Handel Merzig bekommt neue Heimat im Netz

Merzig · Merzig hat eine digitale Plattform freigeschaltet, die nicht nur die Stadt präsentiert, sondern über die auch der Handel gefördert werden soll.

 Randolf Jobst, Benjamin Colbus und Fabian Ganster (vl) bei der Präsentation ihres regionalen Handelsportals.

Randolf Jobst, Benjamin Colbus und Fabian Ganster (vl) bei der Präsentation ihres regionalen Handelsportals.

Foto: Ruppenthal

Randolf Jobst, Initiator der Digitalplattform für Merzig, gibt sich beim Start von „Keep City“ selbstbewusst: „Wir geben Städten ein digitales Gesicht“, sagt der Mitgründer des Saarbrücker Startups Cema UG, das die neue Digital-Plattform entwickelt hat.

Die Idee ist bestechend: „Seit Jahren sehen wir, wie Online-Händler wie Amazon dem regionalen Handel die Kunden wegnehmen“, sagt er. Das soll nun eine Kombination aus drei regional ausgerichteten Internet-Seiten und Apps ändern. Die Basis-Website „Keep City“ ist quasi das digitale Basis-Schaufenster der Stadt, in der sich eine Kommune präsentieren kann. Sehenswürdigkeiten und Attraktionen sind auf dieser Seite dann ebenso zu finden wie wichtige Geschäfte und ihre Öffnungszeiten. „Wo kann ich tanken, wo ist die nächste Apotheke, welche Freizeitmöglichkeiten gibt es? Antworten auf all diese Fragen finden Besucher der jeweiligen Stadt auf dieser Seite.“

Doch dabei bleibt es nicht: Über die angegliederten Digitalangebote „Keep Home“ und „Keep Fresh“ kann der regionale Handel eigene Produkte und Lebensmittel über zwei regionale Online-Shop vertreiben. Kunden können Waren über das Internet bestellten. Diese werden dann zu einem Sammelpunkt gebracht, von dem aus sie geliefert werden– idealerweise noch am selben Tag.

Jobst hat die Idee aus eigener Erfahrung entwickelt: „Seit 25 Jahren habe ich ein Café in Merzig. Und in den Gesprächen mit meinen Kunden habe ich gemerkt, dass es genau das braucht.“ Vor gut zwei Jahren hat er dann gemeinsam mit dem Wirtschaftsinformatik-Studenten Benjamin Colbus das Portal entwickelt.

Die Idee hat auch die saarländischen Business Angels überzeugt, eine Vereinigung unter dem Dach der IHK, bei der erfahrene Manager interessanten Startups zur Seite stehen. Im Falle von Cema UG, dem Unternehmen von Jobst und Colbus, hat sich der Internet-Spezialist Fabian Ganster als Business-Angel des Projekts angenommen. Er ist sogar als Gesellschafter ins Unternehmen mit eingestiegen. „Wir sehen es als eine interessante Alternative zu den großen Online-Shops“, sagt Matthias Hafner, Geschäftsführer der IHK und der Business Angels.

Seit Dienstag ist das Portal in Merzig am Start. Vorerst mit einer überschaubaren Anzahl von Anbietern im Portal Keep Home – knapp 15 Geschäfte bieten dort ihre Waren an. Allerdings zeigt sich auch, dass der regionale Ansatz Tücken hat. „Gerade kleine Unternehmen haben kein Warenwirtschaftssystem. Da müssen die Produkte einzeln fotografiert und katalogisiert werden, bevor sie auf die Internet-Seite gestellt werden können“, sagt Jobst.

Das Geschäftsmodell ist einfach: Die Städte zahlen quasi eine Grundmiete für die Bereitstellung der Internet-Seite. Die beiden Online-Shops arbeiten mit einem Provisionsmodell, bei dem Cema an jedem Verkauf beteiligt ist. Schon bald sollen nach Merzig weitere Städte folgen. Am Jahresende ist der Start in St. Ingbert geplant, mit weiteren Kommunen liefen Gespräche, sagt Jobst. Letztlich soll das Konzept deutschlandweit vermarktet werden und bereits Mitte 2018 schwarze Zahlen schreiben. Und auch der Handel vor Ort würde profitieren, ist Business Angel Ganster überzeugt: „Wenn die Kunden Ware umtauschen, gehen sie eben nicht zur Post, sondern kommen direkt in den Laden“, sagt er. Somit würden auch die Innenstädte wieder stärker belebt.

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) nennt das neue Angebot eine „gute Antwort auf die Probleme des innerstädtischen Einzelhandels.“ Über die Plattform könnten Verbraucher bequem von zuhause aus und doch in der eigenen Stadt einkaufen.

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