Serie Ausbildung 2018 Was soll ich nur werden?

Saarbrücken · Berufsberater unterstützen, wenn Jugendliche bei der Berufswahl die Orientierung verlieren.

 Jens Kaeswurm, Berufsberater bei der Arbeitsagentur, begleitet Schüler auf dem Weg ins Berufsleben.

Jens Kaeswurm, Berufsberater bei der Arbeitsagentur, begleitet Schüler auf dem Weg ins Berufsleben.

Foto: Oliver Dietze

Die 17-jährige Sarah (Name von der Redaktion geändert) weiß noch nicht so recht, wie es nach dem Schulabschluss nächstes Jahr weitergehen soll. Gemeinsam mit Jens Kaeswurm, Berufsberater der Arbeitsagentur Saarbrücken und zuständig für Schüler, die den Hauptschulabschluss oder die mittlere Reife machen, bespricht sie ihre Ergebnisse des Berufswahl-Tests. Bei diesem musste sie Fragen zum beruflichen Interesse beantworten. Was könnte mir Spaß machen? Was nehme ich in Kauf? Hitze, Lärm, unregelmäßige Arbeitszeiten? Auch ihre sozialen und praktischen Fähigkeiten wurden berücksichtigt. „Ziel des Tests ist, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen und eine Rückmeldung zu den persönlichen Interessen zu bekommen“, erklärt Kaeswurm. Denn bei über 330 Ausbildungsberufen ist es schwer, sich zu orientieren. Das merkt man Sarah an. Sie wirkt etwas verunsichert.

Da Sprachen Sarahs „Ding sind“, sie gerne mit Menschen arbeiten möchte, und unregelmäßige Arbeitszeiten ihr nichts ausmachen, gibt es bei den Testergebnissen Übereinstimmungen mit Berufen in der Tourismusbranche. Wie wäre es mit Hotelkauffrau? Noch zögert Sarah etwas. Sie weiß nicht genau, was eine Hotelkauffrau macht. Abhilfe schafft das Internetportal „Berufenet“ der Arbeitsagentur. Kaeswurm zeigt Sarah, wie sie dort alle wichtigen Infos über sämtliche Berufe finden kann. Zum Beispiel, welchen Schulabschluss sie benötigt. Welche Aufgaben in der Lehrzeit auf sie zukommen, oder wie die Karrierechancen nach der Ausbildung aussehen. Falls die Infos nicht das Interesse wecken, bietet das Portal auch alternative Berufe an, die der Hotelkauffrau sehr ähnlich sind. Vielleicht entscheidet sich Sarah nächstes Jahr aber doch für eine Ausbildung zur Flugbegleiterin. Denn dieser Beruf ist ihr bei einem vorangegangenen Gespräch mit Kaeswurm spontan in den Sinn gekommen.

Es sei ein jahrelanger Prozess, bis überhaupt klar ist, was man machen möchte, erklärt Kaeswurm. Spätestens aber Anfang des letzten Schuljahres sollten sich die Jugendlichen Gedanken über ihre Zukunft machen. Zehn Millionen Schüler klickten sich vergangenes Jahr bundesweit durch die Tests der Arbeitsagentur. 1,15 Millionen gingen zu einem Berufsberater. Viele, die zu Kaeswurm kommen, wissen bereits, in welche Richtung es gehen soll. „Wir arbeiten dann gemeinsam an dieser Vorstellung“, sagt der Berufsberater. Manchmal müsse er aber auch von dieser Vorstellung abraten, wenn beispielsweise die schulischen Voraussetzungen einfach nicht gegeben sind. „Die Jugendlichen sollen in der Ausbildung nicht unter-, aber auch nicht überfordert werden.“ Einige möchten zunächst auch eine weiterführende Schule besuchen. „Sie fühlen sich vielleicht noch nicht reif genug, um ins Arbeitsleben einzutreten. Andere nutzen die Zeit, um sich weiterhin zu orientieren. Manche haben hingegen eine genaue Berufsvorstellung, für die ein gewisser Schulabschluss nötig ist.“ Das Beratungsangebot der Arbeitsagentur und die Tests im Internet richten sich auch an Abiturienten, die unsicher sind, ob eine Ausbildung oder ein Studium geeigneter für sie wäre.

Die Elternarbeit ist auch wichtig bei der Orientierung. Kaeswurm begrüßt es sogar, wenn die Eltern bei den Gesprächen dabei sind. Denn die seien oft nicht minder verunsichert, wenn es um die berufliche Zukunft ihres Kindes geht. Auf Sarah kommen nun Hausaufgaben zu. Kaeswurm gibt ihr einige Vorschläge. Über diese Berufe möchte sie sich genau informieren, um dann in einem weiteren Gespräch mit dem Berufsberater ihrem Traumberuf ein Stück näher zu kommen. Kaeswurm begleitet sie weiterhin auf ihrem Weg, bis sie eine Wahl getroffen hat.

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