Risiken am Ölmarkt Wird Sprit noch deutlich teurer?

Frankfurt · Autofahrern drohen stark steigende Kosten für Benzin und Diesel. Ein großes Risiko ist eine Eskalation des Streits zwischen Iran und den USA.

 Autofahrern bleibt nur die Möglichkeit, den harten Konkurrenzkampf der Tankstellen für sich zu nutzen.

Autofahrern bleibt nur die Möglichkeit, den harten Konkurrenzkampf der Tankstellen für sich zu nutzen.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Iran-Sanktionen, Chaos in Venezuela, starke Weltwirtschaft: An den Finanzmärkten sind die Rohölpreise kräftig gestiegen. Doch das könnte nur der Anfang sein.

Steht der Ölmarkt vor einem turbulenten Herbst?

Die größte Gefahr für die Preise geht vom Streit zwischen den USA und dem wichtigen Förderland Iran aus. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump will erreichen, dass der Iran mit Hilfe von Sanktionen weitgehend vom Ölmarkt abgeschnitten wird. Die Maßnahmen der USA, die den Ölsektor treffen, sollen ab November gelten. „Es ist davon auszugehen, dass die Ölexporte aus dem Iran in einem gewissen Umfang zurückgehen werden“, sagte Dekabank-Rohstoffexpertin Dora Borbély.

Reichen die US-Sanktionen gegen den Iran für starke Preisanstiege?

Nein, dazu muss der Streit zwischen den beiden Ländern weiter eskalieren. Der Iran hat aber schon gedroht, im Fall von Sanktionen die Straße von Hormus und damit die Meerenge zum Persischen Golf zu blockieren. Das ist ein extrem wichtiges Nadelöhr, durch das ein Großteil des weltweiten Öltransports auf See läuft. Sollte der Iran seine Drohung wahr machen, sei „kurzfristig eine massive Verteuerung von Rohöl zu erwarten“, meint Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. Am Finanzmarkt kursieren schon Prognosen für den Extremfall: Dabei wird ein Anstieg der Ölpreise weit über die Marke von 100 US-Dollar je Barrel nicht ausgeschlossen. Derzeit kostet ein Fass der Nordsee-Ölsorte Brent rund 72 Dollar.

Gibt es weitere Gründe, die für steigende Ölpreise sprechen?

Neben dem Streit zwischen den USA und dem Iran wurden die Ölpreise zuletzt durch den Einbruch der Ölförderung in Venezuela hochgetrieben. Die Ölreserven des südamerikanischen Landes zählen zu den größten der Welt. Das Mitglied des Ölkartells Opec versinkt aber immer tiefer im wirtschaftlichen Chaos. Die Ölindustrie liegt am Boden.

Was spricht für einen fallenden Ölpreis?

Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China. Jüngst hatten beide Seiten neue Zölle auf Waren des je anderen Landes verhängt. Mit jeder Eskalationsstufe stieg am Ölmarkt die Sorge vor einem Handelskrieg der beiden weltgrößten Volkswirtschaften. Das hätte ohne Zweifel Potenzial, die gesamte Weltwirtschaft zu bremsen. Die Folge wäre ein Rückgang der Rohöl-Nachfrage. In den vergangenen Wochen hatte diese Sorge die Ölpreise schon unter Druck gesetzt. Zudem kann der Ölpreis von der Entwicklung der Fördermenge in den USA belastetet werden. Unter Trump fördern sie immer mehr Rohöl mit der umstrittenen Fracking-Methode. Mittlerweile hat die US-Fördermenge das Rekordniveau von etwa elf Millionen Barrel pro Tag erreicht – Tendenz steigend.

Wie können Verbraucher auf steigende Preise reagieren?

Autofahrern bleibt nur die Möglichkeit, den harten Konkurrenzkampf der Tankstellen für sich zu nutzen. So kommt es im Tagesverlauf zu deutlichen Preisschwankungen. Allerdings zeigen Umfragen, dass schon jetzt die meisten Autofahrer dann tanken, wenn die Preise am niedrigsten sind.

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