Neuer IHK-Präsident „Wir stehen vor einem radikalen Wandel“

Saarbrücken · Der neue IHK-Präsident Hanno Dornseifer sieht die heimische Wirtschaft im Umbruch – und sieht Handlungsbedarf.

 Hanno Dornseifer ist seit einer Woche neuer IHK-Präsident. Jetzt will er mit der Vollversammlung Standpunkte erarbeiten. Foto: Becker & Bredel

Hanno Dornseifer ist seit einer Woche neuer IHK-Präsident. Jetzt will er mit der Vollversammlung Standpunkte erarbeiten. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Seit einer Woche hat die saarländische Industrie- und Handelskammer (IHK) einen neuen Präsidenten. Hanno Dornseifer, Chef des Versorgers VSE, hat die Nachfolge im Amt von Richard Weber angetreten. Und schon muss er sich politisch äußern. Zur neuen alten Koalition in der Regierung.

Das "zukunftsorientierte ganzheitliche Standortkonzept" sei zu begrüßen, sagt er. Vor allem die angekündigten Investitionen in Infrastruktur und Hochschule ab 2020. Trotzdem sei noch nicht zu erkennen, wie beherzt die neue Landesregierung den Weg tatsächlich gehen will. "Hier müssen im Verlauf der Legislaturperiode noch deutliche Akzente gesetzt werden", sagt er.

Eigentlich will Dornseifer noch gar nicht prominent mit Positionen als IHK-Präsident an die Öffentlichkeit gehen. "Ich bin letztlich Vertreter der IHK-Vollversammlung - und deshalb möchte ich die Positionen der Kammer jetzt erst einmal mit der Vollversammlung erarbeiten", sagt er.

Wenn er sich jetzt also äußere, tue er es nicht als IHK-Amtsträger sondern als Privatmann: Der hat aber eine klare Sicht auf das Saarland und seine Nachbarn. Die Situation der saarländischen Wirtschaft beispielsweise schätzt er als stabil und gut ein, sieht aber perspektivisch zahlreiche Herausforderungen: "Wenn ich mir anschaue, von was die Saar-Wirtschaft überwiegend gespeist wird - Kraftwirtschaft, Auto- und Stahlindustrie -, stellt sich schon die Frage nach der Zukunft." All diese Branchen stehen vor einem deutlichen Umbruch. "Wir müssen uns bewusst sein, dass wir vor einem radikalen Wandel stehen. Ich will nicht sagen, dass wir das nicht hinbekommen, aber man muss etwas tun."

Beim Blick über den Tellerrand hinaus sieht er zwar einerseits Probleme in Europa - den Brexit und die Entwicklung in Polen oder Ungarn müsse man schon ernst nehmen - aber auch all das Positive wie offene Grenzen, eine gemeinsame Währung und den gemeinsamen Markt. "Die Grundaussage infrage zu stellen, dass wir die Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen können, halte ich für einen Kardinalfehler."

Die Entscheidung, das Amt des IHK-Präsidenten anzunehmen, hat für Dornseifer vor allem mit gesellschaftlicher Verantwortung zu tun: "Ich habe mir für die Entscheidung schon Zeit genommen", sagt er. Letztlich sei Nein für ihn aber "nicht die richtige Antwort" gewesen. "Wir haben alle eine soziale Verantwortung für die Weiterentwicklung des Landes", sagt er. Er habe dazu das Glück, dass die VSE als Arbeitgeber es unterstütze, wenn Mitarbeiter diese Verantwortung übernehmen. "Ohne solche Strukturen geht es auch nicht", resümiert Dornseifer.

Die Kammer selbst sieht er in einem guten Zustand. Anders als in einigen anderen Bundesländern, wo es größeren Ärger wegen der Zwangsmitgliedschaft gebe, sei die Saar-IHK insbesondere mit Blick auf kleinere Firmen gut aufgestellt. "Es gibt hier eine Reihe von Angeboten, die gerade für kleine Firmen wichtig sind, weil sie sie sich alleine gar nicht leisten könnten." Das betreffe vor allem Firmen, die im Export aktiv sind.

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