Fachverbände sind konsterniert Windenergie-Branche fühlt sich bei Anlagen im Meer ausgebremst

Berlin · Die Bundesregierung gefährdet mit ihrem neuen Energiegesetz nach Einschätzung der betroffenen Industrie die weitere Entwicklung der Windkraft auf See. Im Entwurf für das sogenannte Energiesammelgesetz, das mehrere Branchengesetze ergänzt, werden Sonderausschreibungen für die Windenergie an Land und für die Photovoltaik festgelegt.

Diese beiden Träger können damit stärker ausgebaut werden als bislang geplant. Die Windenergie auf See wird hingegen nicht erwähnt, obwohl sie laut Koalitionsvertrag einen nicht näher bezifferten „Sonderbeitrag“ zum Erreichen der Klimaziele leisten soll. Das Gesetz ist gegenwärtig in der parlamentarischen Beratung.

„Für uns ist völlig unverständlich, warum die Windenergie auf See in dem Gesetz nicht drinsteht“, sagte Andreas Wagner, Geschäftsführer der Stiftung Offshore-Windenergie. „Das ist nicht nachvollziehbar.“ Damit drohe der Fadenriss bei der weiteren Entwicklung und Anwendung der Technologie, die weltweit erfolgreich sei. Während in Asien, Nordamerika und anderen Ländern Europas die Windenergie auf See ausgebaut werde, sei Deutschland auf die Bremse getreten. Damit würden auch Hersteller und Betreiber von Offshore-Windkraftanlagen vertrieben.

Die norddeutschen Bundesländer, die Verbände der Windindustrie und die Gewerkschaften hatten sich mehrfach dafür ausgesprochen, die Ausbauziele auch für die Offshore-Windenergie heraufzusetzen. Derzeit sieht die Gesetzeslage bis 2030 eine Erweiterung der Kapazitäten auf 15 Gigawatt vor. Die Länder und die Industrie fordern, diesen Deckel auf mindestens 20 Gigawatt anzuheben. Die Offshore-Windenergie hat in den norddeutschen Bundesländern Investitionen im zweistelligen Milliardenbereich ausgelöst und bundesweit mehr als 27 000 Arbeitsplätze geschaffen.

Insbesondere bis 2025 müssten 1,5 Gigawatt zusätzlich an Offshore-Kapazität ans Netz gebracht werden, weil sonst eine Lücke beim Ausbau Anfang der 2020er Jahre entstehe. Das wären ungefähr zwei bis drei zusätzliche Windparks oder rund 200 Windräder.

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