Umschulung Von der Helferin zur Fachfrau für Altenpflege

Saarlouis · Wer als junger Mensch keine Berufsausbildung gemacht hat, hat es schwer, sie später nachzuholen. Das Programm Wege-Bau unterstützt die Spätstarter.

 Michaela Philippi-Salmon (v.l.) macht beim Pflegedienst von Heike Wenzel mit über 40 Jahren eine Umschulung zur Altenpflegerin. 

Michaela Philippi-Salmon (v.l.) macht beim Pflegedienst von Heike Wenzel mit über 40 Jahren eine Umschulung zur Altenpflegerin. 

Foto: Rich Serra

Über 20 Jahre war sie die „Leiterin eines Familienunternehmens“, wie es in der Werbung heißt. Doch mit gerade 40 stand für Michaela Philippi-Salmon fest, dass sie noch einmal beruflich durchstarten wollte. Und zwar im Bereich Altenpflege. „1992 hatte ich eine Krankenschwester-Ausbildung begonnen, damals allerdings ohne Abschluss, weil mir die erste Schwangerschaft dazwischenkam“, sagt Philippi-Salmon. Nun sind die Kinder groß, das jüngste Kind ist zehn Jahre alt, und die 43-Jährige hat – aufbauend auf ihre frühere Vorbildung noch einmal eine Ausbildung gestartet: Als Altenpflegerin beim Ambulanten Pflegedienst „Liebevolle Betreuung“ in Saarlouis-Roden.

Gefördert wird die Ausbildung durch das Programm Wege-Bau der Arbeitsagentur. Im Rahmen dieses Programms können Weiterbildungen unterstützt werden, wenn die Betroffenen zuvor vier Jahre lang eine an- oder ungelernte Tätigkeit verrichten und sie ihre ursprünglich erlernte Tätigkeit nicht mehr ausüben können. Gefördert werden aber auch Arbeitnehmer, die über 45 Jahre alt sind, geringe berufliche Qualifikationen haben und in Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern beschäftigt sind.

Das Programm finanziert dabei nicht nur einen Teil der Arbeitsentgelte, sondern auch Ausbildungskosten, Kinderbetreuung und anfallende Fahrtkosten. „Die Qualifizierung von beschäftigten Arbeitnehmern gewinnt in Zeiten stetig steigender Fachkräftenachfrage zunehmend an Bedeutung“, sagt Heidrun Schulz, Leiterin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit.

Für Philippi-Salmon ist das Programm die ideale Unterstützung beim Wiedereinstieg in den Beruf. Bereits mehrere Jahre zuvor hatte sie als Helferin in einem Pflegedienst in Überherrn gearbeitet. Schon während dieser Zeit hatte sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin ins Auge gefasst. Weil ihr Arbeitgeber den Besitzer gewechselt hat, musste sie sich aber eine neue Arbeitsstelle suchen.

Dass sie beim Pflegedienst von Heike Wenzel in Saarlouis-Roden fündig wurde, bezeichnet die Inhaberin als einen Glücksgriff. Natürlich gebe es auch Arbeitgeber, die bei der Einstellung einer 43-Jährigen für die Ausbildung zurückhaltend seien, sie habe aber sofort Ja gesagt. Und das auch nie bereut. „Frauen, die eine Familie haben, können meist organisieren“, sagt sie. Auch Philippi-Salmon sagt, dass es mit einem entsprechenden Netz an Freunden und Bekannten kein Problem ist, Kinder und Beruf zu kombinieren. In den sieben Jahren, die sie bereits im Pflegebereich ausgeholfen habe, sei sie gerade mal drei Tage wegen kranker Kinder ausgefallen.

Die Teilnahme am Programm Wege-Bau sei durch einen Betreuer der Arbeitsagentur ermöglicht worden, sagt Wenzel. „Als der gehört hat, dass ich Frau Philippi-Salmon ausbilden will, hat er mir gleich diese Unterstützung ans Herz gelegt“, sagt sie. Allerdings seien vor der Genehmigung zahlreiche Vorgespräche nötig gewesen: „Ich musste nicht nur einen Test beim Arbeitsamt absolvieren, sondern auch bei der Altenpflegeschule, bei der ich jetzt den Blockunterricht besuche“, sagt Philippi-Salmon. Hilfreich sei aber vielleicht, dass Altenpflege ein Mangel-Beruf ist. Erst vor Kurzem hatte eine Anfrage der Grünen an die Bundesregierung ergeben, dass in der Altenpflege fast 24 000 Stellen unbesetzt sind. In der Krankenpflege wiederum sind über 12 000 Stellen offen.

Philippi-Salmon kommt bei ihrer Ausbildung ihre Vorbildung in der Krankenschwestern-Ausbildung ebenso zugute wie ihre Erfahrung als Pflegediensthelferin. „Ich kann deshalb eine verkürzte Ausbildung absolvieren.“ Wie es nach Abschluss im September 2019 weitergeht, darüber sind sie und ihre Arbeitgeberin sich bereits einig: „Wir haben langfristige Pläne miteinander.“ Eine Übernahme nach der Ausbildung sei im ambulanten Pflegedienst die Regel, sagt Wenzel. Schließlich suchten alle Dienste händeringend nach Personal. Wenzel ist auch überzeugt, dass Philippi-Salmon nicht ihre letzte „Senior-Auszubildende“ sein wird. „Wenn es möglich ist, würde ich im Oktober gerne eine weitere Auszubildende engagieren.“

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