Betriebsversammlung Chancen auf Erhalt des Ford-Werkes Saarlouis steigen

Saarlouis · Deutschland-Chef Gunnar Herrmann stellt langfristige Produktion des Focus in Aussicht.

 Ford steht unter einem massiven Kostendruck und kämpft um Marktanteile.

Ford steht unter einem massiven Kostendruck und kämpft um Marktanteile.

Foto: dpa/Oliver Berg

Das Ford-Werk in Saarlouis soll auch längerfristig erhalten bleiben. Das stellte am Montag Gunnar Herrmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH auf einer Betriebsversammlung in Aussicht. Er betonte, das Unternehmen sei bereit, den Focus auch über das Jahr 2022 hinaus an der Saar zu bauen. Bis 2022 gilt eine Standort-Sicherungsvereinbarung zwischen der Ford-Unternehmensleitung und der Belegschaft. Herrmann kann sich konkret vorstellen, dass der Focus erneut ein „Face-Lifting“ erhält und in einer neuen Version dann erst einmal bis September 2024 gebaut werden könnte. Bis dahin wisse man auch auf Grund neuer geltender Abgasvorschriften, welche Technologien zu welchen Bedingungen man künftig in dieses und andere Fahrzeuge einbauen könne. Im Gegenzug verlangt Herrmann jedoch die Zustimmung des Betriebsrates und der Belegschaft zu einer Abschaffung der dritten Schicht im Werk und einem Ende der Produktion des C-Max in diesem Sommer mit dem Beginn der Werksferien. Von der Abschaffung der dritten Schicht seien insgesamt 1640 Mitarbeiter betroffen. Für sie werde es sozialverträgliche Lösungen geben beziehungsweise Hilfe bei der Suche nach neuen Arbeitgebern. Herrmann gab sich nach der Aussage von Teilnehmern der Betriebsversammlung zudem optimistisch, dass man für den Focus weitere Varianten und neue Absatzmärkte finden könne. Er sei ein Aushängeschild des Unternehmens und verkaufe sich gut. Auch im Zwei-Schicht-Betrieb sei das Saarlouiser Werk künftig mit der Produktion des Focus voll ausgelastet, stellte Herrmann klar.

In der teilweise turbulenten und auch von Pfeifkonzerten begleiteten Betriebsversammlung stellte der Betriebsratsvorsitzende des Saarlouiser Werkes, Markus Thal laut Teilnehmern klar, dass es ohne eine klare Zusage des Managements für eine Fortführung des Focus und eine auch langfristige Bestandsgarantie des Werkes keine Zusagen des Betriebsrates und der Belegschaft zu irgendwelchen Kompromissen geben werde. Man sei auch bereit, für den Fortbestand des Werkes zu kämpfen. Die Verhandlungen sollen schon in der kommenden Woche fortgeführt und zu einem möglichst schnellen Abschluss gebracht werden.

Ford steht unter einem massiven Kostendruck und kämpft um Marktanteile. Die Ford-Zentrale in Detroit hat vorgegeben, dass die europäischen Standorte innerhalb von zwei Jahren in die Gewinnzone zurückgebracht werden sollen. Als Alternative wird damit gedroht, keine weiteren Investitionen an den Standorten vorzunehmen. In Europa stehen die Standorte Köln, Saarlouis und Valencia in einem knallharten Standortwettbewerb. Verschärft wird die Lage durch den ungewissen Ausgang des Brexit. Großbritannien ist für die Fahrzeuge aus Saarlouis der wichtigste Auslandsmarkt. Es drohen jetzt weitere Kostenbelastungen. Als Argumente für den Standort Saarlouis werden vor allem die sehr gut ausgebildeten Facharbeiter sowie die Flexibilität der Belegschaft genannt. In Saarlouis arbeiten derzeit im Werk noch rund 6300 Beschäftigte. Die Verhandlungen über die Zukunft des Standortes sollen bereits in der kommenden Woche fortgesetzt und möglichst schnell zum Ende gebracht werden

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