Masterplan Was das Saar-Handwerk bis 2020 plant

Saarbrücken · Mit über 100 Projekten und Maßnahmen wollen die Betriebe in der Region ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Dies sieht ein neuer Masterplan vor.

 Mehr Tempo im flächendeckenden Breitbandausbau fordert die saarländische Handwerkskammer in ihrem neuen Masterplan.

Mehr Tempo im flächendeckenden Breitbandausbau fordert die saarländische Handwerkskammer in ihrem neuen Masterplan.

Foto: dpa/Oliver Berg

Das saarländische Handwerk mit seinen insgesamt rund 67 000 Beschäftigten will bis zum Jahr 2020 mit über 100 Projekten und Maßnahmen zum weiteren Strukturwandel in der Region beitragen. Grundlage hierfür ist der von der Vollversammlung der Handwerkskammer verabschiedete „Masterplan Handwerk 2020“.

Dieser sieht vorrangigen Bedarf an Investitionen in den Erhalt der Straßen, den Ausbau des Breitbandnetzes und eine unbürokratischere Verwaltung. Um den Handwerksbetrieben möglichst gute Wettbewerbsbedingungen zu ermöglichen, fordert die Kammer den schnellstmöglichen landesweiten Ausbau des Breitbandnetzes auf eine Internet-Geschwindigkeit von mindestens 50 Megabit pro Sekunde. Junge Menschen sollen noch attraktivere Ausbildungsbedingungen im Handwerk bekommen. So werden mit Hilfe des Sonderförderprogramms „Digitalisierung“ des Bundes die Ausbildungswerkstätten auf das neueste digitale Niveau gebracht. In der ersten Phase betrifft dies die Werkstätten in den Bereichen Augenoptik, Friseur, Kosmetik, Bäcker und Konditor.

Ein Digitalisierungsberater soll Betriebe vor Ort bei der Einrichtung einer vernetzten und besonders leistungsfähigen Grundausstattung der Informationstechnologie unterstützen. Großer Handlungsbedarf im Land sieht die Kammer auch bei der Verbesserung der Qualität des öffentlichen Nahverkehrs. Unter den gegenwärtigen Bedingungen seien viele Betriebe kaum oder gar nicht mit dem Bus zu erreichen.

Mehr Flexibilität fordert die Handwerkskammer bei der Ausweisung von Flächen. So solle an der Saar grundsätzlich auf die weitere Ausweisung reiner Wohngebiete verzichtet werden, um Konflikte zwischen einer Wohn- und gewerblichen Nutzung zu vermeiden. Nur so könne man künftig die Versorgung der Ortschaften mit handwerklichen Produkten und Dienstleistungen sicherstellen. Gleichzeitig werde so zum Fortbestand einer gewerblichen Wirtschaft beigetragen. Bei der Planung neuer Gewerbeflächen will das Handwerk zudem darauf achten, dass künftig auch kleinere Flächen bis zu 2000 Quadratmeter für Handwerksbetriebe ausgewiesen werden, nicht vornehmlich Flächen ab einer Größenordnung von 10 000 Quadratmeter für eine rein industrielle Nutzung.

Einen besonderen Schwerpunkt will das Handwerk in der Weiterentwicklung ländlicher Räume setzen. Hier soll gemeinsam mit den ortsansässigen Entscheidern nach neuen Konzepten und Möglichkeiten gesucht werden, wie man Ortskerne wieder attraktiver gestalten kann, verbunden mit Möglichkeiten, in deren Umfeld auch neue kleine und mittlere Betriebe anzusiedeln. Dies bringe nicht nur mehr Kaufkraft sowie Lebensqualität in die Orte zurück, sondern schaffe auch mehr Chancen, mehr Ausbildungsplätze und neue Arbeitsplätze vor Ort anzubieten, heißt es im Masterplan 2020.

Zur Zukunftssicherung setzt das Saar-Handwerk auch auf die Hilfe qualifizierter Flüchtlinge. Hier sieht der Masterplan ausdrücklich vor, ihnen eine dauerhafte Perspektive zu bieten, die ihre beruflichen Möglichkeiten und Qualifikationen berücksichtigt. Um die Voraussetzungen für den Einstieg in einen Betrieb zu stärken, will das Handwerk Sprachkurse unterstützen.

Darüber hinaus sollen die Bemühungen nochmals deutlich erhöht werden, mehr Frauen für technische Berufe zu begeistern. Hierzu beabsichtigt die Kammer Workshops speziell für Mädchen an Nachmittagen oder in den Ferien. Um generell noch mehr Jugendliche zu erreichen, wird im Rahmen der Berufsorientierung die Zusammenarbeit mit bis zu 30 weiteren allgemeinbildenden Schulen ausgebaut. Neben Frauen und Flüchtlingen setzt der Masterplan auf Jobcenter-Kunden, die bisher noch keine Perspektive auf eine Lehrstelle hatten. Um sie will sich die Kammer verstärkt kümmern – mit dem Ziel, 30 Bewerber jährlich erfolgreich in Betriebe zu vermitteln.

Eine noch stärkere Rolle in der Qualifizierung junger Menschen soll die Saarländische Meister- und Technikerschule übernehmen. An ihr bereiten sich heute schon jährlich insgesamt 230 Gesellen des Handwerks sowie Facharbeiter aus anderen Wirtschaftsbereichen ein Jahr lang auf den Meister oder zwei Jahre lang auf den Techniker vor. So soll die Lücke an Fach- und Führungskräften noch mehr geschlossen werden. Als zusätzlichen Anreiz für junge Menschen, solche Wege einzuschlagen, verweist der Masterplan darauf, dass an der Saar rund 2000 Handwerksbetriebe zur Übernahme anstehen.

Um die Meister- und Technikerschule auf Dauer erhalten zu können, appelliert die Kammer an die Landesregierung, ihren bisher gewährten finanziellen Zuschuss auch nach dem Ende der nächsten Legislaturperiode aufrecht zu erhalten. Gründer sollen generell von der Handwerkskammer mehr Unterstützung bekommen. Für sie sei eine noch kompetentere, individuelle Beratung geplant. Dies beginne bei der Beschreibung der Gründungsidee, reiche über die Erstellung eines Business-Plans bis hin zu konkreten Hilfestellungen in betriebswirtschaftlichen und technischen Fragen.

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