Bessere Konjunktur Regierung erwartet mehr Wachstum

Nürnberg/Berlin · Konjunkturexperten hatten ihre Prognosen bereits angehoben. Jetzt zieht die Bundesregierung nach. 

Unter dem Eindruck der boomenden Wirtschaft und eines stabilen Jobaufschwungs hat die geschäftsführende Bundesregierung ihre Konjunkturprognose deutlich angehoben. Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) rechnet nun für 2018 mit einem Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent. „Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer sehr guten Verfassung“, sagte Zypries gestern bei der Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichts. Bisher war Zypries von 1,9 Prozent Wachstum ausgegangen. Gestützt wurde ihr Optimismus zuvor von der Bundesagentur für Arbeit.  Die Nürnberger Bundesbehörde verzeichnete die niedrigste Januar-Arbeitslosigkeit seit 27 Jahren.

Wirtschaftsministerin Zypries begründete die Anhebung ihrer Konjunkturprognose unter anderem mit dem starken privaten Konsum und der starken deutschen Exportwirtschaft. Die Wirtschaft in der Eurozone und weltweit habe sich besser entwickelt. Der Aufschwung habe an Breite gewonnen, und die Investitionen seien gestiegen, sagte Zypries. Großen Anteil an der Entwicklung habe die Industrie. Die Nettolöhne und -gehälter der Arbeitnehmer würden weiter steigen. Eine Gefahr der konjunkturellen Überhitzung und stark steigender Preise sieht Zypries nicht. Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg der Verbraucherpreise auf 1,7 Prozent. Zu den größten Herausforderungen zählte Zypries den Mangel an Fachkräften. Der vor allem von den USA kritisierte Leistungsbilanz­überschuss sei zwar weiter hoch, habe sich aber in den vergangenen Jahren verringert.

Spitzenverbände der Wirtschaft mahnten unterdessen, Wachstum sei kein Selbstläufer. Sie forderten mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen von Union und SPD eine steuerliche Entlastung der Unternehmen. „Es ist grundfalsch, sich im neunten Aufschwungsjahr von der weiterhin guten deutschen Wirtschaftsleistung blenden zu lassen“, sagte der Präsident des Industrieverbandes BDI, Dieter Kempf. Die Steuerpläne in den Koalitionsverhandlungen ließen die Unternehmen links liegen. „Das trifft vor allem unseren Mittelstand und ist inakzeptabel.“ Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Martin Wansleben, sagte, viele Firmen sorgten sich, dass die starke Konjunktur den Blick der Politik auf die Herausforderungen trübe. Die Betriebe bewerteten wichtige Standortfaktoren wie Verkehrsinfrastruktur, Fachkräfteangebot oder Steuersystem zunehmend schlechter.

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