ebenfalls Geld von der Knappschaft. Nachdem das Land an der Saar zu Preußen gekommen war, übernahmen das Bergamt Saarbrücken ab 1817 die Knappschaftsverwaltung. 1885 wurde die Knappschafts-Berufgenossenschaft gegründet, die für Arbeitsunfälle aufkam. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Saar-Knappschaft zunächst selbstständig. Erst als im Jahr 1969 die Bundesknappschaft gegründet wurde, existierte bundesweit nur noch eine knappschaftliche Sozialversicherung. Heute wird im Foyer des Knappschaftskrankenhauses Püttlingen eine Wanderausstellung mit dem Titel "Auf breiten Schultern - 750 Jahre Knappschaft" eröffnet. Sie ist dort bis 20. September zu sehen.

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