Gamescom Vom „Ballerspiel“ hin zum Kulturgut

Köln · Angela Merkel sieht bei der Eröffnung der Gamescom die Spiele-Industrie als wichtigen Wirtschaftsfaktor.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnete gestern die Computerspielemesse Gamescom in Köln.

Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnete gestern die Computerspielemesse Gamescom in Köln.

Foto: dpa/Oliver Berg

(dpa) Die Gamescom in Köln steht im „Fadenkreuz“ der Politik. Doch anders als noch vor zehn Jahren geht es nicht mehr darum, böse „Ballerspiele“ zu brandmarken. Die Spielebranche wird von Politikern zunehmend als Wirtschaftsfaktor anerkannt. Erstmals eröffnete deshalb Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gestern offiziell die Spielemesse und strich dabei die Bedeutung digitaler Spiele heraus. Sie seien „Kulturgut, Innovationsmotor und Wirtschaftsfaktor von allergrößter Bedeutung“, sagte die Kanzlerin. Die Branche bezeichnete sie als „starken Pfeiler der deutschen Wirtschaft“.

Computerspiele machen Menschen zu digitalen Entdeckern und Tüftlern, sie seien die IT-Fachkräfte von morgen, sagte Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands BIU. Deutschland sei ein starker Games-Markt, doch bei den hierzulande produzierten Spielen habe man das Nachsehen. Wir wollen „Games made in Germany“ zu einem echten Erfolgsschlager machen“, sagte Falk. Die Wünsche der Branche stießen bei Merkel auf offene Ohren. Es gebe bereits einige Förderprogramme, die Spieleentwickler nutzen könnten. „Wir sind aber nicht Spitzenreiter.“ Deshalb wolle sich die Bundesregierung ganz genau anschauen, was etwa das Games­com-Partnerland Kanada oder auch Frankreich und Polen machen, deren Förderungskonzepte als vorbildlich gelten. „Wir wollen in der nächsten Legislaturperiode alle Akteure zusammenbringen, um auch den deutschen Entwicklern vernünftige Möglichkeiten zu bieten“, sagte Merkel.

Auf der Gamescom seien dieses Jahr „so viele Politiker wie noch nie“, weil sie erkannt hätten, „dass das zum Leben der Menschen gehört“, sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Games gehörten zur Kultur wie Filme im Kino und Konzerte im Radio. Das habe sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Es gehe nicht mehr um die Diskussion von Kriegsspielen. „Und viele werden nun denken, dass das doch was seriöses ist, wenn auch die Bundeskanzlerin dahin geht,“ sagte Laschet.

Bei ihrem Messe-Rundgang outete sich die Kanzlerin zwar wie erwartet nicht als heimliche „Zockerin“, doch zeigte sie großes Interesse an den Entwicklungen. Besonderes Augenmerk richtete sie etwa auf Virtual Reality-Anwendungen. Ihr persönlicher Zugang dürfte rein pädagogischer Natur sein. So zitierte sie in ihrer Eröffnung den deutschen Pädagogen Friedrich Fröbel mit dem Satz „Die Quelle alles Guten liegt im Spiel.“

Legendär für die Gamescom sind dunkle und dröhnende Hallen, fantasievolle Kostüme von Cos-Playern sowie viel blinkende Bildschirme. Die Gamescom ist noch bis Samstag geöffnet. Rund 350 000 Fach- und Privatbesucher werden erwartet. Alle großen Publisher sind mit neuen Spieletitel vertreten, darunter zahlreiche Serien-Erfolge.

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