Wie Daten die Industrie verändern

Hannover/Saarbrücken · Saarländische Firmen zeigen auf der Hannover Messe allerlei Lösungen, wie Software Produkte und ihre Fertigung verbessern kann.

 Mehr als 18 000 Kugelhahn-Varianten hat MHA Zentgraf aus Merzig im Programm. Archivfoto: Ruppenthal

Mehr als 18 000 Kugelhahn-Varianten hat MHA Zentgraf aus Merzig im Programm. Archivfoto: Ruppenthal

Die digitale und analoge Welt wachsen in der Industrie-Produktion immer stärker zusammen. Dieser Trend scheint sich in den nächsten Jahren noch zu beschleunigen, wie auf der Hannover Messe deutlich wird. Im Windschatten dieser Entwicklung tummeln sich Software-Häuser und andere Dienstleister, die sich der Verknüpfung der beiden Welten verschrieben haben. Von denen gibt es auch einige im Saarland, wie bei einem Gang über das Messegelände deutlich wird.

So hat sich das Ingenieurbüro Bysewski aus Saarlouis darauf spezialisiert, Fertigungsmaschinen mit Sensoren so auszustatten, "dass sie Daten über Geschwindigkeit, Temperatur oder Schmierung senden und bei einer Störung auch melden können, woran es liegt", erläutert Firmeninhaber Jakob Bysewski. "Wir sind auf kleine und mittlere Unternehmen spezialisiert und achten daher darauf, dass unsere digitale Aufrüstung für diese auch erschwinglich ist."

Damit Menschen und Maschinen sich auch in der digitalen Welt gut "verstehen", entwickelt das Saarbrücker IT-Haus Centigrade maßgeschneiderte Lösungen. "Will sich eine Firma neue Maschinen anschaffen, schauen wir dem Bediener über die Schulter und versetzen uns in seine Situation", erläutert Marketing-Manager Simon Kieke die Herangehensweise von Centigrade. Danach wird der Bedien-Bildschirm so konfiguriert, dass die Arbeit mit der Maschine möglichst einfach von der Hand geht. Mit Hilfe von 3-D-Brillen können auch Arbeitsschritte in den dreidimensionalen Raum übertragen werden. "Das kann zum Beispiel in der Qualitätsprüfung sinnvoll sein", sagt Kieke. Erscheint in der Brille ein Maschinenteil grün, ist alles in Ordnung, bei Rot wird es kritisch.

Bei der Saarbrücker Scheer Group sind es "inzwischen ganze Prozessketten, die sich im Zuge der Digitalisierung verändern werden". Diese Auffassung vertritt Mario Baldi, Geschäftsführer der Scheer GmbH. "Wird Ware angeliefert, läuft das heute noch über Lieferschein ab. Künftig wird alles - von der Bestellung bis zur Lieferung - in einer einzigen digitalen Prozesskette abgebildet", nennt Baldi ein Beispiel. Das gehe bis hin zur Personalverwaltung.

Die intelligente Überwachung von Hydraulik-Komponenten ist ein zentrales Thema der Sulzbacher Firma Hydac. "Die Aggregate senden Daten über ihren Zustand wie zum Beispiel die Ölqualität oder die Temperaturen", so ein Sprecher am Hydac-Stand. "Diese können dann ausgewertet werden, so dass die Benutzer jederzeit wissen, wie es um die Anlage steht." Immerhin verteilt die Hydac auf der Hannover Messe einen fast 350 Seiten umfassenden Katalog mit technischen Neuheiten und Produkt-Weiterentwicklungen aus der Welt der Hydraulik.

Eine Nummer kleiner geht es am Stand der Merziger Firma MHA Zentgraf zu. Das Unternehmen ist in der Hydraulik-Welt auf Kugelhähne spezialisiert, die sicherstellen, dass die Druckflüssigkeiten auch in die richtige Richtung gelenkt werden. "Wir haben uns in den vergangenen Jahren zu einem sehr internationalen Unternehmen entwickelt", erläutert der geschäftsführende Gesellschafter Andreas Gühring. "Unsere Exportquote liegt bei 80 Prozent." Mehr als 18 000 Kugelhahn-Varianten hält Zentgraf inzwischen für die Kunden vor, die unter anderem Bau- oder Landmaschinen und Schiffe bauen, aber auch Kohle, Öl und Gas fördern.

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Polnische Heizkörper aus Saarbrücken Einen saarländischen Beitrag zur Unterstützung Polens, des diesjährigen Partnerlandes der Hannover Messe, leistet Stefan Eckert. Der Pole mit deutschen Wurzeln, der seit 27 Jahren im Saarland lebt, vertritt die Firma Verano am Gemeinschaftsstand des Nachbarlandes. Verano fertigt in Lublin Heizkörper, allerdings nicht in der üblichen Form. "Unsere Heizkörper können beispielsweise in den Boden eingelassen werden, da sie sehr kompakt sind", erzählt Eckert. "Dadurch wird wesentlich weniger Wasser benötigt, um einen Raum zu beheizen." Verano hat zudem beheizbare Bänke im Programm, die beispielsweise in Kirchen zu finden sind. Eckert betreut als Generaldirektor des Unternehmens von Saarbrücken aus die Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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