„Mister Arbeitsmarkt“ übernimmt

Hamburg · Der frühere Hamburger Sozialsenator Detlef Scheele rückt heute an die Spitze der Bundesagentur für Arbeit.

 Detlef Scheele war im Hamburger Senat der Mann für konfliktträchtige Aufgaben. Konfliktfrei dürfte es für ihn als Chef der Bundesagentur für Arbeit auch nicht werden. Foto: Schutt/dpa

Detlef Scheele war im Hamburger Senat der Mann für konfliktträchtige Aufgaben. Konfliktfrei dürfte es für ihn als Chef der Bundesagentur für Arbeit auch nicht werden. Foto: Schutt/dpa

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(afp) Detlef Scheele ist so etwas wie der "Mister Arbeitsmarkt": Der 60-jährige gebürtige Hamburger hat nahezu sein gesamtes Berufsleben diesem Politikfeld gewidmet und gilt darin als ausgewiesener Fachmann. Seit Herbst 2015 ist der ehemalige Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium und Hamburger Sozialsenator als Vorstand für den Bereich Arbeitsmarkt bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) zuständig. Nun löst er Frank-Jürgen Weise an der Spitze der Behörde ab. Heute wird Scheele in sein neues Amt eingeführt.

Der 1956 geborene Scheele ist seit 1980 SPD-Mitglied und langjähriger enger politischer Vertrauter von Hamburger Bürgermeister und SPD-Chef Olaf Scholz. Dieser bezeichnete ihn schon wiederholt als "den Besten" für Führungsämter in Arbeitsmarkt- und Sozialbehörden. Scholz war es auch, der Scheele 2008 als Staatssekretär ins Bundesarbeitsministerium holte, als er dessen Leitung in der damaligen großen Koalition übernahm. Nach dem Ausscheiden der SPD aus der Regierung bei der Bundestagswahl 2009 blieb Scheele noch kurze Zeit im Amt und kehrte dann nach Hamburg zurück. Als die SPD dort 2011 an die Macht kam, machte Scholz Scheele zu seinem Arbeits- und Sozialsenator.

Scheele galt bis zu seinem freiwilligen Wechsel zur Bundesagentur im Herbst 2015 als eine unangefochtene Säule im Senat. Als Senator war Scheele in Hamburg auch für zahlreiche konfliktträchtige Themen zuständig - darunter die Kita-Betreuung sowie den Umgang mit straffälligen Jugendlichen. Später kam die Großaufgabe der Integration und Unterbringung zahlreicher Flüchtlinge dazu.

Im Bereich Arbeitsmarktpolitik schuf Scheele sogenannte Jugend-Berufsagenturen, die Hamburg 2012 als erstes Bundesland einführte. Dabei handelt es sich um eine damals neue Schnittstelle, in denen die verschiedene Behörden, Ämter und Hilfseinrichtungen zusammenarbeiten, um Jugendlichen beim Übergang von Schule in Beruf oder Studium zu helfen. Diese Phase sei zentral, sagte Scheele. Misslinge sie, drohe Langzeitarbeitslosigkeit. Wenn aus seiner Sicht nötig, wird der verheiratete Vater von drei Töchtern in der Öffentlichkeit schon mal deutlich. So warnte er bereits 2014 angesichts steigender Flüchtlingszahlen vor dramatischen Problemen bei der Unterbringung. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, fest angelehnt", sagte er damals.

Scheele galt lange Zeit als Parteilinker, machte sich später aber unter anderem dadurch einen Namen, dass er nicht unumstrittene Methoden umsetzte. So führte er als Geschäftsführer der Beschäftigungsgesellschaft HAB in Hamburg im Auftrag des damaligen CDU-Sozialsenators die "aufsuchende Beratung" von Langzeitarbeitslosen ein, was als Druckmittel für vermittlungsunwillige Kandidaten galt. Von linker Seite wurde er in Hamburg bis zuletzt wegen seiner Amtsführung kritisiert. Die Zeitung "taz" nannte ihn einen "Technokraten".

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