Lokführer-Mangel Lokführer-Nachwuchs dringend gesucht

Völklingen · In Deutschland fehlen Lokführer. Doch immer weniger junge Menschen entscheiden sich für den Beruf. Gründe dafür gibt es mehrere.

 Wer Lokführer werden will, muss bestimmte Anforderungen erfüllen. Dazu gehören auch medizinische und psychologische Eignungstests, an denen einige bereits scheitern.

Wer Lokführer werden will, muss bestimmte Anforderungen erfüllen. Dazu gehören auch medizinische und psychologische Eignungstests, an denen einige bereits scheitern.

Foto: dpa/Martin Schutt

Die Zeiten, in denen Lokführer ein Traumberuf für junge Menschen war, scheinen vorbei zu sein. In der Branche mangelt es an Kräften. „Es fehlen bundesweit 3500 bis 4000 Lokführer“, erläutert Michael Meiser vom Tüv Nord Bildung. Das Unternehmen bietet in Völklingen unter anderem die Aus- und Weiterbildung zum Triebfahrzeugführer, wie der Lokführer eigentlich heißt, an. Doch es sei immer schwieriger, Leute für die Ausbildung zu gewinnen.

Um diese Problematik zu besprechen, hatte der Tüv Nord Bildung kürzlich Vertreter mehrerer Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) und des Jobcenters Ludwigshafen eingeladen. Natalie Bauer vom Jobcenter sieht zwei grundlegende Probleme beim Beruf des Triebfahrzeugführers. Zunächst sei dieser bei ihren Kunden „relativ unpräsent“. Da es kaum ähnliche Berufe gebe, falle ein Bezug zur Tätigkeit schwer. Zudem seien die Anforderungen hoch, „nicht nur intellektuell, da kommt auch das Gesundheitliche ins Spiel“, sagt sie. Denn wer Lokführer werden will, muss sich medizinischen und psychologischen Eignungstests unterziehen. „Die ärztliche Untersuchung kann uns ins Schwitzen bringen“, befindet Bauer.

Neben den hohen Voraussetzungen sieht Christian Büchner von TX Logistik ein grundlegendes Problem: „Das Image des Lokführers ist schlecht.“ Je nach Einsatzmodell sei ein Lokführer mehrere Tage am Stück nicht zu Hause. Dies komme für viele junge Menschen nicht infrage. Bauer vom Jobcenter bestätigt diese Entwicklung. Bei der jungen Generation veränderten sich die Vorstellungen, die „Work-Life-Balance“ werde immer wichtiger. Außerdem spiele Angst vor den Anforderungen eine Rolle. Zugunfälle seien medial präsent und viele machten sich bereits im Vorfeld Sorgen, was geschehen könnte.

Es sei notwendig, auf die jungen Leute zuzugehen und den Beruf des Lokführers wieder modern darzustellen, findet Alexander Friedl von CFL Cargo. Dabei sollte schon bei der Berufsorientierung für Schüler begonnen werden, ergänzt Alexander Neubauer von HSL. Sacha Honnert von Rhenus Logistics betont die Vorteile des Berufs: Lokführer verdienen vergleichsweise gut, nach Worten von Meiser liege das Einstiegsgehalt bei 2600 bis 2700 Euro monatlich, wobei noch Nebenbezüge hinzukommen könnten. Außerdem seien die Übernahmechancen sehr hoch und der Beruf sicher. Holger-Frank Oberthür von TX Logistik betont: „95 Prozent derjenigen, die die Prüfung bestehen, haben einen Job.“

Die Perspektive am Arbeitsmarkt sei für die Berufsberatungen ein Kriterium, erläutert Alexander Hornschuch vom Jobcenter – vorrangig gehe es jedoch um Eignung und Neigung. „Wenn der Kunde sagt, dass er sich eine fahrende Tätigkeit vorstellen kann, ist der Lokführer bei unseren Vorschlägen dabei“, erläutert Bauer. Hornschuch räumt aber ein: „Wenn die Neigung des Menschen in eine andere Richtung geht, hat das keinen Wert.“

Dass andernorts diese Neigung vorhanden ist, weiß Meiser: Mit der französischen Arbeitsagentur arbeite er seit Jahren erfolgreich zusammen. Hier fange im kommenden Jahr bereits die fünfte gemeinsame Maßnahme an. Eine solche direkte Kooperation mit einem Bildungsanbieter wie dem Tüv Nord Bildung sei allerdings rechtlich in Deutschland nicht möglich, sagt Hornschuch. Um die Ausbildung – Kostenpunkt je nach Umfang zwischen 25 000 und 55 000 Euro – zu finanzieren, erhalten Kandidaten einen Bildungsgutschein, erläutert er. Dieser sei „ein wettbewerbsneutrales Produkt“; die Kunden suchten sich den Träger also selbst aus.

Der Tüv Nord Bildung will nun vermehrt in Schulen hineingehen, um junge Menschen direkter anzusprechen. Zudem sei ein „Tag der Eisenbahn“ geplant, bei dem sich Bildungsanbieter und EVU vorstellen und praktische Dinge gezeigt werden. Zudem sieht Meiser Chancen in der Kooperation mit EVU, um gemeinsam Ausbildungen – möglicherweise auch in anderer Form als bislang – anzubieten.

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