Diesel-Krise Wie der Diesel-Skandal Kreise zieht

Stuttgart · Es begann mit VW, dann kippte ein Steinchen nach dem anderen. Inzwischen sind viele deutsche Autobauer in den Abgas-Skandal verwickelt. Ein Überblick:

Volkswagen: Auch wenn sie angesichts der Nachrichten von anderen Herstellern manchmal schon fast in Vergessenheit gerät: Die Abgas-Affäre bleibt für Volkswagen ein juristischer Großkampf. Und sie hat ihren Ursprung in Wolfsburg. VW hatte im September 2015 eingeräumt, bei Millionen Dieselautos Abgastests manipuliert zu haben, und stürzte daraufhin in eine schwere Krise. Etwa 1,5 Millionen Autos der Marke VW mit Manipulations-Software musste der Konzern in Deutschland zurückrufen. Die anderen Konzern-Marken hinzugerechnet, waren es ursprünglich fast 2,5 Millionen in Deutschland und weltweit knapp elf Millionen. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen fast 50 mutmaßlich Beteiligte.  Gegen Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn laufen wie auch gegen den neuen VW-Chef Herbert Diess und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch Untersuchungen wegen möglicher Marktmanipulation. Gegen Winterkorn wird zusätzlich wegen Betrugs ermittelt. Die US-Justiz hat einen Haftbefehl gegen ihn erwirkt.

Audi: Die VW-Tochter lieferte am Montag den jüngsten Höhepunkt im Dieselskandal des Volkwagen-Konzerns. Die Münchner Staatsanwaltschaft leitete ein Verfahren gegen Chef Rupert Stadler ein und durchsuchte seine Wohnung. Sie legt ihm und einem namentlich nicht genannten Audi-Vorstand Betrug sowie Falschbeurkundung zur Last. Die beiden hätten Dieselautos mit manipulierter Abgasreinigung in Europa in den Verkehr gebracht. Die Zahl der Beschuldigten bei Audi ist damit laut Staatsanwaltschaft auf 20 gestiegen. Bei Audi hat das KBA bisher für 216 000 Diesel-Autos einen Rückruf angeordnet.

Porsche: Seit knapp einem Jahr ermittelt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft auch bei der VW-Tochter Porsche wegen Manipulation der Abgasnachbehandlung. Vor knapp zwei Monaten durchsuchten Ermittler die Konzernzentrale in Stuttgart. Porsche hat bisher mehr als 80 000 Autos zurückrufen müssen.

Daimler: Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche musste sich am Montag eine bittere Pille bei Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) abholen: 774 000 Mercedes-Benz-Diesel muss Daimler europaweit zurückrufen. Das KBA erhebt  den Vorwurf, auch die Stuttgarter hätten eine unzulässige Abschalteinrichtung verwendet. Von nur 5000 Vito-Kleintransporter war zunächst die Rede, dann aber legte Scheuer nach. Der Hersteller hat Widersprüche angekündigt und will die Frage, ob es sich bei den Programmierungen um unzulässige Funktionen handelt, notfalls vor Gericht klären lassen.

BMW: BMW wird von der Münchner Staatsanwaltschaft seit März verdächtigt, in rund 11 000 Diesel­autos eine falsche Abgas-Software eingebaut zu haben. Betrug mit einer „prüfstandsbezogenen Abschalteinrichtung“, lautet der Anfangsverdacht. Vorstandschef Harald Krüger hatte auf der Hauptversammlung erklärt, bei 11 700 Autos der 5er- und 7er-Baureihen sei irrtümlich die Software einer anderen Baureihe aufgespielt worden. Mit gezielter Manipulation habe das nichts zu tun.

Opel: Opel hat bisher weder mit Ermittlungen der Justiz noch mit einem Pflicht-Rückruf zu tun. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hatte Vorermittlungen vor über einem Jahr eingestellt.

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