Wo damals Albert Schweitzer orgelte

Saarbrücken · Ob Albert Schweitzer Bachs Dorische Toccata und Fuge BWV 538 oder seine Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 jemals so sprintverdächtig gespielt hat, wie es Markus Pack am Sonntag in der Saarbrücker Ludwigskirche tat? Das ist äußerst fraglich. Denn soviel man weiß, propagierte Schweitzer im Sinne historischer Redlichkeit gemäßigte Tempi, um die polyphonen Feinheiten für den Hörer leichter erfassbar zu machen.



Das Konzert war eingebunden in ein internationales Jahresprogramm zur Feier des hundertjährigen Bestehens des afrikanischen Spitals in Lambarene (Gabun). Zugleich war es die Reminiszenz an ein Konzert vom 5. Mai 1929 an gleicher Stätte, mit Albert Schweitzer an der Orgel und dem damaligen Kirchenchor (Leitung Ernst Kohl). Diesmal war die Evangelische Chorgemeinschaft an der Saar unter Georg Grün für die Choräle zuständig, die jeweils anschließend durch die entsprechenden Bach-schen Orgel-Bearbeitungen ergänzt wurden. Die Verteilung der Sängerinnen und Sänger auf die einzelnen Emporen erzielte einen reizvollen Raumklang. Das Programm entsprach dem des historischen Vorbilds. Markus Pack registrierte hell und farbig, war dabei stets auf Transparenz bedacht. Knut Nysteds zart schwebende Motette "Immortal Bach", die das Schweitzer-Programm stimmig ergänzte, konzentrierte die transzendente Spannung bis zum Äußersten. Der Maestoso-Ausklang mit César Francks buntschillerndem 1. Choral krönte das Konzert.

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