Wandel im Handel Real-Märkte suchen eine neue Heimat

Düsseldorf · Metro hat angekündigt, Real zu verkaufen. Die Kette soll nur komplett abgegeben werden. Doch das könnte sich schwierig gestalten.

 Kritiker bemängeln, dass Metro über eine lange Zeit kaum in die Real-Märkte investiert hat.

Kritiker bemängeln, dass Metro über eine lange Zeit kaum in die Real-Märkte investiert hat.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die riesigen Supermärkte auf der grünen Wiese kämpfen ums Überleben. Was noch in den 1980er Jahren als Erfolgsmodell galt, ist heute angesichts veränderter Kaufgewohnheiten und kleiner werdender Haushalte häufig ein Sanierungsfall. Vorbei sind die Zeiten, als der Familieneinkauf mit dem Auto ein wöchentliches Großereignis war.

Mit der Supermarktkette Real („Einmal hin – alles drin“) stellt der Düsseldorfer Metro-Konzern einen solchen Einkaufsriesen nun zum Verkauf. Gesucht wird ein Konzept für 282 große Märkte mit mehr als 30 000 Beschäftigten. Metro will Real nur im Komplettpaket abgeben. Was aufgrund der Wettbewerbsvorgaben aber schwierig werden dürfte. Konkurrenten könnten es nur auf einzelne Märkte und Filialen absehen.

Metro wolle sich auf das Großhandelsgeschäft konzentrieren, begründete Unternehmenschef Olaf Koch gestern die Entscheidung. Die Supermarktkette soll voraussichtlich bis zum kommenden Frühjahr einen neuen Eigentümer finden. Der Prozess stehe jedoch ganz am Anfang. „Wir wissen, es gibt Interessenten“, sagte Koch. Zum Verkauf stehe ein „profitables Unternehmen mit über sieben Milliarden Euro Umsatz“. Als Zugabe wartet auf den Käufer ein lukratives Paket von 65 Immobilien.

Widerstand kommt bereits jetzt von Gewerkschaften. Verdi wirft dem Management falsche Entscheidungen in der Vergangenheit vor, die die Werthaltigkeit des Unternehmens massiv gefährdeten. „Tatsächlich sind nach Einschätzung von Experten erhebliche Investitionen notwendig, um die in die Jahre gekommenen Märkte für die Zukunft fit zu machen.

Als Konzept für die Zukunft könne sie sich mehr Service und Gastronomie vorstellen, sagte Handels-Analystin Franziska Schmidt von Planet-Retail RNG. Von dem riesigen Sortiment an sogenannten Non-Food-Artikel außerhalb des Lebensmittelgeschäfts müssten sich die Läden dagegen weitgehend verabschieden. Es sei denn, es steckt ein abgerundetes Konzept dahinter.

Größte Widersacher der SB-Märkte auf der grünen Wiese seien in Deutschland die Discounter, die überall schnell zu erreichen seien und zudem einen starken Preisdruck ausübten, sagt Marco Atzberger vom Kölner Einzelhandelsforschungsinstitut EHI. Erfolgreich seien aber auch Supermärkte wie Edeka oder Rewe, die im Lebensmittelhandel auf eine größere Fläche mit mehr Spezialitäten setzten.

Als mögliches Erfolgsmodell für Real gilt der Umbau eines Warenhauses in Krefeld zu einer Markthalle. Das habe sich bewährt und könne zum Vorbild für weitere Modernisierungen werden, warb Metro-Chef Koch. Seit 2015 habe das Real-Management gemeinsam mit dem Metro-Vorstand das stationäre Geschäft bereits „revitalisiert“. Eine Übernahme des neuen Konzepts sei an weiteren Standorten geplant.

(dpa)
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