Ferngesteuerte Flugsicherung Lotsen aus Leipzig überwachen Flughafen Ensheim

Saarbrücken/Leipzig · Im Tower des Saar-Airports gehen in Kürze die Lichter aus. Starts und Landungen werden seit gestern aus der Ferne gesteuert.

Ein Kameraturm der Deutschen Flugsicherung auf dem Flughafen Ensheim.

Ein Kameraturm der Deutschen Flugsicherung auf dem Flughafen Ensheim.

Foto: dpa/---

Der Flughafen Saarbrücken-Ensheim wird seit gestern aus der Ferne von Fluglotsen in Leipzig überwacht. Erste Starts und Landungen nach der Umstellung seien erfolgreich gewesen, teilte die Deutsche Flugsicherung (DFS) mit. Eine Luxair-Maschine aus Luxemburg war am Morgen die erste, die die Landeerlaubnis aus gut 400 Kilometern Entfernung bekam. Kurz darauf gaben die Lotsen in Leipzig grünes Licht für den Start eines Luxair-Flugzeugs nach Berlin.

Zur Kontrolle des Flugverkehrs nutzen die Lotsen in Leipzig Video- und Infrarotkameras vor Ort in Saarbrücken. Bei der Sicherheit gibt es nach DFS-Angaben keine Abstriche. Die Infrarottechnik gewähre den Lotsen nachts oder bei Nebel sogar bessere Sicht. Das System könne Bewegungen außerdem automatisch erkennen und verfolgen.

Der Flughafen Saarbrücken wird nun als erster internationaler Flughafen in Deutschland nicht mehr vom örtlichen Tower aus überwacht. „Für kleinere Flughäfen ist das die Zukunft“, sagte ein DFS-Sprecher. Die Flugsicherung erwartet, dass sie durch das System ihr Personal effizienter und flexibler einsetzen kann. Das soll Kosten senken und die Produktivität erhöhen.Im nächsten Jahr soll Erfurt angeschlossen werden, danach Dresden. Dann würden die drei kleinsten internationalen Flughäfen Deutschlands ferngesteuert. In dem neuen Kontrollzentrum in Leipzig arbeiten insgesamt zehn Fluglotsen, die von Saarbrücken nach Sachsen gewechselt sind.

Der Flughafen Saarbrücken zählte im vergangenen Jahr rund 400 000 Passagiere bei knapp 11 000 Starts und Landungen. Nach Angaben der DFS ist es der weltweit größte Flughafen, der im täglichen Betrieb fernüberwacht wird.

Der Start des Konzepts „Remote Tower Control“ war lange vorbereitet worden, die Kameratests begannen vor vier Jahren. Im Tower in Saarbrücken bleibt nach DFS-Angaben noch vier Wochen ein Lotse, um bei Problemen mit dem neuen System einzugreifen. Dann bleibe die Kanzel leer.

Das Bundesunternehmen Deutsche Flugsicherung hat das System mit dem österreichischen Technikanbieter Frequentis AG entwickelt. Ihr Gemeinschaftsunternehmen Frequentis DFS Aerosense soll die Fernsteuerung weltweit vermarkten.

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