Frankfurt/Saarbrücken/Völklingen Prämie für Elektroautos zündet wenig

Frankfurt/Saarbrücken/Völklingen · Seit einem Jahr wird der Kauf von E-Autos gefördert. Doch die Wirkung des staatlichen Anreizes bleibt hinter den Erwartungen zurück.

 Das System an Ladestationen wird im Bund und an der Saar immer weiter ausgebaut. Viele mögliche Käufer von Elektroautos haben immer noch die Befürchtung, dass es  zu wenige Ladestationen gibt.

Das System an Ladestationen wird im Bund und an der Saar immer weiter ausgebaut. Viele mögliche Käufer von Elektroautos haben immer noch die Befürchtung, dass es  zu wenige Ladestationen gibt.

Foto: picture alliance / dpa/Oliver Berg

. () Ein Jahr nach seiner Einführung hat der staatlich subventionierte Kaufanreiz für Elektrofahrzeuge noch nicht so recht gezündet. Statt eines regelrechten Ansturms wie bei der Abwrackprämie 2009 erlebten die Beamten des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn bei Frankfurt bei dem Thema bisher eher beschauliche Tage.

Bis Ende Juni wurde nur ein Bruchteil der mehr als 300 000 möglichen Förderungen beantragt. Ginge es in diesem Tempo weiter, würde der Fördertopf noch 15 Jahre lang reichen, obwohl laut Gesetz im Sommer 2019 Schluss sein soll. Zum Vergleich: Die fast zwei Millionen Abwrackprämien waren nach einem halben Jahr komplett weg und hatten die Autoproduktion nach der Finanz- und Wirtschaftskrise ordentlich angekurbelt.

4000 Euro „Umweltbonus“ erhalten derzeit Käufer eines vollelektrischen Autos, 3000 Euro sind es bei Plug-in-Hybridwagen, die per Stecker geladen werden und einen ergänzenden Verbrennungsmotor haben. Im ersten Jahr haben vor allem Unternehmen das Angebot wahrgenommen: Sie haben über 11 000 Elektro-Fahrzeuge zugelassen – im Vergleich zu gut 9000 Autos, die an Privatleute gingen. Der Staat zahlt seine Bonus-Hälfte erst, wenn auf der Rechnung ein entsprechender Netto-Preisnachlass des Herstellers ausgewiesen ist.

An der Saar stoßen die Elektroprämie und der Verkauf von Elektroautos auf ein unterschiedliches Echo. Katrin Heinig, Geschäftsführerin des Smart-Centers in Saarbrücken am Halberg bestätigt: „Die Prämie hilft. Die Nachfrage ist relativ hoch.“ Seit Anfang Juni würden neue Elektro-Smarts angeboten, 50 seien bereits verkauft. Besonders häufig werde noch nach den Ladestationen gefragt, aber auch hier beruhigt Heinig: das Netz werde ständig ausgebaut. Das bestätigt Florian Abel von der BMW Niederlassung in Saarbrücken. Niemand müsse mehr Angst haben, dass er mit einem Elektrofahrzeug unterwegs liegen bleibt. Seinen Erkenntnissen zufolge kommen alleine im Saarland bis zum Jahresende noch 48 Ladestationen hinzu. Der Anteil von Elektrofahrzeugen mit Hybrid an den Gesamt-Verkaufszahlen betrage bei BMW in Saarbrücken mittlerweile rund acht Prozent. Die Reichweite erreiche zwischen 250 und 400 Kilometer, je nach Anbieter.

Nicht in die Elektro-Euphorie mit einstimmen will Christof Barth, Geschäftsführer des Ford-Autohauses Bunk in Völklingen. Weder würden verstärkt Elektro-Fahrzeuge gekauft, noch zeige die Elektroprämie Wirkung. Das überrasche nicht, denn die Fahrzeuge kosteten ab 35 000 Euro aufwärts. Solange Verbrennungsmotoren weiter so effektiv seien wie derzeit und nur einen geringen Verbrauch aufweisen, so lange werde es keine Hinwendung zu Elektrofahrzeugen geben, sagt Barth. Zudem erspare man sich die Suche nach geeigneten Ladestationen und Steckdosen.

Längst haben sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Vertreter Sigmar Gabriel (SPD) verbal von der eigenen Zielvorgabe verabschiedet, nach der im Jahr 2020 in Deutschland eine Million Elektroautos unterwegs sein sollten. Zu kümmerlich sind die Zahlen. Zum Jahreswechsel waren in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt 34 000 Vollstromer zugelassen, immerhin 33,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht eine vom Umweltbonus getriebene „sehr hohe Dynamik“, weil sich der Elektroanteil an den Neuzulassungen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres auf 1,2 Prozent verdoppelt hat. Immerhin ist nun gut jedes 100. neuzugelassene Auto ein Stromer. Das reicht aber bei weitem nicht, um das Millionen-Ziel bereits 2020 zu erreichen.

(dpa)
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