Gründer im Saarland Mit veganem Schnell-Imbiss auf Wachstumskurs

Blieskastel · Am Anfang stand die Idee, vegane Spezialitäten auf Festivals zu verkaufen. Daraus ist das erfolgreiche Saar-Startup World Food Trip geworden.

 Walaa und Tobias Klever in ihrem World Food Trip Restaurant in Blieskastel.

Walaa und Tobias Klever in ihrem World Food Trip Restaurant in Blieskastel.

Foto: Oliver Dietze

Wie hoch der Preis war, den Tobias und Walaa Klever für den Start ihres Unternehmens World Food Trip zahlen mussten, können nur Oldtimer-Liebhaber nachvollziehen. „Als wir unseren ersten Verkaufswagen gekauft haben, mussten wir zur Finanzierung unseren alten T2-VW-Bus verkaufen“, erzählt der 30-jährige Tobias Klever. Doch diese Investition – flankiert von unzähligen Überstunden und hoher Risikobereitschaft – hat sich für die beiden Blieskasteler Jung-Unternehmer ausgezahlt. World Food Trip, anfangs nur ein mobiler Verkaufswagen mit veganen Spezialitäten, hat sich fest etabliert – mit einem Restaurant in der Blieskasteler Altstadt und Verkaufswagen in Saarbrücken und St. Ingbert. „Veganes Essen ist ein Megatrend“, sagt Tobias Klever. „Und ich glaube, dass der weiter zunimmt, weil es immer wieder Geschichten über Tierleid gibt, die einem das Fleisch-Essen verleiden.“

World Food Trip ist eine Erfolgsgeschichte, die vor gerade mal fünf Jahren ihren Anfang hatte. Damals waren Tobias und Walaa Klever mit VW-Bus und Küchen-Zelt auf Festivals und Wochenmärkten unterwegs und kochten veganes Essen nach Rezepten aus aller Welt. „Wir reisen beide gerne und haben dabei viele neue Geschmäcker kennen gelernt. Das war die Basis für World Food Trip“, erzählt Tobias Klever.

Eigentlich sind beide fachfremd: Tobias ist gelernter Heilpädagoge, arbeitete in einer Betreuungseinrichtung im Bliesgau. Seine spätere Frau Walaa war nach ihrem Studium (Spanische Literaturgeschichte und Übersetzungen) für ein freiwilliges Soziales Jahr aus Ägypten ins Saarland gekommen. Beide teilen die Leidenschaft Kochen. Die Inspiration für ihre Rezepte kommen aus der ganzen Welt. Getestet wurden sie in der gemeinsamen WG-Küche.

Mit ihrem Street-Food-Konzept trafen sie genau den Nerv der Zeit. Bald wurde das Hobby zum Fulltime-Job, erinnert sich die 29-Jährige. „Da waren wir schon um sieben Uhr auf dem Markt, sind nach Mitternacht zurückgekommen und mussten dann noch spülen“, sagt sie.

Der Durchbruch kam mit dem ersten stationären Verkaufswagen vor dem Bio-Markt in Blieskastel, sagt Klever. Ein Bomben-Erfolg, erinnert sich Tobias Klever. „Hier standen die Kunden schon nach kurzer Zeit Schlange und fragten immer wieder, ob wir dauerhaft bleiben.“ 2015 war das – und auch wegen der Unterstützung der Bio-Nachbarn konnte sich World Food Trip als feste Größe etablieren.

Zwei Jahre später: der nächste feste Standort in St. Arnual. Wieder bei einem Bio-Markt. „Die Kooperation mit Bio-Märkten ist ideal“, sagt Walaa Klever. Und auch der nächste Standort in Saarbrücken – geplant ist er in der Dudweiler Straße – soll bei einem Bio-Markt sein.

Aus der Spontan-Idee ist ein Unternehmen geworden. 44 Mitarbeiter haben die beiden Gründer, viele Mini-Jobber, 17 sind fest angestellt. Die Zufriedenheit aller sei ihnen wichtig, sagen die beiden, und es klingt nicht wie eine Floskel. Nicht nur die Bezahlung sei gut, sagt Tobias Klever, „Wir wollen auch, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen.“ Unter anderem macht World Food Trip bei dem Programm „Unternehmenswert Mensch“ mit, bei dem es darum geht, Mitarbeiterzufriedenheit in den Mittelpunkt zu stellen.

Veganes Essen, zufriedene Mitarbeiter – das klingt nach Weltverbesserern, doch Tobias Klever winkt ab: „Wir wollen niemanden bekehren.“ Gut 70 Prozent der Kunden würden auch Fleisch oder vegetarisch essen. „Viele essen auch gerne vegan, weil es ihnen einfach schmeckt.“, sagt er.

Sehr bodenständig sind auch ihre weiteren Wachstumspläne. Während sie den Start selber finanzieren konnten, bauen sie jetzt auf Finanzhilfen der Sparkasse und der saarländischen Förderbank SIKB: „Das Restaurant und den Kauf all der Verkaufswagen hätten wir alleine nicht stemmen können“, sagte Walaa Klever, die mit ihrem Mann die Geschäfte führt. Das Wachstum des Jungunternehmens ist rasant, die erste Umsatzmillion ist schon im Blick. Doch die Gründer wissen, dass nicht der Umsatz, sondern der Gewinn entscheidet. „Der ist noch überschaubar“, sagt Tobias Klever. Auch weil noch Investitionen anstehen. In Blieskastel beispielsweise Stühle und Tische für den Außenbereich.

Die nächsten Schritte zeichnen sich schon ab: Für weiteres Wachstum müssen sie neu bauen, denn Fahrtwege und die Größe der Küche begrenzen das Wachstum. „Ob und wann wir das machen, ist noch offen“, sagt Tobias Klever. Er und seine Frau wollen sich für die Entscheidung Zeit nehmen. Auch für die Idee, das Konzept per Franchise-System anderswo zu etablieren. Anfragen gibt es dafür bereits mehrere. „Dafür müssen wir aber die Abläufe so perfektioniert haben, dass nicht ein Kooperationspartner durch ungenügende Qualität unsere Arbeit zunichte macht.“

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