Real lässt Gesichter von Kunden analysieren

Mönchengladbach · In 40 Real-Supermärkten sammelt ein Werbedienstleister Daten. Kritik daran kommt vom Datenschutzbeauftragten Hamburgs.

 Die Supermarktkette Real will herausfinden, welcher Typ Kunde wie intensiv auf die Werbebildschirme bei den Kassen schaut. Foto: real,- SB Warenhaus GmbH

Die Supermarktkette Real will herausfinden, welcher Typ Kunde wie intensiv auf die Werbebildschirme bei den Kassen schaut. Foto: real,- SB Warenhaus GmbH

Foto: real,- SB Warenhaus GmbH

Etwa 30 Jahre alt und weiblich - in 40 ausgewählten Märkten der Supermarktkette Real werden die Gesichter von Kunden analysiert. Das Unternehmen Echion testet in den Filialen "eine Blickkontakterfassung von Werbebildschirmen im Kassenbereich", wie Real auf Anfrage mitteilte. Eine über jedem Bildschirm installierte Kamera erkennt demnach alle Blickkontakte und leitet daraus Daten ab. Echion will damit herausfinden, welche Werbefilme gut ankommen. Zunächst hatten die "Lebensmittelzeitung" und "Spiegel Online" darüber berichtet.

Real teilte mit, dass sich die Bilder der Kunden nur für etwa 150 Millisekunden im Speicher befänden. Aus ihnen ermittelt eine Software demnach die Anzahl der Betrachter, deren geschätztes Alter und Geschlecht sowie den Zeitpunkt und die Dauer des Blickkontakts. Diese sogenannten Metadaten gingen direkt und verschlüsselt an den Werbedienstleister Echion. Die Bilder selbst werden der Supermarktkette zufolge "weder übertragen noch gespeichert". "Das Recht am eigenen Bild wird nicht berührt", teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Echion ist laut Real-Angaben Betreiber der Kameras und begann im Herbst in ausgewählten Märkten mit dem Test. Real selbst greife nicht auf die Daten zu, versicherte das Unternehmen.

Datenschutzrechtliche Bedenken hat Real bei der Gesichtsanalyse durch Echion nicht. Die Erkennung der Personen erfolge "komplett anonym", sagte Unternehmenssprecher Markus Jablonski. Deshalb entstünden "keine personenbezogenen Daten im Sinne des Bundesdatenschutzgesetzes". Das System wisse zu keinem Zeitpunkt, wer die Person ist und könne auch nachträglich die ermittelten Daten keiner konkreten Person zu ordnen, teilte das Unternehmen mit. Die von Echion eingesetzte Software sei zudem mit dem ePrivacy-Siegel zertifiziert, einem Datenschutz-Gütesiegel für Online- und Mobilangebote. Auch die eigenen Kunden sind Real zufolge ausreichend über das Verfahren aufgeklärt. "Eine Information für unsere Kunden erfolgt über eine gut sichtbare Hinweisbeschilderung ,Dieser Markt wird videoüberwacht‘", erklärte Jablonski.

Der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Johannes Caspar sieht das von Echion verwendete Verfahren dennoch kritisch. Laut "Spiegel Online" sagte er, sobald "Bilder von Personen durch Kameras erhoben werden, ist das nicht mehr anonym". Händler müssten Kunden deshalb genauer über die Blickkontakt-Analyse informieren. Real betreibt bundesweit 283 Supermärkte, in denen Echion als Werbedienstleister ein Marktradioprogramm und das Produkt "TV in der Kassenzone" bereitstellt. Eine Ausweitung der Blickkontaktanalyse über die bestehenden 40 Testmärkte hinaus ist nach Angeben der Supermarktkette derzeit nicht geplant.

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