Fluglinien Saar-Regierung sieht Chance in Air-Berlin-Krise

Saarbrücken · Durch die Air-Berlin-Insolvenz könnte sich die Zukunft der Berlin-Strecke neu ordnen, heißt es aus der Landesregierung. Doch für Kunden bleiben offene Fragen.

 Vorerst werden die Flieger von Air Berlin auch weiter in Saarbrücken landen.

Vorerst werden die Flieger von Air Berlin auch weiter in Saarbrücken landen.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

(dpa) Die Landesregierung sieht in der Insolvenz von Air Berlin auch eine Chance für die Zukunft. Angesichts der vielen Flugausfälle der vergangenen Monate sei es zu begrüßen, wenn sich die Gesellschaft im Rahmen der Insolvenz neu aufstelle. Und durch eine Entschuldung gebe es möglicherweise auch Bewegung bei den Übernahmegesprächen, hieß es aus Kreisen des saarländischen Wirtschaftsministeriums. Unter anderem steht die Lufthansa als potenzieller Übernehmer für Air-Berlin-Teile in den Startlöchern. Solch eine Lösung sei sehr zu begrüßen, hieß es gestern.

Die zuständige Ministerin, Anke Rehlinger (SPD) sagte in diesem Zusammenhang, dass es selbstverständlich „auch in Zukunft verlässliche Flugverbindung nach Berlin geben“ müsse. „Mit der Leistung des Unternehmens konnte in den vergangenen Monaten niemand zufrieden sein“, sagt Rehlinger. „Gerade für den Flughafen Saarbrücken und für das Saarland ist die Berlin-Verbindung von enormer Bedeutung.“ Deshalb würden schon seit längerer Zeit Gespräche für „tragfähige Lösungen“ geführt. Joachim Malter, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der saarländischen Unternehmensverbände forderte die Landesregierung gestern auf, diese nun zu vertiefen, um sicherzustellen, dass auch künftig Berlin zuverlässig angeflogen wird.

Aktuell gebe es im Flugbetrieb keinerlei Änderungen, betont Ludwin Vogel, Sprecher des Flughafens Ensheim. „Es geht weiter wie bisher, das ist die wichtige Nachricht für die Fluggäste.“ Der Übergangskredit des Bundes von 150 Millionen Euro stelle auch sicher, dass alle Urlauber ohne große Probleme wieder zurück nach Hause kommen“, sagt Heiko Maas (SPD), der aus dem Saarland stammende Bundesminister für Verbraucherschutz.

Und doch bleibt für die Verbraucher angesichts des Insolvenzantrags der Air Berlin nicht alles wie vorher. Denn vor allem bei längerfristig gebuchten Tickets besteht nun das Risiko, dass die Gesellschaft zwischenzeitlich den Betrieb einstellt. Zwar bleibt den Kunden die Möglichkeit, ihren Flug wieder zu stornieren. Doch auch davon rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ab. Die Kunden hätten nur Anspruch auf die Erstattung von Steuern und Gebühren, nicht aber auf den Ticketpreis. Das gilt auch für künftig gebuchte Flüge mit Air Berlin.

Auch Fluggäste, die bereits wegen früherer Verspätungen oder Annulierungen einen Anspruch gegen Air Berlin auf Entschädigung haben, stehen nun vor einer völlig neuen Situation. Sie müssen sich nun mit ihren Ansprüchen an den Sachverwalter wenden, der die Insolvenz begleitet, und gehören somit zu den Gläubigern des insolventen Unternehmens. Ob und in welcher Höhe ihre Forderungen allerdings beglichen werden, ist ungewiss.

Offen ist auch der Umgang mit Bonusmeilen. Air Berlin hat sich dazu gestern nicht geäußert. Reiserechts-Experte Wolfgang Degott sagte gegenüber der Deutschen Presse Agentur, dass Kunden diese möglichst schnell einlösen sollten. Allerdings seien durch die Insolvenz auch Meilen-Ansprüche gegen Air Berlin nicht mehr bindend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort