Wie die Pflege attraktiver wird

Saarbrücken · Fee Pfeifer lernt in einem Pilotprojekt verschiedenste Bereiche der Kinder-, Kranken- und Altenpflege kennen. Diese Form generalistischer Ausbildung soll 2018 zur Regel werden.

 Fee Pfeifer plädiert für eine umfassende Ausbildung in Kinder-, Alten- und Krankenpflege. Foto: Dietze

Fee Pfeifer plädiert für eine umfassende Ausbildung in Kinder-, Alten- und Krankenpflege. Foto: Dietze

Foto: Dietze

. Fragt man Fee Pfeifer zur Pflegeausbildung, hat sie eine klare Meinung. Am besten sei es, wenn man alle Bereiche kennenlernt, von der Kinder bis zur Altenpflege, sagt die 24-jährige. Pfeifer hat solch eine generalistische Ausbildung absolviert - in einem Pilotprojekt an der Verbundschule für Gesundheits- und Pflegeberufe der Marienhaus GmbH in Lebach. "Dadurch bekommt man mehr Offenheit für alle Bereiche", sagt sie.

Die Pflegeausbildung ist in der Diskussion. Mit dem geplanten Pflegeberufsreformgesetz, das das Kabinett Anfang 2016 auf den Weg gebracht hat, soll die Ausbildung, die Pfeifer im Rahmen eines Modellprojektes absolviert hat, ab 2018, spätestens 2019, Realität sein. Dann soll es keine strenge Unterteilung mehr in Kinder-, Kranken- und Altenpflege geben, sondern in der einheitlichen, dreijährigen Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann sollen alle Inhalte vermittelt werden.

Wie positiv sich solch eine generalistische Ausbildung auswirken kann, verdeutlicht Roland Schaefer, Leiter an der Verbundschule in Lebach, an einem Beispiel. Eine Absolventin habe in der Kinderpflege-Prüfung besonders gut abgeschnitten, weil sie die Eltern mit eingebunden habe. "In der Altenpflege ist es Standard, die Angehörigen bei den Entscheidungen zu beteiligen", sagt Schaefer. Der Pflegeberuf braucht dringend Nachwuchs und muss attraktiver werden. Darüber sind sich die Pflegeexperten einig. Bis 2030 wird die Zahl der Pflegebedürftigen um die Häfte auf knapp 3,5 Millionen steigen, 2050 werden es 4,5 Millionen sein. Gleichzeitig fehlt qualifiziertes Personal. Die Bertelsmann-Stiftung geht in ihrem "Pflegereport 2030" aus dem Jahr 2012 von einer halben Million fehlender Fachkräfte aus.

Ziel der Zusammenlegung der Ausbildungen soll es auch sein, die Pflegeberufe attraktiver zu machen und Berufswechsel innerhalb der Branchen zu ermöglichen. Im Saarland absolvieren aktuell 1190 Menschen eine Ausbildung zum Altenpfleger, 1160 zum Krankenpfleger und 100 zum Kinderkrankenpfleger.

Die generalistische Ausbildung ist allerdings umstritten. Während Pflege- und Wohlfahrtsverbände wie die Caritas und die Diakonie die Reform begrüßen, fürchtet das Bündnis für Altenpflege eine "Gefährdung der Versorgungsqualität". Der Bundesverband sozialer Dienste (bpa) warnt vor einer "Verflachung" der Kenntnisse. Kritik kommt auch von privaten Altenheim-Betreibern, die fürchten, dass sich alles auf die Krankenpflege konzentrieren könnte, die Zahl der Ausbildungsplätze sinkt, die Bürokratie steigt und sich das Wissen der Azubis verflacht.

Schäfer widerspricht solchen Befürchtungen. Die Pflegeausbildung in der Generalistik sei nicht schlechter als in den anderen Bereichen. Außerdem ist ein Vertiefungseinsatz in einem Spezialgebiet vorgesehen, der dann auch im Abschlusszeugnis ausgewiesen wird. Dass Kritik vor allem aus dem Bereich der Altenpflege kommt, habe auch einen anderen Grund, so Schaefer. Gerade private Pflegedienste würden hier Pflegekräfte oft deutlich unter Tarif bezahlen. Diese könnten zu Recht fürchten, dass es mit einer generalistischen Ausbildung und den dann umfassenderen Möglichkeiten für die Pflegedienste schwieriger wird, Personal zu bekommen.

Für Pfeifer war die Entscheidung, an dem Modellprojekt teilzunehmen, das ein halbes Jahr länger dauert als die normale Pflegeausbildung, der richtige Weg. Pfeifer, die aktuell in der Neuropediatrie in der Kinderklinik Kohlhof arbeitet und parallel ein Fernstudium im Pflegemanagement absolviert, will einen umfassenden Blick bekommen. "Die tiefe Fachkenntnis bekommt man dann sowieso im Job", sagt sie.

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