Konjunktur So lief die Saar-Wirtschaft 2018

Saarbrücken · Die Saar-Wirtschaft zeigt in diesem Jahr Schwächen, vor allem in der Autobranche. Das geht aus der Jahresbilanz des Statistischen Amtes hervor.

 Auch die Automobilzulieferer im Saarland litten unter der Diesel-Krise.

Auch die Automobilzulieferer im Saarland litten unter der Diesel-Krise.

Foto: Becker + Bredel/Becker + Bredel Gbr

Die Saar-Wirtschaft hat ein durchwachsenes Jahr 2018 hinter sich. Ein entscheidender Grund dafür: „Außergewöhnliche Einflüsse aus dem Industriesektor haben diesjährigen Konjunkturverlauf beeinträchtigt“, heißt es in der Jahresbilanz des Statistischen Amtes des Saarlandes, die im Wesentlichen auf Zahlen für die Zeit von Januar bis Ende September beruht.

Mageres Wirtschaftswachstum: Die Wirtschaftsleistung des Saarlandes fiel im ersten Halbjahr gering aus. 0,7 Prozent verzeichnen die Statistiker. Das liegt weit unter dem Wert von 1,9 Prozent für ganz Deutschland. Das zweite Halbjahr dürfte kaum eine Besserung bringen. Die Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK) prognostizierte zuletzt für das gesamte Jahr ein Wachstum von 0,75 Prozent.

Schwächere Autoindustrie: „Die wirtschaftliche Entwicklung wurde  von Sondereinflüssen bestimmt, die vor allem die Automobilindustrie betrafen“, stellt das Statistische Amt fest. Ford hat in Saarlouis die Produktion auf die neue, inzwischen vierte Generation des Focus umgestellt. Dadurch wurden dort weniger Autos gebaut als in den Vorjahren. Auch die Diesel-Krise hat sich in der Branche ausgewirkt. Die Produktion von Autos und Autoteilen ist in den ersten neun Monaten um neun Prozent zurückgegangen. Die Umsätze schrumpften um 1,1 Prozent. „Es bleibt zu hoffen, dass der saarländische Fahrzeugbau nach der Umstellungsphase bald wieder Fahrt aufnehmen kann“, blicken die Statistiker voraus und setzen offenbar auf Ford. Nach den jüngsten Ankündigungen des Konzerns, von Drei- auf Zwei-Schicht-Betrieb umzustellen, muss man aber daran zweifeln, dass in Saarlouis wieder viel mehr Autos gebaut werden.

Maschinenbau, Stahl und Industrie insgesamt: In der Stahlindustrie lief es im Vergleich zur Autobranche deutlich besser. Die Umsätze legten in den ersten neuen Monaten des Jahres um 3,2 Prozent zu. Hergestellt wurden allerdings 3,5 Prozent weniger Güter. Der Maschinenbau lief im Vergleich zu 2017 weniger gut, jedoch seien die Vorjahresergebnisse überragend gewesen, heißt es in der Bilanz. Der Umsatz fiel um 9,1 Prozent und die Produktion um 5,1 Prozent. Hoffnung macht die Auftragseingänge. Sie nahmen um sieben Prozent zu. Die Industrie insgesamt erwirtschaftete in den ersten neuen Monaten 20,8 Milliarden Euro. Das waren 0,2 Prozent weniger als 2017.

Schwäche bei den Exporten: Der Außenhandel der Saar-Wirtschaft ist bisher lediglich auf der Einfuhrseite gewachsen. Dabei stiegen die Importe bis zum September um 6,2 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro, während die Exporte um 5,2 Prozent auf knapp 11,7 Milliarden Euro zurückgingen. „Ursächlich dafür dürfte zu einem großen Teil die unbefriedigende Lage in der Autoindustrie und beim Maschinenbau sein, die beide besonders stark exportorientiert sind“, erläutert das Statistische Amt. Die meisten Einfuhren bezieht das Saarland weiterhin aus Spanien und Frankreich mit jeweils über 1,8 Milliarden Euro Importvolumen. Weit abgeschlagen folgen Italien mit 658 Millionen Euro und dann erst Großbritannien mit 537 Millionen Euro, „dessen Lieferungen ins Saarland um fast ein Fünftel eingebrochen sind“, schreiben die Statistiker und mutmaßen, dass  dies „eine Vorankündigung für den Brexit“ sein könnte. Denn auch beim Export hat Großbritannien mit minus 11,8 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro seine bisherige Spitzenposition wieder an Frankreich (1,75 Milliarden) abtreten müssen.

Bauwirtschaft, Einzelhandel und Gastronomie: Die Bauwirtschaft boomte in diesem Jahr. Der Umsatz stieg um 14,2 Prozent. Angesichts einer „beachtlichen Zunahme der Baugenehmigungen im Wohnungsbau“ gebe es in der Branche „anhaltend gute Aussichten“, bilanziert die Statistikbehörde. Auch der Einzelhandel legt zu, und zwar bis Ende September um 2,3 Prozent, ähnlich das Gastgewerbe mit einem Zuwachs beim Umsatz von 2,9 Prozent.

Mehr Firmenpleiten Nachdem 2017 im Saarland mit 245 Unternehmensinsolvenzen der tiefste Wert seit Einführung des neuen Insolvenzrechts 1999 erreicht worden war, deutete sich anschließend eine Verschlechterung an. Bis Ende September wurden 195 Verfahren gemeldet. Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Boomender Arbeitsmarkt: Auf dem Arbeitsmarkt hat sich die Lage weiter entspannt. Nach vorläufigen Daten der Bundesagentur für Arbeit lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Saarland Ende September bei 395 900 Personen – 1,4 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Und Ende November waren 30 062 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 7,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Steigende Preise: Benzin, Diesel und Heizöl sind im Lauf des Jahres deutlich teurer geworden und trieben die Inflation nach oben. Auch Lebensmittel kosteten erheblich mehr. Im Oktober und November betrug die Inflationsrate nach Angaben des Statistischen Amtes 2,6 Prozent. In den ersten elf Monaten lag sie bei 1,8 Prozent.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort