Wo Heimat nach schnaufenden Bustüren und Schulgong klingt

Saarbrücken · Was ist Heimat? Wie tönt sie, und wie vertont man sie? In ihrem 2015 gestarteten Projekt „Stadt Land Klang – Wie klingt meine Heimat?“ schickte die „Stiftung Zuhören“ Jugendliche aus Saarland, Rheinland-Pfalz und Bayern auf die Suche nach ihrem Heimatsound. Jetzt war auf dem Halberg zu hören, wie sich ihre Heimat für Siebtklässler aus Sulzbach anhört.

Der Saarländische Rundfunk war in diesem Jahr erstmals an dem Hörschule-Projekt beteiligt, das von der Stiftung Zuhören mit der Versicherungskammer Kulturstiftung initiiert wurde und als Kooperationspartner neben dem SR den Bayerischen und Südwestrundfunk hat.

Aus dem Saarland nahm daran eine 7. Klasse der Gemeinschaftsschule Vopeliuspark Sulzbach teil, die am Montag Ausschnitte ihrer Audioproduktionen im Fernsehstudio 1 präsentierte. Die 24 Schüler arbeiteten in Kleingruppen bei zehn Terminen vor Ort und in SR-Studios; journalistisch wurden sie von SR-Mediencoach Boris Theobald, künstlerisch von den renommierten Klangforschern Katharina Bihler und Stefan Scheib (Liquid Penguin Ensemble) betreut. Als Hör- und Zuhörschule will das Projekt einen Beitrag zur kulturellen Bildung leisten durch Stärkung kognitiver wie kreativer Kompetenzen, wie Michael Fingerling (Stiftung Zuhören) und Wolfgang Reif (Versicherungskammer) darlegten: Es soll im Umgang mit Medien schulen, zur konzentrierten Reflektion anhalten, Infos filtern helfen sowie Sprachkompetenz und fächerübergreifende Teamarbeit fördern.

Hören, was ein Land fühlt - wie klingt sie nun also, die Heimat ? Für Moderatorin Sabine Wachs röhrt sie wie der Handstaubsauger, der die Krümel vom Frühstückstisch vertilgt. SR-Intendant Thomas Kleists akustisches "Geheischnis" ist das Blätterrauschen von Eichen und Buchen im saarländischen Hochwald, und Kultusminister Ulrich Commerçon entwickelt beim Quietschen von Güterzügen heimische Gefühle. Für die beteiligten Schüler klingt Heimat nach knarzenden Wohnungstüren, Schritten auf der Treppe, schnaufenden Bustüren und quengelnden Schulgongs. Die entsprechende Sinfonie einer Kleinstadt, ergänzt durch Kommentare und Interviews, nahmen sie bei einer Rundfahrt via Skateboard auf und lernten auch, ihren Schulweg mittels imitierter Alltagsgeräusche zu illustrieren. Bei fiktiven Hörspielen konnten sie außerdem ihrer Phantasie freien Lauf lassen; und was in keinem Schüleralltag fehlen darf, ein Wirrwarr an Handyklingeltönen nämlich, wurde zu einer Komposition gefügt und live aufgeführt.

Alle Audiobeiträge des Projekts lassen sich unter www.stadtlandklang.de anhören.

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