Tarifstreit im Nahverkehr Im Saarland droht ein Busfahrer-Streik

Saarbrücken · Die Tarifverhandlungen bei den kommunalen Verkehrsbetrieben sind an einem Scheideweg. Ein Arbeitskampf wird immer wahrscheinlicher.

 Busfahrer sind knapp. Die Gewerkschaft Verdi will deutlich bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen, um den Beruf attraktiver zu machen.

Busfahrer sind knapp. Die Gewerkschaft Verdi will deutlich bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen, um den Beruf attraktiver zu machen.

Foto: Matthias Zimmermann

Wer Bus oder Saarbahn fährt, muss sich in den kommenden Wochen auf ausfallende Verbindungen gefasst machen. Die Wahrscheinlichkeit von Streiks ist stark gestiegen, nachdem am Montag die Gewerkschaft Verdi die Tarifverhandlungen für die rund 900 Beschäftigten der kommunalen Verkehrsbetriebe abgebrochen hat. Betroffen wären bei einem Arbeitskampf Busverbindungen in Saarbrücken, Neunkirchen, Saarlouis und Völklingen und die Saarbahn. Nur in den vier saarländischen Städten gibt es kommunale Verkehrsunternehmen. Noch ist aber nichts entschieden. Die Tarifkommission von Verdi werde voraussichtlich spätestens in der kommenden Woche über das weitere Vorgehen entscheiden: ob also erneut verhandelt oder zum Streik aufgerufen wird, erläuterte Verdi-Verhandlungsführer Christian Umlauf. Über „Streiks wird nachgedacht“, kündigte er an, aber „unser Ziel ist nicht, die Bürger zu verärgern“, die dann bei einem Ausstand nicht wissen, wie sie zur Schule oder zur Arbeit kommen sollen.

„Ich habe das Gefühl, dass zwei Welten aufeinanderprallen“, beschreibt Umlauf die Lage in der Tarifrunde. In der Tat sind beide Seiten, die Gewerkschaft und der Kommunale Arbeitsgeberverband Saar (KAV), noch weit auseinander.  „Nach acht Monaten sind wir eigentlich immer noch am Anfang“, sagt Umlauf. Er vermisst beim KAV den ernsthaften und konstruktiven Verhandlungswillen. Zum 31. Dezember 2017 war der Manteltarifvertrag gekündigt worden. In ihm werden Arbeitsbedingungen geregelt, von Arbeitszeiten über Urlaub bis zum Weihnachtsgeld. Über Lohnerhöhungen wird also nicht verhandelt.

Nicht dass die Arbeitgeber nichts angeboten hätten. Nach Darstellung von Verdi einen Tag Urlaub mehr, 300 Euro Urlaubs- und 500 Euro Weihnachtsgeld, sowie eine Möglichkeit zur Höhergruppierung bei den Entgelten nach elf Jahren. Doch bei den anderen Punkten, die Verdi fordert, sei man nur „abgewimmelt“ worden, sagte Umlauf. Bei Themen wie Arbeitszeitkonten, Mitsprache bei Fahr- und Dienstplänen, vermögenswirksamen Leistungen lege der KAV nichts vor. „Diese augenscheinliche Verzögerungstaktik ist ein Armutszeugnis für eine Branche, die unter massiven Personalproblemen, schlechten Arbeitsbedingungen und hoher Fluktuation leidet. Die Probleme werden durch den KAV weiter verschärft“, wirft Umlauf den Arbeitgebern vor.

Die Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands, Barbara Beckmann-Roh, wertete das vorliegende Angebot dagegen positiv. Details wollte sie zwar nicht öffentlich erläutern, sagte aber, dass auf dieser Grundlage Beschäftigte „etwas über 700 Euro mehr im Jahr“ bekämen. „Keine Kleinigkeit ist das. Damit verbessern wir die Arbeitsbedingungen erheblich.“ Sie zeigte sich irritiert über das Ultimatum, das die Gewerkschaft am Montag gesetzt hatte. „Wir sind hier in Verhandlungen und nicht in einem Geiseldrama“, sagte sie und rief die Verdi-Vertreter zu weiteren Gesprächen auf. Zur Sache sagte sie, dass das Angebot das für die Arbeitgeber „vertretbare Volumen“ beschreibe. Die Gewerkschaft könne nicht einfach nur „mehr“ fordern, sondern müsse Prioritäten setzen. Verdi könne nicht erwarten, dass die Arbeitgeber zu einem ganzen Forderungskatalog Ja sagten.

Die Gewerkschaft hatte schon im Juni einen harten Kurs angekündigt, um die Bedingungen für die Busfahrer zu verbessern – nicht nur für die Angestellten der kommunalen, sondern auch der privaten Verkehrsunternehmen. Hauptkritikpunkt ist die ausufernde Zahl von Überstunden wegen eines zunehmenden Mangels an Fahrern. Ziel ist laut Verdi, die Attraktivität des Berufs zu erhöhen, indem der Tarifvertrag an das Niveau anderer kommunaler Tarifverträge angepasst wird und er für die ganze Branche gilt..

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