Bewerbungscoaches geben Tipps Was Personaler wirklich überzeugen kann

St. Ingbert · Zwei Berater geben Tipps, auf was Bewerber in ihrem Anschreiben und im Vorstellungsgespräch achten müssen.

Bewerbungscoaches geben Tipps: Was Personaler wirklich überzeugen kann
Foto: Teresa Bauer

„Authentisch sein und bloß nicht blenden“: Das kann Diplom-Betriebswirt Lars Schilsong gar nicht oft genug sagen, wenn er erklärt,worauf es bei einer Bewerbung ankommt. Gemeinsam mit seiner Kollegin, der Psychologin Sonja Moreira Coutinho, coacht er in seinem Unternehmen „Nur oben ist Platz“ (NOIP) in St. Ingbert unter anderem angehende Azubis.

Ob Lebenslauf, Anschreiben oder das Auftreten im Vorstellungsgespräch – die Experten raten Bewerbern davon ab, Vordrucke aus dem Internet zu benutzen und Antworten aus Ratgebern auswendig zu lernen. Denn Kleinigkeiten machen den Unterschied, und Bewerbungsunterlagen werden schon mit wenigen Mitteln viel persönlicher. „Das Auge isst mit, auch bei der Bewerbung. Sie ist ein Verkaufsprospekt“, sagt Schilsong. Mit einer dezenten Farbe und einem wiederkehrenden grafischen Element zum Beispiel sticht die Bewerbung aus der Masse heraus. Aber „weniger ist mehr“, sagt Moreira Coutinho. „Das Design muss zur Persönlichkeit des Bewerbers und zum Job passen.“ Eine Grafik dürfe auch niemals wichtige Elemente überlagern. Beim Lebenslauf muss darauf geachtet werden, dass alle Angaben korrekt sind. Lücken seien zwar kein Ausschlusskriterium, müssen aber durch eine kurze Erklärung der Tätigkeiten in dieser Zeit ergänzt werden. Beispielsweise eine berufliche Auszeit, in der man einen Angehörigen gepflegt hat.

Das Anschreiben dient dazu, sich genauer vorzustellen. Darin sollte aber nicht der Lebenslauf wiederholt werden. Das könne den Eindruck erwecken, dass der Personaler „nicht in der Lage wäre, den beigefügten Lebenslauf zu lesen“, warnt Moreira Coutinho. Ein fehlerhafter Briefkopf, ein falsches Datum sowie Rechtschreibfehler zeugen von „schludriger Arbeit und Faulheit. Denn mit heutigen Rechtschreibprogrammen lässt sich das vermeiden“, sagt die Psychologin. Außerdem soll das Anschreiben nur eine Seite umfassen. Überzeugen können Bewerber, wenn sie erklären, warum sie gerne „diesen Beruf in genau diesem Unternehmen“ erlernen möchten. Moreira Coutinho empfiehlt, sich dafür das  Job- und das Unternehmensprofil genau anzuschauen. Sogenannte „soft skills“, also persönliche Stärken und Schwächen, sollten mit weiteren Ausführungen belegt werden, um dem Personaler ein echtes Bild des Bewerbers zu liefern – jenseits von Zeugnis und Qualifikationen.

Natürlichkeit gilt auch beim Vorstellungsgespräch. Zwar werde ein gepflegtes Auftreten und angemessene Kleidung vorausgesetzt, es müsse aber nicht immer ein schicker Anzug sein. „Man merkt, ob jemand gekleidet oder verkleidet ist“, sagt Schilsong. „Ich gebe Bewerbern immer den Tipp sich so anzuziehen, als ob sie abends schick essen gehen würden“, sagt Moreira Coutinho. Nervosität ist ganz normal und zeigt, dass der Bewerber ernsthaft an der Ausbildung interessiert ist. Bei kleinen Unsicherheiten gibt es den einen oder anderen Trick. „Um sich kurz Gedanken über eine passende Antwort zu machen, hilft es zum Beispiel, einen Schluck zu trinken“, erklärt Schilsong und rät Bewerbern, angebotene Getränke anzunehmen. Außerdem dürfe man auch mal schlagfertig sein. Fragt ein Personaler nach drei Schwächen, weiß Moreira Coutinho eine passende Antwort: „Ich kann nicht einparken. Nicht vorwärts, rückwärts oder seitwärts.“ Üben lautet hier das Stichwort. Auf solche Gesprächssituationen können sich Bewerber durchaus gut vorbereiten. Ebenso auf Auswahlverfahren, sogenannte Assessment Center. Wie halte ich zum Beispiel ein Referat? Welche Rolle will ich in Gruppenarbeiten und Diskussionen übernehmen?

 Die Bewerbungscoaches Sonja Moreira Coutinho (von links) und Lars Schilsong geben Stellenbewerbern Tipps.

Die Bewerbungscoaches Sonja Moreira Coutinho (von links) und Lars Schilsong geben Stellenbewerbern Tipps.

Foto: Teresa Bauer

Und wenn es dennoch nicht auf Anhieb mit einer bestimmten Ausbildung oder Firma klappt, so raten die Experten zu  Alternativen und artverwandten Ausbildungsberufen. Auch über Umwege und mehr Flexibilität kann man zum Traumjob gelangen.

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