Schuldneratlas Deutschland Viele Saarländer haben große Geldsorgen

Saarbrücken · Rund 97 700 Menschen im Saarland sind überschuldet, sagt die Wirtschaftsauskunftei Creditrefom. Die Tendenz ist weiter steigend.

 Schuldneratlas für das Saarland.

Schuldneratlas für das Saarland.

Foto: SZ/Müller, Astrid

Trotz guter Konjunkturzahlen und realer Einkommenssteigerungen nimmt die Zahl der Erwachsenen, die ihre laufenden Rechnungen nicht mehr bezahlen können, sowohl im Saarland als auch im Bund weiter zu. Bundesweit sind 6,93 Millionen Frauen und Männer überschuldet, 19 000 mehr als ein Jahr zuvor. Im Saarland kommen knapp 96 700 Menschen mit ihrem Geld nicht klar, ein Jahr zuvor waren es fast 95 900.

Das geht aus dem jüngsten Schuldneratlas der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor. „Die Verschuldungssituation bleibt im Saarland unverändert angespannt mit steigender Tendenz“, sagt Carsten Uthoff, Chef von Creditreform im Saarland. Eine Überschuldung liege vor, wenn ein volljähriger Mensch „die Summe seiner fälligen Zahlungsverbindlichkeiten in absehbarer Zeit nicht begleichen kann“ und ihm zum Bestreiten seines Lebensunterhalts „weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen“, erläutert er.

Bei den regionalen Schulden-Problemzonen hat sich im Saarland nicht viel verändert, wie Creditreform analysiert, das den Atlas zum 16. Mal veröffentlicht. In der Stadt  Saarbrücken und in Neunkirchen leben die meisten Menschen mit einem Schuldenberg, den sie allein nicht mehr abtragen können. Den Vogel schießt landesweit der Saarbrücker Stadtteil Malstatt ab. Dort kann ein Drittel aller Erwachsenen die laufenden Rechnungen nicht mehr begleichen. In Neunkirchen ist es mit 25,76 Prozent mehr als jeder Vierte. Am besten kommen die Menschen in der Gemeinde Mandelbachtal mit ihrem Geld klar. Hier liegt die Schuldnerquote bei 4,99 Prozent, gefolgt von Tholey mit einer Quote von 5,82 Prozent.

Einer der wichtigsten Gründe für die wachsende Verschuldung sind für Creditreform-Landeschef Uthoff nicht nur im Bund, sondern auch  im Saarland die steigenden Kosten fürs Wohnen. „Dazu gehören höhere Mieten, aber auch die nach oben gekletterten Preise für Strom und Heizöl“, sagt er. „Das sind alles Ausgaben, die jeden Monat fällig werden und die man nicht durch sparsames Verhalten beeinflussen kann.“ Die Netto-Einkommen hätten zwar ebenfalls zugelegt, hätten allerdings mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten können.

Zur Schuldenfalle werde immer häufiger auch das Internet. „Wenige Mausklicks und die Bestellung ist getätigt“, so der Saarbrücker Creditreform-Chef. Bei größeren Anschaffungen werde Ratenzahlung vereinbart. Dieser bequeme Konsum verführe manchen dazu, über seine Verhältnisse zu leben.

Allerdings gehen die ganz jungen Erwachsenen bis 30 Jahre inzwischen disziplinierter mit ihrem Geld um als die Älteren. Die Schuldnerquote der Jungen ist im vergangenen Jahr gesunken. Auf der anderen Seite wächst die Anzahl der über 70-Jährigen, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkomen können. „Das sind erste Anzeichen einer Altersarmut, die sich verfestigen könnte“, sagt Uthoff. Es seien aber auch die „Nackenschläge des Lebens, die zu einem Schuldenberg führen können“. Stark zugenommen hätten hier die Gründe Erkrankung, Sucht und Unfälle. Doch die größte Gefahr gehe immer noch von der Arbeitslosigkeit aus – allerdings mit sinkender Tendenz.

Der Creditreform-Landeschef rät dazu, den Umgang mit Geld schon früh zu üben. Er müsse zum Lehrinhalt in den Schulen werden. Außerdem fordert er, die Schuldnerberatungen zu stärken.

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