Kampf gegen Fachkräftemangel Mehr ältere Saarländer haben einen Job

Saarbrücken · Die IHK Saarland fordert Politik und Betriebe auf, im Kampf gegen den Fachkräftemangel mehr dafür zu tun, dass Menschen über 55 Jahre erwerbstätig sind.

 Das Saarland liegt bei der Erwerbsquote von Älteren im Bundesländervergleich auf dem vorletzten Platz.

Das Saarland liegt bei der Erwerbsquote von Älteren im Bundesländervergleich auf dem vorletzten Platz.

Foto: epd/Werner Kraºper

Das Saarland holt auf. Der Anteil der Älteren über 55 Jahre, die einen Job haben, ist im Saarland stärker gestiegen als in ganz Deutschland. Das geht aus einer Studie der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK) hervor. „Das reicht aber bei weitem noch nicht aus, um langfristig die Fachkräftelücke zu schließen. Mehr denn je muss es jetzt darum gehen, Erwerbstätigkeit statt Frührente zu fördern. Doch nicht nur die Politik ist gefordert. Auch Unternehmen sollten stärker als bisher dazu beitragen, die Beschäftigungsquoten Älterer zu steigern“, sagte IHK-Geschäftsführer Carsten Meier.

Der IHK-Studie zufolge ist der Anteil der 55- bis 64-Jährigen, die im Saarland berufstätig sind, zwischen 2005 und 2017 um die Hälfte gestiegen – von 46 auf 69 Prozent. Deutschlandweit nahm die Erwerbsquote Älterer um mehr als ein Drittel zu – von 52 auf 73 Prozent. Der Abstand zum Bund beträgt demnach inzwischen nur noch vier Prozentpunkte – „Tendenz weiter sinkend“, wie es in der Studie heißt.Blickt man auf die absoluten Werte, habe sich etwa die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Älteren in den zwölf Jahren auf rund 78 000 verdoppelt.

Das Saarland ist beim Anstieg der Beschäftigung von 55- bis 64-Jährigen im Vergleich der Bundesländer spitze. „Doch der Schein trügt ein wenig, denn der steile Anstieg im Saarland ist auch das Ergebnis einer niedrigen Ausgangsbasis“, sagte Meier. Denn betrachtet man das Niveau der Erwerbsquoten im Ländervergleich, liegt das Saarland auf dem vorletzten Platz. Nur in Mecklenburg-Vorpommern liegt 2017 die Erwerbsquote Älterer mit 66,5 Prozent unter dem saarländischen Wert.

Dass das Saarland nicht besser abschneidet, hat aus Sicht der IHK viele Ursachen. Entscheidend sei aber die Einführung der Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren. 11 100 Beschäftigte hätten dieses Angebot bisher genutzt. „Das entspricht in etwa der Gesamtzahl der Arbeitnehmer in der saarländischen Stahlindustrie“, heißt es in der Studie. Dies habe den Fachkräftemangel in der Industrie erheblich verstärkt. Mehr denn je müsse es nun darum gehen, „Erwerbstätigkeit statt Frührente zu fördern und damit zumindest das tatsächliche Renteneintrittsalter innerhalb der nächsten Jahrzehnte zu erhöhen“. Aber auch die 2017 in Kraft getretene sogenannte Flexi-Rente sowie die Möglichkeit der Kombination einer Teilrente mit Teilzeitarbeit sind aus Sicht der IHK wichtige Bausteine, um möglichst viele Menschen länger im Erwerbsleben zu halten. Darüber hinaus plädiert die Kammer dafür, die Lebensarbeitszeit stärker an die steigende Lebenserwartung anzupassen. Das gesetzliche Renteneintrittsalter müsse schrittweise steigen. Dies sei nötig, um das Fachkräfteproblem zu verringern und die gesetzliche Rentenversicherung finanzierbar zu halten.

Doch auch die Unternehmen müssen der Studie zufolge stärker als bisher dazu beitragen, die Beschäftigungsquoten Älterer zu steigern, zum Beispiel indem sie mehr in Weiterbildung und altersgerechte Arbeitsplätze investieren.

Für das Saarland sollte es aus Sicht der IHK Anspruch und Ziel zugleich sein, in einem ersten Schritt – möglichst bis 2025 – die Älteren-Erwerbsquote auf Bundesniveau und schließlich bis 2030 auf das schwedische Niveau von heute 81 Prozent zu steigern. Wenn dies gelänge, stünden dem saarländischen Arbeitsmarkt 2025 im Vergleich zu 2017 rund 6000 zusätzliche Fachkräfte zur Verfügung, schätzt die IHK. „Würde man bis 2030 sogar das heutige schwedische Niveau erreichen, wären es 18 000“, sagte Meier. Damit ließe sich die sich abzeichnende Fachkräftelücke durch den weiteren Rückgang des Potenzials an Erwerbstätigen im Saarland um mehr als 100 000 Personen bis zum Jahr 2030 verringern.

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