Saarland stärkt Geschäfte zur Türkei Wie Neuansiedlungen ins Saarland kommen

Saarbrücken · Über 4000 neue Arbeitsplätze seit 2016 sind in der Region mit Hilfe der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar entstanden.

 Das Saarland macht an Universitäten und Technologiezentren in den USA sowie in Südkorea mit seiner Kompetenz in der Informationstechnologie (IT) auf sich dem aufmerksam, speziell auch mit dem Einsatz von Robotern.

Das Saarland macht an Universitäten und Technologiezentren in den USA sowie in Südkorea mit seiner Kompetenz in der Informationstechnologie (IT) auf sich dem aufmerksam, speziell auch mit dem Einsatz von Robotern.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Das Saarland macht weltweit mit seiner Wirtschaftskompetenz auf sich aufmerksam. Das liegt auch an den umfangreichen internationalen Kontakten und Aktionen der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar (GW Saar) mit ihren neun Mitarbeitern. 84 Neuansiedlungen sind seit 2016 mit Hilfe dieser landeseigenen Gesellschaft zustande gekommen. Zugleich haben sie 4013 neue Arbeitsplätze mit sich gebracht, betont GW-Saar-Chef Thomas Schuck im Gespräch mit unserer Zeitung. Die meisten Anfragen für Ansiedlungen, Projekte und mögliche Kooperationspartner in der Region kommen in der Reihenfolge aus Kanada, den USA, China, der Schweiz sowie Luxemburg. Doch längst nicht aus allen Absichtsbekundungen werden am Ende Ansiedlungen. Schuck verweist auf 300 weltweit laufende Projekte. „Wir stehen in einem knallharten internationalen Standort-Wettbewerb.“

Wer sich für das Saarland entschließt, will nach Darstellung von Schuck von hier aus meistens den französischen Markt und oft auch Länder in Südeuropa bedienen. Das habe zuletzt wieder die Ansiedlung des Küchenherstellers Nobilia auf dem Lisdorfer Berg gezeigt. Kommt eine Ansiedlung am Ende nicht zustande, liege das meistens nicht am Saarland selbst. Häufig stehe das Saarland in der Gunst potenzieller Ansiedler nicht auf Platz 1, sondern konkurriere zum Beispiel mit Tschechien. Ein weiteres Szenario sei, dass das geplante Projekt im Laufe der Planungen wieder aufgegeben wird. Und schließlich seien auch Unternehmen auf Standortsuche, die im Verlauf ihrer Bemühungen ein geplantes Projekt wieder zurückstellen und eventuell später noch einmal anfragen.

Unter den Branchen, die sich für ein Engagement an der Saar interessieren, steht die Logistik ganz oben. Als Grund wird meist die gute Autoanbindung sowie die Grenznähe zu Frankreich genannt. Anfang 2019 will die GW Saar deshalb gemeinsam mit dem saarländischen Wirtschaftsministerium nochmals die Frankreich-Aktivitäten erhöhen. Hierzu soll auch die Saar-Vertretung in Paris eingebunden werden. Zuletzt haben man sich  in großen französischen Zentralen wie der von Michelin oder dem Stromversorger EDF vorgestellt, um weitere grenzüberschreitende Projekte auzuloten. 2019 sollen gezielt mittelständische Unternehmen in Frankreich angesprochen werden.

Ausbauen will die GW Saar auch ihre Geschäftskontakte in die Türkei. Wirtschaft und Politik seien zweierlei. Dies werde auch in der Türkei so gesehen, sagt Schuck. Ein Seminar mit 45 Teilnehmern in Kocaeli unter der Leitung türkischsprachiger Rechtsanwälte aus Saarbrücken, mit denen die GW Saar kooperiert, habe große Beachtung gefunden. Das Seminar fand  in türkischer Sprache statt. Die Rechtsanwälte wüssten genau, was türkische Unternehmen von einer Infrastruktur im Saarland erwarten. Hauptmotiv eines Engagements an der Saar sei die Chance, von hier aus den gesamten deutschen Markt zu erreichen. An dem Seminar  nahmen Vertreter aus produzierenden Unternehmen, Zulieferern, Dienstleistern und dem Handel teil.

Ein verstärktes Engagement zeigt die GW Saar auch in Kanada, den USA sowie in Südkorea. Für Korea pflege man Kontakt zu einem deutschen Rechtsanwalt mit Zulassung für Korea. Dieser ist zugleich Korres­pondenzanwalt der koreanischen Botschaft in Berlin. „Damit haben wir jemanden gefunden mit direktem Zugang zur koreanischen Botschaft, der zugleich Insider-Kenntnisse in Südkorea hat.“ Durch ein Seminar im vergangenen September in Seoul in Zusammenarbeit mit dem an der Saar-Uni ansässigen koreanischen Institut Kist habe man sich als Standort auf einer Technologiemesse in Seoul vorstellen können. Daraus seien bereits zwei Ansiedlungen im Saarland hervorgegangen. Ein Unternehmen stellt Biodrucker für Forschungseinrichtungen her, die Zellen für verschiedenste Organe drucken können. Es arbeitet mit dem Fraunhofer Institut für biomedizinische Technik in St. Ingbert zusammen. Ein weiteres Unternehmen mit Namen „Powerful X“ im Science Park in Saarbrücken produziert Regenerationscreme, die die Durchblutung fördert. In Südkorea wie den USA finde das Saarland Interesse mit seinen Kenntnissen in der Informationstechnologie (IT) sowie dem Einsatz von Robotern. In den USA laufen 20 Projekte der GW Saar. Dortige Technologieunternehmen wollen ihre Produkte und Dienstleistungen nach Europa verkaufen. Hier stoßen Kooperationsmöglichkeiten mit saarländischen Forschungseinrichtungen sowie dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) auf Interesse.

In den USA unterhält die GW Saar zudem eine Kooperation mit der „Pordue-University“ bei Chicago sowie mit zwei Universitäten in Utah, die über ein Technologie- sowie Starterzentrum verfügen. Generell sucht die GW Saar weltweit nach Nischen, die zur Region passen, um dann Unternehmen zu finden. Im nächsten Schritt wolle man Vertreter des neuen Helmholtz-Zentrums oder des DFKI zu Ansiedlungsreisen mitnehmen, damit Unternehmen und Experten besser ins Gespräch kommen. So könne das Saarland schneller auf Bedürfnisse eingehen.

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