Studie Wie die Menschen 2035 wohnen werden

Berlin · Wohnungsbauer müssen in den kommenden Jahren die Wünsche und Bedürfnisse ganz verschiedener Gruppen berücksichtigen.

 Die Wohnwünsche werden 2035 vielfältiger und anspruchsvoller.

Die Wohnwünsche werden 2035 vielfältiger und anspruchsvoller.

Foto: Bernd Settnik/dpa-Zentralbild/dp/Bernd Settnik

Die Wohnwünsche werden vielfältiger und anspruchsvoller. Zugleich können sich viele Bürger mit einem Durchschnittseinkommen ein Leben in der Stadt nicht mehr leisten. Die aktuelle Studie „Wohntrends 2035“ zeigt, worauf die Menschen in Deutschland besonders Wert legen. Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) warnt vor einer Spaltung in den Nachbarschaften und sieht die Integration als „nationale Daueraufgabe“.

Vielfalt: Die Forscher erkennen als Trend, dass Wohnen in Deutschland vielfältiger wird. Mehr altengerechte Unterkünfte sind gefragt, weil Zahl und Anteil der über 65-Jährigen steigen werden – auf 27 Prozent der Deutschen im Jahr 2030. Zugleich dürften weiter zahlreiche Zuwanderer kommen – zum einen angeworbene Fachkräfte, zum anderen Flüchtlinge. Unter den Einheimischen wollen noch mehr Menschen allein leben. Manchmal sind es sogar Paare, die lieber in getrennten Wohnungen zusammen sind, sagt Bettina Harms, Mitautorin der Studie.

Wohnungsgröße: Kaum jemand möchte eine kleine Wohnung, nur sechs Prozent der Befragten würden sich freiwillig dafür entscheiden. 21 Prozent möchten eine mittlere, 26 Prozent eine große, 25 Prozent sogar eine sehr große Wohnung haben. Wunsch und Wirklichkeit gehen in teuren Großstädten auseinander. Deshalb sind Mieter am ehesten bereit, Abstriche bei der Wohnfläche zu machen (44 Prozent). Häuser mit Miniwohnungen („Tiny Houses“) hält der GdW für eine Nische, etwa als zeitweilige Unterkunft für Studenten, Touristen und Geschäftsleute.

Wohnformen: Aus der Vielfalt der Lebenswege ergibt sich auch der Wunsch nach flexibleren Wohnverhältnissen. „Das merken Anbieter in vielen Großstädten wie London schon länger: Die Menschen haben heute andere Lebensläufe und viel mehr verschiedene Phasen im Leben als unsere Großeltern. Sie wollen daher nicht so gebunden sein“, sagt die Trendforscherin Oona Horx-Strathern. Eine Lösung: Leasing statt Kauf einer Wohnung wie beim Auto. Oder auch Gebäude mit sehr kleinen Wohnungen, aber üppigen Gemeinschaftsräumen für Freizeit, Sport und Bildung.

Digitales: Eine digitale Grundausstattung wird von den meisten Mietern heute erwartet. Die Technik soll aber eher unsichtbar bleiben, sagt Harms. An einem Mieterportal sind laut Umfrage nur gut ein Drittel (37 Prozent) der Mieter interessiert. Heute wird vor allem das Chatprogramm Whatsapp (87 Prozent) zum Austausch mit Nachbarn genutzt, in zweiter Linie Facebook. Nur die die wenigsten (20 Prozent) wollen jedoch, dass digitale Assistenzsysteme wie Alexa und Google Home in der Wohnung vorinstalliert sind.

Ansprüche: Diese sind auch abgesehen vom Digitalen nicht kleiner geworden. Wenn möglich, soll alles in der Nähe sein, was der moderne Mensch braucht: Der Arbeitsplatz, die Freunde, soziale Einrichtungen wie Kindergärten und Kulturangebote. Das findet sich natürlich nur in der Stadt, weshalb es gerade in den Städten zunehmend enger wird.

Das Quartier: Dieser Begriff wird für Stadtplaner und Wohnungsbauunternehmen immer wichtiger. Die Integration der unterschiedlichen Lebensformen finde in den Quartieren statt, sagt GdW-Präsident Axel Gedaschko. Dabei sieht er wachsende Risiken für Senioren, Alleinerziehende und Familien mit ausländischen Wurzeln, keinen bezahlbaren Wohnraum mehr zu finden.

Landleben: Die Menschen strömen in die Städte. Für Gedaschko aber ist klar: „Wir werden es nicht schaffen, zeitnah so viele Wohnungen zu bauen, dass sie alle in der Stadt leben können.“ Deshalb müsse Wohnen auf dem Land attraktiver werden, mit einer besseren Infrastruktur, zum Beispiel der Anbindung bisher abgehängter Regionen an den öffentlichen Nahverkehr.

Grundlage: Die Studie wurde von den Forschungsinstituten Analyse & Konzepte (Hamburg) und Inwis (Bochum) im Auftrag des GdW erstellt. Basis war eine bundesweite telefonische Befragung von rund 3000 Personen ab 18 Jahren. Zur Einordnung wurden auch allgemein zugängliche Daten etwa des Statistischen Bundesamts genutzt.

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