Warndt-Initiative fürchtet Feinstaub aus Carling

Warndt · Die Feinstaub-Belastung ist in der Großregion derzeit besonders hoch. Die Meinung über die Ursachen dafür gehen auseinander. Die Bürgerinitiative „Saubere Luft“ im Warndt sieht die lothringische Chemieplattform Carling mitverantwortlich.

 Die Chemieplattform im lothringischen Carling ist umstritten. Foto: Michel Labelle/Total Petrochemicals

Die Chemieplattform im lothringischen Carling ist umstritten. Foto: Michel Labelle/Total Petrochemicals

Foto: Michel Labelle/Total Petrochemicals

Paris versinkt im Smog, und auch in Lothringen herrscht dicke Luft. Die Feinstaubbelastung lag seit Anfang Dezember immer wieder über dem EU-Tages-Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Verkehr und Heizung sind laut der Präfektur in Metz die Hauptursachen. An besonders belasteten Tagen ruft die Präfektur deshalb dazu auf, Fahrgemeinschaften zu bilden und auf offene Kaminfeuer zu verzichten.

Bei der Bürgerinitiative "Saubere Luft" im Warndt sorgt das für Beunruhigung. Sie hat die Chemieplattform im lothringischen Carling im Verdacht, viel Feinstaub zu produzieren und würde gerne schnell erfahren, wenn die Belastung hoch ist. Allerdings werden die Warnmeldungen der französischen Behörden nicht ins Saarland weitergeleitet. "Eine vernünftige Informationspolitik sieht anders aus", sagt der Vorsitzende der Initiative, Adriano Pitillo. Die Bürger wollen keine französischen Tagesmittelwerte, geschweige denn nachträgliche Mittelwerte für das halbe oder ganze Jahr, wie sie im Saarland üblich sind. Sie wollen sofort erfahren, wenn die Luft verpestet ist. Ein "Ei" aus China soll nun Abhilfe schaffen: das "Laser Egg", ein Messgerät, das laut Pitillo in den versmogten Metropolen Chinas häufig zum Einsatz kommt. "Unser Anliegen war immer, dass die Bürger direkte Messwerte bekommen", sagt Pitillo. Die Feinstaub-Werte, die sie mit dem "Laser Egg" erfasst haben, seien "alarmierend".

Für das saarländische Umweltministerium kommt der Einsatz des China-Eis erstmal nicht in Frage. Messgeräte, mit denen die Einhaltung von Grenzwerten ermittelt wird, müssen strengen EU-Normen entsprechen, was auf das Ei natürlich nicht zutrifft. Dass die Feinstaubwerte derzeit sehr hoch sind, sei ein Phänomen, das in ganz Mitteleuropa zu beobachten sei, so eine Ministeriumssprecherin. Schuld sei das Wetter. Je nach Wind und Temperatur bleiben die Staubteilchen in der Region oder werden verteilt.

Die Saarländer über erhöhte Feinstaubwerte in Frankreich zu informieren, hält das Ministerium "nicht für geboten". Eben weil hohe Werte, die in der gesamten Region auftreten, in der Regel auf das Wetter, starken Verkehr oder Brände zurückzuführen seien. Allerdings will der Umweltminister beim nächsten Gipfel der Großregion einen neuen Anlauf starten, um eine gemeinsame Internetplattform für Luftschadstoffe zu entwickeln.

An den nachträglichen Halbjahres- und Jahresmittelwerten will das Ministerium festhalten. Man habe sich bewusst für diese Messmethode entschieden, so die Sprecherin, weil sich so auch der Gehalt des Schadstoffs Benzoapyren und der metallischen Stoffe im Feinstaub ermitteln ließen. Erste Ergebnisse für die Zeit von Juni bis August zeigten, dass der Grenzwert von 50 Mikrogramm bei weitem nicht überschritten wurde. In Dorf im Warndt seien im Schnitt 9, in Lauterbach 11 Mikrogramm gemessen worden.

Was Feinstaub verursacht, und was ihn gefährlich macht



Das Umweltbundesamt sieht deutschlandweit vor allem einen milden Winter als Ursache für hohe Feinstaub-Belastungen. Durch die milden Temperaturen sammele sich vermehrt Feinstaub in den unteren Luftschichten. Zudem liefen bei solchen Wetterlagen (die Heizperiode ist angelaufen, die Temperaturen sind aber moderat) häufiger Einzelfeueröfen, die einen höheren Feinstaubausstoß hätten als Zentralheizungen.

Die Europäische Union hat 2005 einen Grenzwert für Feinstaub eingeführt. Demnach darf der Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft nicht überschritten werden. Jährlich sind allerdings 35 Übertretungen erlaubt.

Feinstaub-Belastung gilt als gesundheitsgefährdend, weil die besonders feinen Staubpartikel von den Schleimhäuten im Nasen- und Rachenraum beziehungsweise von Härchen im Nasenbereich nur teilweise zurückgehalten werden. Die winzigen Staubpartikel können die Atemwege schädigen, Lungenkrankheiten verschlimmern und Herzinfarkte verursachen.

Verursacher des Feinstaubs sind (aufgereiht nach ihrem Anteil) Industrie, Straßenverkehr, Privathaushalte, Elektrizitäts- und Fernheizwerke sowie Landwirtschaft. Einen explosionsartigen Anstieg der Feinstaubbelastung gibt es übrigens jedes Jahr an Silvester. Dann steigt die Belastung laut Umweltbundesamt auf mehr als 1000 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort