Stahlindustrie Wie Stahl aus dem Saarland noch gefragter wird

Dillingen · Forscher der Saar-Uni entschlüsseln Geheimnisse in der Zusammensetzung des Werkstoffes. Kooperation mit der Dillinger Hütte läuft weiter.

 Studenten der Materialwissenschaft und der Werkstofftechnik an der Universität des Saarlandes analysieren mit modernsten Verfahren die inneren Strukturen und Eigenschaften des Stahls.

Studenten der Materialwissenschaft und der Werkstofftechnik an der Universität des Saarlandes analysieren mit modernsten Verfahren die inneren Strukturen und Eigenschaften des Stahls.

Foto: Oliver Dietze

Was haben all diejenigen, die vor Weihnachten mit Begeisterung Plätzchen backen mit Stahlkochern der Dillinger Hütte gemeinsam? Doktorandin Lena Eisenhut von der Universität des Saarlandes beschreibt es treffend: Die Suche nach den besten Zutaten, der optimalen Rezeptur, dem besten Produktionsverfahren, an dessen Ende ein Ergebnis steht, das besser ankommt als alles, was andere anbieten.

So kann man auch das Ziel der Dillinger Hütte beschreiben, mit ihren Stählen in verschiedensten Varianten international erfolgreicher und gefragter zu sein als die Konkurrenz. Um dies möglichst zu erreichen, hat die Hütte bereits 2014 ein umfangreiches Forschungsprojekt mit der Universität des Saarlandes gestartet. Beteiligt sind die Bereiche Materialwissenschaft und Werkstofftechnik der Uni sowie das Steinbeis-Forschungszentrum für Werkstofftechnik (MECS).

Fred Metzken, Vorstandssprecher der Dillinger Hütte sowie Uni-Präsident Manfred J.Schmitt sprachen gestern übereinstimmend von einer Win-Win-Situation für beide Seiten mit bereits sehr erfolgreichen Ergebnissen der strategischen Partnerschaft. Diese wurde gestern im Gästehaus der Dillinger Hütte um weitere drei Jahre verlängert. Die Dillinger Hütte unterstützt die Zusammenarbeit, wie schon von 2014 bis 2017, mit einer Million Euro.

Bernd Münnich, der selbst an der Uni des Saarlandes in der Werkstofftechnik promoviert hat und heute als Vorstand den Bereich Technik der Dillinger Hütte verantwortet, äußert große Erwartungen an die weitere Zusammenarbeit. So sei die Herstellung von Spezialstählen heute äußerst anspruchsvoll und hänge von zahlreichen Faktoren ab: von der chemischen Zusammensetzung über das Walzverfahren bis hin zu den verschiedenen Wärmebehandlungen des Materials. Mit Hilfe der Materialwissenschaften an der Saar-Uni wolle man nun über modernste 3-D-Analysetechniken die inneren Strukturen des Stahls noch genauer verstehen. „Mit Hilfe neuer Simulationsverfahren wollen wir zudem die gewünschten Eigenschaften des Stahls besser vorhersagen, damit wir uns langwierige und teure Betriebsversuche sparen können“, so Münnich. Das spare Zeit und Kosten.

Jessica Gola, Doktorandin an der Saar-Uni, entwickelt in ihrer Promotion hierzu ein rechnergestütztes Verfahren, das es erlaubt, den inneren Aufbau von Stahl „objektiv und reproduzierbar zu beschreiben“, sagt Gola. Denn die Produkteigenschaften des Stahls werden von seinem inneren Aufbau, dem Gefüge, bestimmt. Kleinste Änderungen können zu enormen Unterschieden in den Eigenschaften führen, erläutert Gola. Frederik Scherff, ebenfalls Doktorand, entwickelt in seiner Doktorarbeit mathematische Modelle, um aus den gewonnenen 3D-Analysedaten Verhaltensmuster für die innere Struktur von Stahl abzulesen. Damit lasse sich künftig einfacher ermitteln, wie Spezialstahl aufgebaut sein muss, um zum Beispiel unter arktischen Bedingungen eingesetzt werden zu können. Die Dillinger Hütte finanziert die drei Doktorarbeiten von Eisenhut, Gola und Scherff.

Metzken hält diese Forschungsaktivitäten für äußerst wichtig, um die Qualität der Grobbleche ständig zu verbessern. So habe alleine der Anteil an neuen Produktentwicklungen im laufenden Jahr zu einem Gewinn von 2,7 Millionen Euro bei der Dillinger Hütte geführt. Von der strategischen Allianz profitiert auch die Saar-Uni. Alleine seit 2007 haben ein Dutzend Absolventen der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik bei der Dillinger Hütte angefangen, die meisten im Bereich Forschung, Entwicklung und Design. Auch Frank Mücklich, Professor für Funktionswerkstoffe an der Saar-Uni, sieht große Vorteile in der Partnerschaft. „Wir können alle Themen umsetzen, die regionale Relevanz haben. Unserer Partnerschaft ist langfristig angelegt.“

Uni-Präsident Schmitt will die Kontakte zur Saar-Wirtschaft und zu Unternehmen ausbauen. Die Uni unterstütze gerne noch mehr Forschungsaktivitäten. Er hofft deshalb, dass das Land durch die Ansiedlung des Helmholtz-Zentrums mehr Aufmerksamkeit auch von außen bekommt und Firmenzentralen in der Folge künftig mehr Forschungsaufträge auch an die Saar vergeben.

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