Handel Die Metro könnte tschechisch werden

Prag/Düsseldorf · Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky greift nach dem Handelskonzern Metro. Dieser hat mit etlichen Problemen zu kämpfen.

 Die Metro, einst ein Flaggschiff des deutschen Handels, ist heute nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Die Metro, einst ein Flaggschiff des deutschen Handels, ist heute nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Foto: dpa/Federico Gambarini

(dpa) Der raketenhafte Aufstieg des Daniel Kretinsky ist selbst für postsozialistische Verhältnisse bemerkenswert. Der Tscheche begann Ende der 1990er Jahre mit einem Einstiegsgehalt von umgerechnet knapp 850 Euro pro Monat bei einem Finanzinvestor und arbeitete sich bis zum Milliardär hoch. Nun greift der findige Geschäftsmann und gelernte Rechtsanwalt nach dem Düsseldorfer Handelskonzern Metro. Über Aktienkäufe und Kaufoptionen hat er sich den Zugriff auf mehr als 30 Prozent der Anteile gesichert.

Die Investmentpläne bei dem Handelsriesen fallen etwas aus der Reihe. Bisher hatte sich Kretinsky auf die Energie- und Industriebranche konzentriert. Vor zwei Jahren übernahm seine EP-Holding (EPH) die Braunkohlesparte des schwedischen Vattenfall-Konzerns in Ostdeutschland. Der Tscheche wurde überraschend zum Kohlebaron in der Lausitz – und wettet darauf, dass Deutschland auf den fossilen Energieträger noch lange nicht verzichten kann.

Nun greifen Kretinsky und sein slowakischer Kompagnon Patrik Tkac nach dem angeschlagenen Lebensmittelhändler Metro. Im August sicherte sich das Duo 7,3 Prozent der Stammaktien aus dem Besitz der Unternehmerdynastie Haniel – und zusätzlich eine Kaufoption auf die verbleibenden 15,2 Prozent. Auch wenn das Kartellamt dem Deal noch zustimmen muss, zeigte sich der Milliardär hocherfreut. „Damit werden wir zum strategischen Investor bei der Metro AG“, teilte Kretinsky nach Bekanntgabe des Deals mit. „Das wissen wir sehr zu schätzen.“ Nutzt der tschechische Milliardär alle seine Kaufoptionen, so kann er seinen Anteil an Metro auf mehr als 30 Prozent steigern. Damit wäre die Schwelle überschritten, ab der ein Übernahmeangebot für das gesamte Unternehmen unterbreitet werden muss. Was genau Kretinsky bei der Metro vorhat, darüber lässt sich nur spekulieren. Reicht es dem Milliardär, als Großaktionär auf die Unternehmenspolitik Einfluss zu nehmen? Will er sich die Aktienmehrheit sichern oder den Konzern am Ende von der Börse nehmen? Auf jeden Fall ist es ein Abenteuer, auf das sich Kretinsky da einlässt. Denn seit Jahren geht es mit Metro bergab. Früher war das Unternehmen mit seinen Großmärkten, der Warenhauskette Kaufhof, den Elektronikmärkten Media Markt und Saturn sowie der Supermarktkette Real eine Großmacht im deutschen Handel. Jetzt vereinigt die Metro nur noch die gleichnamigen Großmärkte und die nun ebenfalls zum Verkauf gestellte Supermarktkette Real unter ihrem Dach.

 Daniel Kretinsky, gelernter Rechtsanwalt und findiger Geschäftsmann

Daniel Kretinsky, gelernter Rechtsanwalt und findiger Geschäftsmann

Foto: dpa/Matej Divizna

Vor allem zwei Baustellen machen dem Unternehmen zu schaffen: das schwache Großhandelsgeschäft in Russland und das  Sorgenkind Real, das mit Konkurrenten wie Edeka oder Rewe schon lange nicht mehr mithalten kann. Kretinsky scheint das nicht abzuschrecken. „Wir sind uns bewusst, dass das Unternehmen Metro in einem dynamischen Umfeld operiert, sowohl im Hinblick auf die Marktentwicklung in einigen Regionen wie auch im Hinblick auf die Bedürfnisse und Vorlieben ihrer Kunden“, erklärte er. Er sei indes überzeugt, dass das Unternehmen auf diese Herausforderungen dank seines Fachwissens adäquat reagieren könne.

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