Online-Handel boomt Wenn der Paketbote häufiger klingelt

Bonn/Saarbrücken · Saarländer erhalten laut Studie überdurchschnittlich viele Warensendungen. Und es werden künftig noch mehr.

 Die Zahl der zugestellten Pakete und Päckchen soll einer Studie zufolge rasant zunehmen.

Die Zahl der zugestellten Pakete und Päckchen soll einer Studie zufolge rasant zunehmen.

Foto: dpa/Malte Christians

DHL, Hermes, UPS, GLS, DPD: Auf den Straßen sind immer mehr Paketdienst-Fahrzeuge unterwegs, um Kunden ihre im Internet bestellte Ware nach Hause zu bringen. Die Bundesnetzagentur hat kürzlich einen Bericht mit Zahlen für das Jahr 2015 veröffentlicht. Danach wurden in Deutschland mehr als zwei Milliarden Warenpakete an Privatkunden zugestellt. Bis 2020 rechnen Experten mit drei Milliarden und bis 2025 mit mehr als vier Milliarden Paketen.

In der Studie der Hamburger Unternehmensberatung MRU und der Hochschule Würzburg-Schweinfurt im Auftrag der Bundesnetzagentur wurde die Entwicklung nach Postleitzahlengebieten unter die Lupe genommen. In der Region 66, die das Saarland sowie angrenzende Gemeinden in Rheinland-Pfalz umfasst, wurden im Jahr 2015 insgesamt 20,8 Millionen Warensendungen an Privatkunden zugestellt. Im Jahr davor waren es 18,5 Millionen. Pro Einwohner waren das 16,8 Sendungen im Jahr 2015. Der bundesdeutsche Schnitt liegt bei 16 Warenpaketen. Hochburgen sind die Regionen Mannheim und Wuppertal mit 19 Sendungen pro Bewohner. Zu den Schlusslichtern gehören das südliche Mecklenburg-Vorpommern sowie die Postleitzahlengebiete rund um Trier und Koblenz.

Während der Versand von Computern (minus 16 Prozent) und Büchern (minus 22 Prozent) 2015 gegenüber dem Vorjahr bundesweit zurückgegangen ist, gab es Zuwächse bei Unterhaltungselektronik (plus acht Prozent), Bekleidung (plus 22 Prozent), Möbel und Lampen (plus 41 Prozent) und Lebensmitteln (plus 50 Prozent). Bei Lebensmittellieferungen liegt das Saarland 2015 im Bundesdurchschnitt von 0,4 Sendungen, bei Möbeln und Lampen etwas über dem Schnitt von 0,8 Sendungen pro Kopf.

Gleichzeitig reduzieren fast alle Paketdienste ihre Standorte. Die Zahl der Annahmestellen ging 2015 bundesweit um 1600 auf knapp 57 000 zurück, die Zahl der Abholstellen sank um 600 auf 44 500. Vor allem in ländlich geprägten Regionen wird das Netz immer löchriger. „Eine flächendeckende Versorgung ist nach wie vor gegeben, könnte allerdings bei einer fortgesetzten Abnahme der Zugangspunkte infrage gestellt werden“, heißt es in der Studie. Der Weg in das nächste Geschäft ist häufig erheblich näher als zum nächsten Paketshop, den der Paketkunde nicht selten zweimal macht: Zum Abholen, wenn man bei Auslieferung nicht zu Hause war und für das Zurückschicken der Ware. Am meisten werden im Internet Schuhe und Bekleidung bestellt: 329 Millionen Sendungen entfielen 2015 auf diese Warengruppe.

Die Prognosen über das steigende Paketaufkommen in den nächsten Jahren könnten noch deutlich nach oben korrigiert werden. Der Studie wird die Nachfrage überproportional zulegen, wenn die Zustellung innerhalb eines bestimmten Zeitfensters sowie innerhalb von 90 Minuten nach der Bestellung garantiert werden kann. Entsprechende Angebote erzielen schon heute eine große Resonanz. Die Schattenseiten: Immer mehr Paketfahrzeuge tragen erheblich zum innerstädtischen Verkehr und zur Umweltbelastung bei. Und gerade in kleineren und mittelgroßen Städten, in denen der Online-Handel boomt, stehen immer häufiger Läden in zentralen Lagen leer.

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