Investition in der Stahlindustrie Saarstahl macht die besten Knüppel

Völklingen · Die neue Stranggießanlage soll Ende des Jahres in Betrieb gehen. 100 Millionen Euro werden in Völklingen investiert.

 Besichtigung einer künftigen Stranggießanlage: Wo jetzt die Trägerelemente stehen, werden künftig die Stahlstränge nach vorne geschoben.

Besichtigung einer künftigen Stranggießanlage: Wo jetzt die Trägerelemente stehen, werden künftig die Stahlstränge nach vorne geschoben.

Foto: BeckerBredel

Es geht voran mit der neuen Stranggießanlage, die Saarstahl derzeit im weitläufigen Hallenareal des Völklinger Stahlwerks errichtet. Die Anlage, die 100 Millionen Euro kosten wird und unter dem technischen Begriff „S1“ firmiert, soll Ende des Jahres planmäßig in Betrieb gehen und Stahl-Rohlinge formen, „die in ihren metallurgischen Güten Weltstandard setzen“, sagte gestern Saarstahl-Technikvorstand Martin Baues. Die „S1“ und die anderen vier Stranggießanlagen – „S0“ bis „S4“ – haben die Aufgabe, den flüssigen Rohstahl in einem durchlaufenden Strang zu sogenannten Knüppeln zu gießen. Dieses Vormaterial wird dann in den Walzwerken von Saarstahl in Völklingen, Saarbrücken-Burbach und Neunkirchen weiterverarbeitet.

Der etwa 900 Grad heiße Stahl fließt aus der Pfanne, die eher die Form eines Topfes hat, in die fünf Gussstränge der neuen Anlage. Dort erhält die glühende Stahlsuppe, die in den Strängen allmählich erkaltet, ihre feste Struktur. Dies geschieht mit Hilfe der „mechanischen Soft-Reduction (MSR)“, mit der erreicht wird, dass der Stahlstrang in eine quadratische Form gegossen wird. Baues betont: „Durch das MSR-Verfahren erhalten wir Premium-Stahl, mit dem wir auch entsprechende Preise erlösen können.“ Er soll künftig vielfältig verwendbar sein – unter anderem als Federstahl für Fahrwerks- und Kupplungsfedern, aber auch für Schrauben, Gewindebolzen oder Ventile.

In einem nächsten Schritt wird der quadratische Stahlstrang mit einer Seitenlänge von 18 Zentimeter zu den Knüppeln geschnitten, die – je nach späterer Verwendung – zwischen sechs und 13,5 Meter lang sind. Die Knüppel werden anschließend über einen Elevator auf ein 100 Meter langes Kühlbett gehievt. Dort werden sie gedreht und gewendet, so dass sie möglichst gleichmäßig erkalten können. Zum Schluss wird dieses Vormaterial für den Weitertransport in die Walzwerke auf Eisenbahnwaggons verladen. Die neue Stranggießanlage soll 60 Knüppel pro Stunde schaffen. 180 Tonnen Stahl werden in dieser Zeit gegossen.

Derzeit ist das Ganze noch eine große Baustelle. Doch das Zeitfenster ist eng. Im März 2018 war Baubeginn, seit November wird die Anlagentechnik verbaut, als nächstes kommt die Elektrik an die Reihe. Die Baustelle stellt große Ansprüche an die Logistik und die Zeitplanung. „125 Firmen sind am Bau der neuen Stranggießanlage beteiligt“, sagt Technik-Vorstand Baues. „70 Prozent der Unternehmen stammen aus der Region“, rechnet er vor – unter anderem beim Rohrleitungsbau und in der Elektromontage. Insgesamt sind 800 Männer und Frauen an dem Projekt beteiligt. 200 von ihnen arbeiten ständig auf der Baustelle. Etwa zehn Millionen Euro der Summe fließen in Umweltschutzmaßnahmen.

Saarstahl: Fotos der Baustellenbesichtigung der neuen Stranggießanlage
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Besichtigung der neuen Stranggießanlage von Saarstahl

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Foto: BeckerBredel

Die Steuerung der Anlage wird so ausgelegt, dass die IT mit Hilfe einer Vielzahl von Daten, die von der Anlage selbst kommen, aber auch von Kameras oder Sensoren, „die Fertigungsprozesse analysiert, auswertet und aus den gewonnenen Informationen Vorschläge zur Prozessoptimierung macht“, erläutert der Technik-Chef. „Wir werden die neue Stranggießanlage mit künstlicher Intelligenz ausstatten.“

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