Sondersitzung zum ECE-Aus

Homburg · Das Ende der ECE-Centerpläne auf dem Enklerplatz steht fest, die Diskussion geht weiter. Auch der Homburger Stadtrat wird sich zeitnah in einer Sondersitzung noch einmal mit dem Abschied des Hamburger Unternehmens befassen.

 In der Eisenbahnstraße sollte einer der Eingänge zum ECE-Center sein. Daraus wird ja bekanntlich nichts. Jetzt wartet die Innenstadt darauf, von wem der Frosch geküsst wird. Fotos: Thorsten Wolf

In der Eisenbahnstraße sollte einer der Eingänge zum ECE-Center sein. Daraus wird ja bekanntlich nichts. Jetzt wartet die Innenstadt darauf, von wem der Frosch geküsst wird. Fotos: Thorsten Wolf

Die Teilsperrung des Enklerplatzes bleibt vorerst bestehen.

Die Teilsperrung des Enklerplatzes bleibt vorerst bestehen.

Zur neuen Situation auf dem Homburger Enklerplatz nach der Absage von ECE, dort ein Einkaufszentrum zu errichtetn, wird es am Montag, 17. Februar, 20 Uhr, eine Sondersitzung des Stadtrates geben. Die "Fraktion für Homburg" (FFH) hatte diese gestern beantragt. "Wir können nach der nach der ECE-Blamage nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Bevor die Stadtspitze weitere Luftschlösser in der Stadt erschaffen will, müssen wir erst einmal analysieren, was in Sachen ECE alles schief gelaufen ist", so FFH-Sprecher Peter Müller in einer Pressemitteilung.

Die FFH wolle mit der Sondersitzung nicht nur die Voraussetzung schaffen, "dass die Grundstücksoptionen auf dem Enklerplatz unverzüglich zurückgenommen werden und das Bebauungsplanverfahren vorerst gestoppt wird, sondern auch den Weg für einen konkreten Neuanfang ebnen". Die Sondersitzung solle einen Schlussstrich unter das ECE-Fiasko ziehen, aber gleichzeitig auch der "Beginn einer neuen, deutlich konstruktiveren Phase sein." Man unterstütze ausdrücklich die Forderung des CDU-OB-Kandidaten Peter Fuchs für einen Runden Tisch. "Wir können in der Sondersitzung Nägel mit Köpfen machen und die Einrichtung eines Gestaltungs- beziehungsweise Planungsbeirates unter Einbeziehung sachkundiger Homburger Bürger beschließen. Das wäre ein vernünftiger und glaubwürdiger Neuanfang zum Wohl unser Stadt", so Müller.

Der angesprochene CDU-Kandidat Peter Fuchs möchte von dem ursprünglichen Vorhaben, Baurecht auf dem Enklerplatz zu schaffen, nicht abrücken. "Das ist unabdingbar notwendig." Man müsse sich dabei aber im Klaren sein, dass der Bebauungsplan lediglich den äußeren Rahmen vorgebe. Die Stadt müsse sichergehen, dass die mit ECE ausgehandelten Klauseln - wie zum Beispiel die direkte Center-Anbindung an die Fußgängerzone oder den Verzicht auf die Großfilialisten, die bereits in der Innenstadt sind - auch für einen möglichen neuen Investor gelten. "Ein isoliertes Center auf dem Enklerplatz bringt nichts."

Fuchs erneuerte gestern gegenüber unserer Zeitung sein Angebot, zur Innenstadtsituation einen Runden Tisch einzuberufen. "ECE ist Vergangenheit, auch wenn sich viele Homburg ein Shopping-Center gewünscht hätten. Wir müssen jetzt nach vorn blicken und die verschiedenen Interessen versuchen zusammenzuführen." Die Zeit der Konfrontation müsse ein Ende haben, die Gesprächsbereitschaft gelte für alle an der Innenstadt Interessierten. Ein erstes Gespräch soll bereits im Februar laufen, so Fuchs.

Der Ausstieg von ECE ist für die Junge Union Homburg "ein Rückschlag, aber kein K.o. für eine Bebauung des Enklerplatzes". "Es ist bedauerlich, dass sich der Betreiber nach einem langen Hin und Her gegen den Bau eines Centers in Homburg entschieden hat.", so JU-Vorsitzender Philip Vollmar. Gleichzeitig müsse aber an der Schaffung des Baurechts auf dem Enklerplatz festgehalten werden. Für die junge Generation und die Stadtentwicklung sei es unbedingt notwendig, ein Einkaufszentrum für alle Altersschichten zu haben.

"Die Stadt und der Stadtrat müssen gültiges Baurecht schaffen, damit andere potenzielle Betreiber das Gelände nutzen können." Der CDU-Nachwuchs fordert ebenfalls "einen Dialog zwischen den Lagern der Befürworter und Gegner".

Die Stadtspitze bleibt bei ihrem Vorhaben, das Bebauungsplanverfahren für den Enklerplatz durchzuziehen, also für Baurecht zu sorgen. Das bestätigte Bürgermeister Klaus Roth gestern noch einmal auf Nachfrage unserer Zeitung.Auch in den sozialen Netzwerken, so auf unserer Facebook-Seite "Saarbrücker Zeitung/Homburger Rundschau", spaltet das Thema der vorerst gescheiterten Geschäftsbebauung auf dem Enkler-Platz und die Absage des potenziellen Investors ECE die Homburger in klare Befürworter und ebenso klare Gegner des Projekts.

Groß ist die Enttäuschung bei denen, die sich von einer Center-Ansiedlung ein Mehr an Einkaufsmöglichkeiten erhofft hatten. So schreibt Dursun Kocamis: "Es ist einfach nur traurig. Dann müssen wir halt weiter in Saarbrücken oder Neunkirchen unser Geld zum Shoppen ausgeben, anstatt in unserer Heimatstadt." Andreas Harbauer sieht die Absage von ECE mit einem sarkastischen Blick. "Eine letzte Chance sehe ich noch - vielleicht interessiert sich in ein paar Jahren die Filmindustrie für Homburg. Die leblose Innenstadt mit zugeschlossenen Türen und zugeklebten Fensterscheiben wird bestimmt eine hervorragende Kulisse für Endzeitfilme abgeben", schreibt er und spricht in diesem Zusammenhang von "veränderungsresistenten Dinomburgern, die offensichtlich noch nicht bemerkt haben, dass wir im 21. Jahrhundert leben." Auch Facebook-Nutzerin Susanne Simon bedauert die Absage von ECE. "Das ist nun mal wieder ein schönes Beispiel dafür, dass man auch etwas zerreden kann. Über dieses Center wurde viel zu lange diskutiert und debattiert. Und das Ende vom Lied haben wir ja jetzt."

Doch auch die Gegner des Projektes melden sich deutlich zu Wort, so Simon Mastodon. "Ich bin froh, dass es so gekommen ist. Ein ECE-Center hätte die Innenstadt unattraktiv gemacht." Seine Forderung: "Mehr nachhaltiges Planen, anstatt ein Center hinzuklatschen - man schaue nur in die Stadt Neunkirchen." Constanze Redet sieht in der Absage einen Gewinn für die Stadt und stimmt der Einschätzung von Simon Mastodon zu: "Ich würde mir ja wünschen, dass alle Homburger Bürger diesen Durchblick an den Tag legen würden! Wer hier nicht sieht, dass die Homburger etwas erreicht haben, was bisher selten geschafft wurde, soll sich doch bitte die leeren Innenstädte in Neunkirchen und Zweibrücken anschauen. Ich freue mich sehr und bin stolz auf die Stadt."

Manuela Manderscheid beurteilt die Situation anders, geht mit den Gegnern ins Gericht: "Dann werden unsere lieben ECE-Gegner in ein paar Jahren ja sehen, was aus unserer Stadt wird, wenn die wenigen sinnvollen Geschäfte auch verschwinden, weil die Stadt ohne ein Einkaufszentrum (das jede größere Stadt im Umkreis hat) ja so attraktiv ist." Und weiter: "Die Einnahmen aus Gewerbe und Umsatzsteuer braucht man ja auch nicht um Straßen auszubauen, Projekte für Jugend und Kinder zu finanzieren, ganz und gar nicht für Kindergärten und Altersheime."

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