Bücher aus der Heimat Syrer plant Versand für arabische Bücher

Wadgassen · Arabische Bücher sind in Deutschland schwer zu bekommen. Das will der Syrer Rezan Sedo mit einem Buchversand ändern.

 Rezan Sedo in seinem Wohnzimmer in Wadgassen mit arabischen Bücher. Er sucht Investoren, um seine Idee für einen Buchversand umsetzen zu können.

Rezan Sedo in seinem Wohnzimmer in Wadgassen mit arabischen Bücher. Er sucht Investoren, um seine Idee für einen Buchversand umsetzen zu können.

Foto: Rich Serra

  Es war seine Tochter, über die der Syrer Rezan Sedo auf die Idee kam, einen Online-Shop für arabische Bücher zu starten. „Sie sagte, dass sie die Bücher in ihrer Sprache vermisse“, erzählt der 37-Jährige. Sedo ist 2015 nach Deutschland geflohen und lebt nun in Wadgassen. In Damaskus hatte er nach dem Abitur viele Jahre selbstständig gearbeitet. Auch in der Verlagsbranche, wo er eigenen Aussagen zufolge unter anderem für die Kontakte zu Buchhandlungen zuständig war. Hier im Saarland hat er seine Idee dann im Rahmen des Programms „Perspektive Neustart“ entwickelt. Diese Initiative, die unter Federführung der Fitt gGmbH, einer Tochter der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) läuft, begleitet potenzielle Gründer mit Fluchthintergrund ein Jahr lang, um ihnen neben Sprachkursen auch das für eine Gründung notwendige unternehmerische Handwerk beizubringen.

Sedo hat in dieser Zeit seine Idee auch weiterentwickelt. Er habe Kontakte zu Verlagen in mehreren Ländern geknüpft, um eine Belieferung mit arabischen Büchern zu ermöglichen. „Bei uns haben wir ein anderes System als in Deutschland“, sagt er. Es sei möglich, über einen Verlag auch Bücher anderer Verlage zu einem günstigen Preis zu bekommen. Und auch der Markt sei da: „Es sind so viele Menschen aus arabischen Ländern nach Europa gekommen. Sie alle wollen auch arabische Bücher lesen“, sagt er. Bei den großen Online-Händlern wie Amazon allerdings gebe es die nicht zu kaufen.

Sedo hat auch schon eine Strategie entwickelt, wie die Bücher an den Markt gebracht werden können: „Anfangs über Facebook und über einen Ebay-Shop, dann über eine eigene Internet-Seite.“ Doch obwohl die gesamte Strategie steht, der Business-Plan geschrieben ist und der potenzielle Unternehmer in den Startlöchern steht, ist sein Online-Shop für arabische Bücher noch nicht am Markt. Denn die wichtigste Starthilfe fehlt noch: eine Finanzierung über Investoren.

Sedo, der als Flüchtling keinen Bankkredit aufnehmen kann, sucht nun Geldgeber, die an das Konzept glauben. „Ich brauche 20 000 Euro, um starten zu können“, sagt der Syrer. Dieses Geld sei nötig, um den ersten Buchimport zu finanzieren. „Das Problem sind die sehr hohen Versandkosten“, sagt er. Der Transport rechne sich erst ab einer bestimmten Bestellmenge. „Es ist schon ein Unterschied, ob für ein Buch 20 Cent oder zwei Euro Importkosten anfallen“, sagt Sedo.

Das Programm „Perspektive Neustart“, das gerade in die zweite Runde gegangen ist, ist auch dazu angelegt, mehr Investoren im Saarland dafür zu sensibilisieren, mit Wagniskapital Gründer mit Fluchthintergrund zu unterstützen. Denn letztlich entstehen dadurch neue Unternehmen und Arbeitsplätze.

Sedo will aber die Hände nicht so lange in den Schoß legen. Schon 2017 hat er ein Gewerbe angemeldet und angefangen, über Ebay alte Bücher und Antiquitäten zu verkaufen. Gleichzeitig sieht er für seine Gründung aber auch Zeitdruck. Denn während er vor einem Jahr noch alleine mit seiner Idee war, habe jetzt ein Österreicher schon ein Geschäft für arabische Bücher an den Markt gebracht, erzählt er. „Das wirft einen dann schon bei der Motivation zurück, wenn man eine gute Idee hat und ein anderer schneller ist.“

Sedo hat aber auch noch einen Plan B. Obwohl er schon gut Deutsch spricht, will er seine Sprachkenntnisse mit einem weiteren Deutschkurs noch weiter verbessern. Und damit auch seine Chancen erhöhen, eine Arbeit zu finden – und den Buchhandel dann im Nebengewerbe zu betreiben. „Dafür brauche ich nicht viel. Ein Lager und ein Laptop reichen aus“, sagt Sedo. „Es geht gar nicht so sehr ums Geldverdienen. Ich liebe Bücher einfach.“

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