Tag des Handwerks in Saarlouis Wenn das Handwerk seine Vielfalt zeigt

Saarlouis · Beim Tag des Handwerks in Saarlouis demonstriert die Branche, was sie im Saarland zu bieten hat. Es geht aber auch um Nachwuchsförderung.

 Friseurin Natascha Bergmann bearbeitet Übungskopf „Amigo“ mit Schere, Kamm und Haarklemme.

Friseurin Natascha Bergmann bearbeitet Übungskopf „Amigo“ mit Schere, Kamm und Haarklemme.

Foto: Ruppenthal

Amigo ist ein geduldiger Kunde. Regungslos lässt er sich seinen Bart trimmen. Auch was Friseurin Natascha Bergmann mit seinen Haaren macht, stört ihn nicht im Geringsten. Außerdem schweigt er beharrlich. Kein Wunder, Amigo ist nur ein Übungskopf für angehende Friseurinnen und Friseure. Natascha Bergmann zeigt an der (noch) mittellangen Mähne von Amigo, dass auch bei Männern die Zeiten des Standard-Haarschnitts längst vorbei sind. Sie zeigte ihre Kunst auf dem Tag des Handwerks, der am Samstag in Saarlouis stattfand. An 18 Ständen präsentierten rund 200 Handwerker ihr umfangreiches Leistungsspektrum – vom Augenoptiker bis zum Zimmermann. Die bundesweit stattfindende Aktion stand in diesem Jahr unter dem Motto „Für diesen Moment geben wir alles“.

Diese groß angelegte Leistungsschau der Handwerkskammer (HWK) des Saarlands und der Innungen soll zum einen die Vielfalt des Könnens und Wissens zeigen, das in den rund 12 000 Betrieben mit ihren 67 000 Mitarbeitern steckt. Zum anderen suchen viele Unternehmen auch Nachwuchs für die 130 Ausbildungsberufe, in denen derzeit 5000 angehende Fachkräfte eine Ausbildung absolvieren. „Wir wollen an einem solchen Tag vor allem jungen Leuten zeigen, wie vielfältig das Handwerk ist“, sagte HWK-Präsident Bernd Wegner bei der Veranstaltungs-Eröffnung.

„Wir bieten heute ein sehr breitgefächertes Berufsbild an“, sagt Frank Auler, stellvertretender Innungsmeister der Landesinnung Sanitär-, Heizungs- und Klempnertechnik. „Die Tätigkeiten unserer Mitarbeiter zielen nicht nur darauf ab, dass es die Menschen zu Hause warm und behaglich haben oder nur den Wasserhahn aufdrehen müssen, damit das kostbare Nass sauber und zuverlässig fließt“, erläutert Auler. „Bei uns kann man auch den Beruf des Behälter- und Apparatebauers erlernen.“ Diese Experten sorgen dafür, dass zum Beispiel Gaskraftwerke funktionieren.

Am Stand der Elektrohandwerke steigt unterdessen beißender Rauch auf. Die Plastik-Ummantelung eines Kupferdrahtes schmort durch. HWK-Fachausbilder Thomas Becker simuliert einen Kurzschluss, um festzustellen, ob die Klemmen, die den Draht halten, auch bei einer Stromstärke von bis 300 Ampere noch die Form wahren. Sie tun es. Die kleine Demonstration hat ihr Ziel erreicht. Viele Leute scharen sich um den Stand der Herren über Volt, Watt und Ampere, um sich von der (Zerstörungs)kraft der ansonsten eher unsichtbaren elektrischen Energie zu überzeugen. „Wir tun viel für die Nachwuchswerbung“, sagt Innungsmeister Hans-Josef Tonnellier. So würden die Berufsbilder regelmäßig an Schulen vorgestellt.

Mit den Schuhmachern leitet Rosario Scivoli eine der kleineren Innungen. Dennoch zieht er für seine Zunft eine Zukunft, zum Beispiel im Orthopädiebereich. Er selbst hat sich auf maßgeschneiderte Schuhe spezialisiert – mit Erfolg.

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