Flughafen Saarbrücken Land will schnell Ersatz für München-Strecke

Saarbrücken · Die Fluglinie Saarbrücken-München ist Geschichte. Doch die Landesregierung will einen neuen Anbieter suchen. Zum Schluss sei es gut gelaufen.

Der Start der Fluglinie nach München am 6. November 2017 war hoffnungsvoll. Doch jetzt kam es zum plötzlichen Aus.

Der Start der Fluglinie nach München am 6. November 2017 war hoffnungsvoll. Doch jetzt kam es zum plötzlichen Aus.

Foto: Oliver Dietze

Der karge Winterflugplan des Saar-Airports in Saarbrücken-Ensheim, der neben dem türkischen Antalya nur noch Berlin, Hamburg und München im Angebot hatte, ist um eine Verbindung ärmer. Die britische Fluggesellschaft BMI (British Midland Regional) hat Insolvenz angemeldet und die Destination in die bayerische Metropole abrupt gestoppt. Entsprechend sauer reagiert Jürgen Barke (SPD), Wirtschafts-Staatskretär und Flughafen-Aufsichtsratschef. „Es lief gerade richtig gut“, sagt er. Die Passagierzahlen seien spürbar angestiegen und die Personal-Probleme, die im Winter 2017/2018 mit etlichen Flugausfällen und -verspätungen für Ärger gesorgt hätten, „waren weitgehend ausgeräumt“.

Einen Passagierschub habe es ab April gegeben, als sich BMI mit der Lufthansa auf ein so genanntes Codesharing geeinigt hatte, sagt Barke. Dadurch konnten Lufthansa-Reisende ihr Gepäck in Saarbrücken abgeben und mit der Kranichlinie zu mehr als 50 Zielen weltweit abheben. Er hofft allerdings, eine neue Regional-Airline zu finden, die in das München-Geschäft einsteigt. Zumal er neue Slots (Landerechte) für den Sommerflugplan im Köcher hatte. Damit hätten die Passagiere München bereits am frühen Morgen anfliegen können statt wie bisher erst um 10.25 Uhr. „Wir beginnen jetzt, mit kompetenten Partnern zu sprechen“, verspricht er. Im vergangenen Jahr haben rund 12 500 Flugreisende die Verbindung genutzt. Gestartet war sie am 6. November 2017.

Für die Wirtschaft sieht Joachim Malter, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände (VSU), keinen großen Schaden. Er erinnert daran, dass der Aufwand für Reisende, die Termine in der Münchner City haben, groß sei, da der Franz-Josef-Strauß-Airport draußen im Erdinger Moos „doch eine Strecke entfernt ist“. Große Saar-Firmen mit Muttergesellschaften an der Isar sind neben Siemens die Versicherungen Cosmos (Generali-Konzern), UKV und Saarland-Versicherungen. Bei deren Muttergesellschaft, der Versicherungskammer Bayern (VKB), wurde die München-Destination „positiv aufgenommen“, sagt ein Sprecher. Wie weit sie von der Assekuranz-Truppe genutzt wurde, „haben wir jedoch nicht erhoben“.

Für den Saar-Airport ist der Ausfall der Verbindung ein weiterer Rückschlag. Schon seit Jahren geht es mit den Passagierzahlen spürbar nach unten – von fast 518 000 Fluggäste im Jahr 2008 auf 361 000 zehn Jahre später. Beobachter sehen darin ein Sterben auf Raten.

Dass Regionalflughäfen keine Zukunft haben, kann Markus Engemann, Fachbereichsleiter Verkehrspolitik beim Flughafenverband ADV, jedoch nicht bestätigen. „Das aktuelle Bild macht es angesichts der Insolvenzen verschiedener Fluggesellschaften nicht einfach“, meint er. „Doch wird das Pendel auch wieder zurückschwingen und die kleineren Flughäfen werden ihrer Rolle gerecht werden.“ Wenn sich die großen Airlines weiter aus der Fläche zurückziehen, „entstehen neue Marktchancen für die kleineren Airports, die zur Anbindung der Regionen unverzichtbar sind“. Außerdem würden Flugzeugbauer wie Bombardier oder Airbus derzeit Jets entwickeln und ausliefern, „die auf die Nachfrage an Regionalflughäfen zugeschnitten sind“, sagt Engemann. Entwicklungschancen hätten die kleineren Airports sowohl als Zubringer zu den großen Drehkreuzen als auch bei Flugreisen in den Urlaub. Saarbrücken scheint im nächsten Sommer dafür ein Beispiel zu sein. Die Zahl der Urlaubsflüge steigt von 23 auf 30 pro Woche.

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