Auto Zulassungsverbot für Porsche Cayenne

Berlin · Verkehrsminister Dobrindt legt harte Bandagen an. Hendricks: Politik war zu nah an der Autoindustrie.

 Harter Schlag für Porsche: Der Cayenne TDI mit drei Liter Motor darf vorläufig nicht mehr zugelassen werden.

Harter Schlag für Porsche: Der Cayenne TDI mit drei Liter Motor darf vorläufig nicht mehr zugelassen werden.

Foto: dpa/Jan Woitas

() Erst Volkswagen, dann Audi, nun auch Porsche: Tests haben beim Geländewagen Cayenne eine illegale Abschalttechnik bei der Abgasreinigung ans Licht gebracht. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) kündigte deshalb gestern für europaweit 22 000 Fahrzeuge vom Typ Cayenne 3 Liter TDI einen Pflicht-Rückruf an. Außerdem werde ein Zulassungsverbot für diese Geländewagen erlassen, so dass keine weiteren Exemplare auf die Straße kommen, bis eine andere Software zur Verfügung stehe. Es sei eine Technik festgestellt worden, die erkenne, dass ein Fahrzeug auf einem Abgas-Prüfstand stehe, erläuterte Dobrindt. In Tests springe dann eine „Aufwärmstrategie“ an, die im realen Verkehr nicht aktiviert werde.

Porsche verwendet für die Diesel-Variante des Cayenne Motoren der VW-Tochter Audi. Dort hatten Tests ebenfalls eine unzulässige Abgas-Einrichtung bei einigen Modellen ans Licht gebracht. Audi muss deshalb 24 000 Fahrzeuge zurückrufen. VW kündigte an, den von Dobrindt geäußerten Verdacht auch mit Blick auf den Touareg zu prüfen.

Im Kampf gegen drohende Fahrverbote hat Volkswagen gestern angekündigt, zusätzliche Diesel­autos per Software-Update nachzurüsten. Der Konzern werde anbieten, insgesamt vier Millionen Fahrzeuge nachzubessern und damit deren Emissionen deutlich zu senken, sagte Vorstandschef Matthias Müller nach einem Gespräch mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Dennoch hält Hendricks kurz vor dem Diesel-Gipfel am kommenden Mittwoch Fahrverbote wegen zu hoher Stickoxid-Werte weiter für möglich.

Volkswagen muss wegen des Skandals um manipulierte Dieselmotoren ohnehin über 2,5 Millionen Autos umrüsten – diese sind in den vier Millionen Fahrzeugen enthalten. 1,5 Millionen Wagen könnten damit jetzt hinzukommen. Ein VW-Sprecher hatte unlängst gesagt, bei inzwischen 1,82 Millionen in Deutschland betroffenen Autos sei das Software-Update aufgespielt. Die Tochter Audi will angesichts der Diskussion um Diesel-Fahrverbote bis zu 850 000 Fahrzeuge nachrüsten lassen, Daimler drei Millionen.

Hendricks äußerte sich ungewöhnlich scharf zur Autobranche sowie zur Beziehung zwischen Politik und Herstellern: „Es ist wohl so, dass der Staat es in der Vergangenheit zu häufig an Distanz zur Automobilindustrie hat mangeln lassen.“ Die jüngsten Vorwürfe über Kartellabsprachen von Konzernen hätten weiteres Vertrauen zerstört.

Am Vorabend hatte der VW-Vorstand den Aufsichtsrat über den Stand in Sachen Kartellvorwürfe informiert – VW ist sich eigenen Angaben zufolge aber keiner illegalen Absprachen bewusst. Allerdings hält das Unternehmen den Austausch zu technischen Fragen für „weltweit üblich“. Die EU-Kommission prüft derzeit Informationen, wonach sich VW, BMW, Daimler, Audi und Porsche in verschiedenen Fragen mutmaßlich abgesprochen haben sollen.

Die Kartell-Vorwürfe gegen die deutsche Autoindustrie haben nun auch in den USA und Kanada zu ersten juristischen Schritten geführt. In beiden Ländern wurden Verbraucherklagen gegen die Konzerne BMW, Daimler und Volkswagen eingereicht. Darin wird angeführt, dass die Kunden aufgrund der mutmaßlichen Absprachen überhöhte Preise für ihre Wagen gezahlt hätten. Eine Daimler-Sprecherin in den USA sagte, die Klagen "entbehren der Grundlage". 

(dpa)
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