Wirtschaftsförderung Wenn Software sich mit Pharma paart

Saarbrücken · Das Netzwerk Nanobionet hat Chancen auf zusätzliche Forschungsmillionen. Es darf erneut einen großen Fördertopf anzapfen.

 Vor allem im Pharma-Bereich geht die Forschung ständig weiter. Für viele Krankheiten fehlt bisher noch die passende Therapie.

Vor allem im Pharma-Bereich geht die Forschung ständig weiter. Für viele Krankheiten fehlt bisher noch die passende Therapie.

Foto: picture alliance / dpa/Jan Woitas

Dem Saarbrücker Verein Nanobionet ist es zum zweiten Mal gelungen, über einen Netzwerk-Antrag die Grundlagen für einige Millionen Euro an Fördergeldern zu legen. „Es ist seit 2014 das zweite Mal, dass wir den Zuschlag für ein ZIM-Netzwerk erhalten haben“, erläutert Nanobionet-Geschäftsführer Ralph Nonninger.

Doch zunächst von Anfang an. ZIM ist die Königsdisziplin der Wirtschaftsförderung von Seiten des Bundes. ZIM steht für „Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand“, das für 2017 über einen Etat von 548 Millionen Euro verfügt. Anträge müssen beim Bundeswirtschaftsministerium gestellt werden. ZIM unterstützt „mittelständische Unternehmen und mit diesen zusammenarbeitende wirtschaftsnahe Forschungseinrichtungen“.

Mit dem ersten ZIM-Netzwerk Nano-Pharm haben die 29 Partner, die dort zusammenarbeiten, „in den vergangenen drei Jahren rund 2,4 Millionen Euro an Fördergeldern bewilligt bekommen“, bilanziert Nonninger. Weitere Anträge seien in der Pipeline. Nano-Pharm beschäftigt sich mit Produkten und Verfahren an der Schnittstelle zwischen der klassischen Nanotechnologie und der Pharmazie. Im Nano-Bereich untersuchen die Wissenschaftler Partikel, die kleiner sind als ein Millionstel Millimeter. In Verbindung mit der Pharmazie sind die Forscher in der Lage, „neue Medikamente und Kosmetika zu entwickeln, die wirksamer und sicherer sind als die bisher bekannten“, sagt der Nanobionet-Chef.

Das neue ZIM-Netzwerk, das in der Aufbauphase zunächst mit 100 000 Euro gefördert wird, trägt den Namen Morpheus. Hier sollen die Forschungs- und Entwicklungsfelder rund um die Medizin mit dem Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) kombiniert werden. An dem Netzwerk sind derzeit 21 Partner aus Industrie und Forschung beteiligt. 14 davon kommen aus dem Saarland. Ein Schwerpunkt kann  darin liegen, in Körperflüssigkeiten über so genannten Biomarker zusätzliche Erkrankungen zu entdecken, die mit herkömmlichen Methoden nicht analysiert werden können. Ein Netzwerk-Partner ist beispielsweise die Homburger Zahnklinik von Professor Matthias Hannig. Hier können mit neuen Analyse-Methoden ergänzende Informationen über mögliche Krankheiten aus dem Speichel der Patienten herausgelesen werden. Dies sei nur mit Hilfe der KI möglich, sagt Nonninger, da nur über diese anspruchsvolle Form der Informationsverarbeitung größere Datenmengen analysiert werden können. Bislang versteckte Krankheiten könnten auch bei der Untersuchung von Augen festgestellt werden. Dies sei der Grund, weshalb sich die Augenklinik Sulzbach an diesem Netzwerk beteiligt. Denkbar sei auch, dass die Wirkstoffe der Medikamente stärker auf die Bedürfnisse der einzelnen Patienten zugeschnitten werden können.

Ähnlich wie bei dem ZIM-Projekt Nano-Pharm sind auch bei Morpheus auf Firmenseite erneut etliche Mittelständler mit an Bord, aber auch große Unternehmen aus dem Pharmabereich wie Boehringer Ingelheim oder das Wiesbadener Unternehmen Abbvie. Diese Tochter des US-Konzerns Abbott ist nach eigenen Angaben auf die „Entwicklung von Medikamenten mit hoher klinischer Wirksamkeit“ spezialisiert – so zum Beispiel bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Im Software-Bereich konnte das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) für das Netzwerk gewonnen werden.

Für Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) wird mit dieser neuen Förderplattform „einmal mehr deutlich, dass im Saarland hervorragende Netzwerkarbeit, wettbewerbsfähige Unternehmen und exzellente Forschungseinrichtungen aktiv die Entwicklung zukunftsweisender Innovationen vorantreiben“.

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