Wo die Sparkasse das Geld zählt

Saarbrücken · Für Dagobert Duck ist es Hobby, für die Sparkasse Saarbrücken und die KSK Saarpfalz ein Geschäft: Geld zählen. In Saarbrücken haben die beiden Sparkassen eine Tochterfirma für Münzverarbeitung gegründet.

 Armin Ruppenthal (re.) prüft die verpackten Münzrollen. Im Hintergrund die Münzzählmaschine. Foto: Oliver Dietze

Armin Ruppenthal (re.) prüft die verpackten Münzrollen. Im Hintergrund die Münzzählmaschine. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Bruno Drinkovic schneidet den Plastiksack auf und schüttet das Kleingeld in den Zählschacht. Ratternd rauschen nun Münzen durch die Maschine, werden gezählt, gewogen, geprüft und sortiert. Sortenrein landet das Geld in großen Containern. Drinkovic schreibt das Zählergebnis auf - es wird später dem Konto des Besitzers gutgeschrieben.

Drinkovic arbeitet bei der SDGS, einer gemeinsamen Tochter der Sparkasse Saarbrücken und der Kreissparkasse Saarpfalz (KSK). Ihre Aufgabe: Kleingeld zählen. Und zwar viel Kleingeld. "Im vergangenen Jahr haben wir hier alleine für die Sparkasse Saarbrücken hochgerechnet 45 Millionen Münzen im Wert von etwa 14,5 Millionen Euro gezählt", sagt Olaf Mang, der gemeinsam mit Armin Ruppenthal die SDGS führt .

Während die Münzen durch die Maschine rattern, werden sie nicht nur gezählt, es werden auch Fremdkörper, ausländische Münzen und Falschgeld aussortiert. "Sie können sich kaum vorstellen, was wir hier alles rausfischen", sagt Ruppenthal. In einer großen Kiste liegen Glühlampen, Mini-Glücksschweine, Büroklammern und Einkaufschips. In den Kisten daneben Münzen aus aller Herren Länder sowie DM-Münzen. Und eben das Falschgeld. Einige Fälschungen sind offensichtlich, andere sehr professionell - die Maschine allerdings erkennt Abweichungen bei Gewicht und Legierung.

Seit gut einem Jahr zählen die Sparkasse Saarbrücken und die KSK gemeinsam im Tresorraum der Saarbrücker Sparkasse Kleingeld. Der Grund dafür: Die Bundesbank hat das Zählen für Geschäftskunden eingestellt. Geld muss nun in sogenannten Normcontainern sortiert, gerollt und verpackt eingeliefert werden. "Deshalb haben wir das Zählen jetzt übernommen", sagt Sparkassen-Vorstand Frank Saar.

Nach dem ersten Jahr mit leichten Anlaufschwierigkeiten wollen die Sparkassen jetzt durchstarten. Im ersten halben Jahr waren es noch weniger als eine Million Münz-Rollen, die bei der SDGS verarbeitet wurden, in diesem Jahr sollen es 2,5 Millionen sein. "Wir wollen weitere Sparkassen als Kunden gewinnen", sagt Mang. Die Sparkasse Saarlouis hat bereits angekündigt, ihr Kleingeld künftig in Saarbrücken zählen zu lassen. Weitere Sparkassen sind interessiert. Bis zu fünf Millionen Rollen wären pro Jahr möglich, sagt Ruppenthal.

" Kleingeldverarbeitung ist industriell geworden", sagt Saar. Die Zeiten, in denen die Mitarbeiter in den Filialen das Geld gerollt und danach wieder an Geschäfte ausgegeben haben, sind Vergangenheit. "Nur noch bei Kindern zählen wir in der Filiale, da gibt es dann auch einen Teddy dazu", sagt Saar. Ansonsten ist der Ablauf klar geregelt: In der Filiale nehmen die Mitarbeiter das Kleingeld entgegen und verpacken es nach einer ersten Durchsicht gemeinsam mit den Kunden in einen sogenannten Safebag - einen versiegelten Beutel, der nur durch Zerstören geöffnet werden kann. Versehen mit den Daten des Kontoinhabers wird der Beutel dann zum Zählen gebracht und geöffnet. Ob es auch mal Diskussionen gibt? "Natürlich gibt es auch Kunden, die vorher einen anderen Betrag gezählt haben. Die haben sich aber gewöhnlich verzählt", sagt Saar. Zum Beweis gibt es eine lückenlose Kameradokumentation.

Abweichende Beträge können auch durch Fremdmünzen oder Falschgeld entstehen. Verbogene und angeschlagene Münzen werden ebenso ersetzt wie DM-Münzen. Bei Fremdwährungen und Falschgeld dagegen schauen die Kunden in die Röhre.

Bisher ist die Leistung der SDGS ein Zuschussgeschäft. Fünf Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, die beiden Geschäftsführer arbeiten hauptamtlich aber in anderen Funktionen in ihren Mutterhäusern. "Aktuell sind es vor allem Kosten", sagt Saar. "Wir sehen es aber als eine Serviceleistung, die andere Häuser für ihre Kunden nicht erbringen." Bei Kunden, die große Mengen Kleingeld einreichen, gebe es Gespräche über einen "angemessenen Preis" für die Dienstleistung. Mittelfristig will die SDGS ihre Leistung auch über das Sparkassenlager hinaus anbieten: "Wir können uns durchaus vorstellen, auch für die Genossenschaftsbanken Geld z u zählen", sagt Saar.

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